Hagen/Arnsberg. Wenn im Winter kaum Schnee fällt, hat die Tourismusbranche im Sauerland ein Problem. Experten fordern daher eine schnellere Umsetzung von Schlechtwetter-Alternativen. Investitionen in Wintersport-Anlagen rechnen sich jedoch nicht.

Der Hochsommer hat seinen Höhepunkt erreicht und mit ihm die Temperaturen - da denken die Tourismusverantwortlichen im Sauerland schon wieder mit Schrecken an den nächsten Winter. Fällt er ebenso aus wie der vergangene, dann haben Beherbergungsbetriebe, Liftbesitzer und die Gastronomie, die mit Millionen-Investitionen in Vorleistung gegangen sind, ein Problem. Ein grüner Winter, in dem die Temperaturen nicht einmal für Kunstschnee reichen, ist wirtschaftlich auszuhalten, aber zwei?

„Haben wir doch längst“

„Hart getroffen - neue Wege gehen“, schreibt Werner von Buchwald, scheidender Geschäftsführer für Standortpolitik bei der IHK Arnsberg betroffen in der Kammerzeitschrift. Und meint damit mehr wetterunabhängige Angebote sowie die Fokussierung auf den Gesundheitssektor. „Haben wir doch längst“, schallt es unisono aus der Tourismuswirtschaft Südwestfalens zurück. Das „Umdenken in der Tourismusplanung“ - so eine griffige, aber nicht zutreffende Schlagzeile der letzten Tage - gebe es seit Jahren. Wer hat recht? Die Tourismus-Verantwortlichen der Region zeigen sich nicht einig.

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Grund für die Besorgnis ist die denkbar schlecht ausgefallene Frühjahrs-Tourismus-Umfrage der IHK Arnsberg unter 107 Betrieben im Hochsauerland, die erst jetzt veröffentlicht wurde. „Niederschmetternd wie seit über 30 Jahren nicht mehr“, so von Buchwald. Der Umfrage zufolge hat fast die Hälfte der Unternehmen im Gastgewerbe die vergangene Wintersaison als schlecht bewertet. Zum Vergleich: Den Winter davor bezeichneten 87 Prozent als gut oder befriedigend. 60 Prozent der Betriebe beklagten aktuell einen deutlichen Rückgang bei der Zimmerauslastung, 56 Prozent der Gastbetriebe rückläufige Umsätze.

„Wandern, Radfahren sowie die Bereiche Gesundheit, Wellness, Regeneration bietet die Region ja längst“, sagt Stephan Britten, Tourismusreferent bei der IHK Arnsberg. „Man kann aber nicht jedem Beherbergungsbetrieb sagen: Baut doch eine Saunalandschaft oder einen Kinderspielplatz.“ Ohne die jüngsten Millionen-Investitionen in das Skiliftkarussell Winterberg wäre alles noch viel schlimmer gekommen, ist Eckhard Henseling überzeugt, stellvertretender Geschäftsführer beim Sauerland-Tourismus. Den Ruf nach Alternativ-Angeboten bei schlechtem Wetter ertöne alle Jahre wieder. Man müsse diese Angebote - auch Höhlen, Spaßbäder oder Schiffstouren - nur ins rechte Licht rücken. Gesundheitstourismus ist nach Henselings Ansicht für das Sauerland wichtig. Besser sei allerdings das Etikett gesundheitliche Prävention.

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Michael Beckmann, Geschäftsführer der Ferienwelt Winterberg, bezweifelt, dass die Nachfrage danach im Sauerland so groß ist, „dass sie wirtschaftliche Dimensionen annimmt.“ Wichtig sei vielmehr zielgerichtetes Regional-Marketing etwa im Fernsehen.

Spitzenangebote in der Breite

Der Ruf nach Schlechtwetter-Angeboten ist Beckmann zufolge berechtigt, in Winterberg fehle etwa eine Indoor-Anlage für Familien. „Wir würden gern schneller laufen.“ Was den Markt befeuert, sind seiner Ansicht nach Spitzen-Angebote, Top-Betriebe und guter Service auch in der Breite. Beckmanns Wunsch: „Eine Gastgeber-Begeisterungsschulung.“