Hagen. Rechtzeitig vor Ostern beenden die beiden Unternehmen ihren Streit. Was das für Kunden und Krombacher-Mitarbeiter bedeutet.

Rechtzeitig vor Ostern haben der Brauerei-Riese Krombacher und der Lebensmittel-Gigant Edeka offensichtlich ihren Streit beigelegt. Das bestätigte auf Anfrage der WESTFALENPOST die Krombacher-Brauerei. „Wir erhalten wieder Bestellungen von Edeka, unsere Produkte können damit sehr zeitnah wieder vollumfänglich in den Edeka-Filialen verfügbar sein“, hieß es bei der Brauerei. Die Einigung gelte „ab sofort“ und betreffe „das gesamte Sortiment“ der Krombacher-Gruppe, zu der etwa auch Schweppes gehört.

Mit der Einigung, zu deren finanziellen Details die Siegerländer Brauerei keine Angaben machte, endet nach rund zweieinhalb Monaten die deutschlandweite Verbannung vieler Krombacher-Produkte aus den Edeka-Filialen. Der genossenschaftlich organisierte Lebensmittelhändler soll zu Jahresbeginn alle Krombacher-Produkte aus den Filialen seiner 3500 selbstständigen Edeka-Kaufleute ausgelistet haben – mit Ausnahme von Einweg-Artikeln und des Halbliterkastens Pils, den der Handel gerne über Preisaktionen als Lockmittel einsetzt.

Die Edeka-Zentrale in Hamburg wollte sich auf Anfrage nicht zu einer Einigung mit Krombacher erklären, da man sich „nicht im Detail zu Verhandlungen mit Lieferanten“ äußere. Dafür bestätigte Paul Nowak den Sachverhalt. „Ich bin froh, dass die sich geeinigt haben, die Erleichterung bei mir ist riesengroß“, sagte der Iserlohner Edeka-Kaufmann im Gespräch mit der WESTFALENPOST.

Die Erleichterung bei mir ist riesengroß. Ich freue mich, dass ich meine Kunden zu Ostern wieder glücklich machen kann.
Paul Nowak - Edeka-Kaufmann aus Iserlohn

Krombacher dürfte Produktion hochfahren

Edeka, zu dem auch der Discounter Netto gehört, soll laut Schätzungen aus der Branche rund ein Viertel des Ausstoßes der Krombacher-Gruppe abnehmen. Knapp zwei Wochen vor Ostern dürfte Krombacher nun die Produktion hochfahren, um nach wochenlanger Bestell-Pause seitens Edeka die Nachfrage bedienen zu können. Der Vorlauf sei aber ausreichend, um zeitnah wieder mit allen Krombacher-Produkten in den Edeka-Filialen vertreten zu sein, hieß es in Kreuztal-Krombach am Stammsitz der Brauerei.

Edeka-Kaufmann Nowak sagte, dass er gut durch die zweieinhalbmonatige Bestellpause gekommen sei, es nur wenige Lücken in seinem Sortiment gebe, da er sich im Dezember, kurz vor Verhängung der Auslistung, mit Krombacher-Produkten bevorratet habe. Nach Beilegung des Streits würden nun erst die Lager wieder aufgefüllt, bis dann neue Ware in den einzelnen Filialen ankomme. Das könne ein paar Tage dauern, aber er könne seine Kunden „zu Ostern wieder glücklich machen“, sagte Nowak und erklärte: „Ich weiß jetzt, dass ich wieder an neue Ware komme. Deshalb ist alles gut.“

Neben Kaufleuten und Kunden können mit Beilegung der Auseinandersetzung auch die Krombacher-Außendienstmitarbeiter zu ihrer (Arbeits-)Normalität zurückkehren. Edeka soll im Zuge der Auslistung ein nationales Betretungsverbot in den rund 11.000 Filialen gegen die Krombacher-Verkäufer verhängt haben. Krombacher soll darauf mit der „großen Bitte“, wie es in Unternehmenskreisen hieß, an seine Außendienstmitarbeiter reagiert haben, Urlaubstage zu nutzen, um freitags freizumachen. Dies sei aber nun ebenfalls aufgehoben, war aus Krombach zu hören.

Deal um Getränkelogistiker galt als Streit-Auslöser

Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen Edeka (Umsatz: 66,2 Milliarden Euro) und Krombacher (Umsatz: 951,4 Millionen) soll der Einstieg des Edeka-Rivalen Rewe beim Getränkefachgroßhändler Trinks gewesen sein, der als einer von zwei großen nationalen Playern der Branche den Lebensmitteleinzelhandel versorgt (die meisten großen Brauereien liefern nicht selbst aus). Bis Ende des vergangenen Jahres hielten die Gesellschafter Krombacher, Bitburger und Warsteiner die Anteile an Trinks. Dann genehmigte das Bundeskartellamt im Dezember den Einstieg von Rewe bei Trinks. Die Kölner beteiligen sich mit einem Anteil von 50 Prozent an dem Getränkelogistiker. Die andere Hälfte verteilt sich zu je gleicher Höhe auf die bisherigen Gesellschafter Krombacher, Bitburger und Warsteiner.

Durch die Beteiligung an Trinks könnte Rewe detaillierte Infos über Warenströme oder geplante Werbeaktionen des Konkurrenten Edeka erhalten, so lautete offenbar die Befürchtung bei den Hamburgern. Dass die Hersteller Krombacher, Bitburger und Warsteiner einen Kunden wie Rewe bei Trinks an Bord geholt hätten, galt manchem in der Branche als „Tabubruch“.

„Jetzt wissen die Jungs von Rewe, was wir von Edeka innerhalb der nächsten 20 Wochen in der Werbung planen, weil sie Zugriff auf Trinks haben. Das ist hochgradig wettbewerbsschädigend, unanständig“, hatte der Iserlohner Edeka-Kaufmann Paul Nowak dieser Zeitung im Januar zum Streit zwischen Edeka und Krombacher gesagt.

Versorgungssicherheit im Blick

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein von der Universität Siegen sah ebenfalls die Möglichkeit, dass Rewe Edeka-Warenströme auskundschaften könnte. Sie vermutete aber vornehmlich einen anderen Grund für den Rewe-Einstieg bei Trinks. Im vergangenen Jahr habe es Probleme bei der Belieferung des Handels gegeben. Mehrwegbehälter seien knapp geworden, die Logistikbranche leide auch stark unter Personalmangel. „Es könnte daher sein, dass Rewe mit dem Engagement bei Trinks auch die Versorgungssicherheit im Blick hat“, sagte Schramm-Klein dieser Redaktion im Januar.

In der Getränke-Branche wird spekuliert, dass Rewe seine Beteiligung an Trinks – wo bereits seit 2022 der ehemalige Rewe-Manager Roberto Fabiano Teil der Geschäftsführung ist – sukzessive ausbauen könnte. Um nicht abhängig von Trinks (und Rewe) zu sein, dürfte Edeka alternative Logistiklösungen anstreben, was vermutlich Zeit und vor allem Geld kostet.

Laut des Getränkefachmagazins „Inside“ forderte Edeka-Chef Markus Mosa deshalb „Satisfaktion“ von Krombacher, Warsteiner und Bitburger. Die beiden Letztgenannten hätten „die Kuh vom Eis“ bekommen. Wie viel das Warsteiner und Bitburger gekostet habe, sei nicht bekannt. Bei Krombacher hingegen, so das Fachmagazin, sei „Mosas Fehdehandschuh ins Gesicht“ geklatscht.

Bis nun Frieden geschlossen wurde.