Olsberg. . Der milde Winter hat Gastronomen, Hoteliers, Skiliftbetreibern und vielen mehr im Sauerland 55 Millionen Euro an Verlusten beschert. Grund: Aufgrund der ungünstigen Witterung kamen nur halb soviel Besucher, wie in besseren Jahren.
Michael Beckmann nahm gestern das Wort „Schnee“ bei seinen einleitenden Sätzen zur Bilanz der Wintersport-Arena Sauerland in Olsberg nicht in den Mund. Stattdessen sprach der Vorsitzende bezeichnenderweise von „Sand“: „Wenn man angesichts des Winters den Kopf in den Sand steckt, fängt man an, mit den Zähnen zu knirschen“, brachte er die vergangene Saison auf den Punkt.
Die Zahlen, die Beckmann im Gutshof Schloss Bruchhausen präsentierte, sind, freundlich ausgedrückt, nicht gut: 55 Millionen Euro Verlust hat die viel zu milde sogenannte kalte Jahreszeit Gastronomen, Hoteliers und Skiliftbetreibern im Einzugsgebiet der Wintersport-Arena beschert. Ohne die Investitionen der letzten Jahre in die Beschneiungsanlagen, so Beckmann, wäre die Bilanz noch desaströser ausgefallen.
Beckmann blieb trotzdem optimistisch und gewann dem viertmildesten Winter im Sauerland seit 60 Jahren noch eine positive Seite ab: „Die mediale Aufmerksamkeit war gut für uns.“ Ausgiebig habe man über grüne Wiesen auf den Höhenlagen berichtet.
Positive Gästebefragung
Trotz des schlechten Winters 2006/07 und 2013/14 stünde die Wintersport-Region gut da, sagt Beckmann. Die Besucherzahlen seien in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, die Gästebefragung stimme positiv und, wenn Schnee liege, müsse keiner mehr mit der Glocke durchs Ruhrgebiet reisen: „Die sozialen Netzwerke arbeiten uns zu. Da weiß jeder zeitnah, wann bei uns Schnee liegt.“
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Die Verantwortlichen der Wintersport-Arena setzen auf den Masterplan 2.0 – und auf Geld aus Düsseldorf und Brüssel. Dafür erarbeite man ein entsprechendes Konzept, in das bereits 55.000 Euro investiert worden seien. In einem Jahr soll das Paket geschnürt sein.
Julian Pape, Projektleiter Wintersport-Arena, visualisierte per Beamer die Eckdaten des Masterplans 2.0. Demnach ist ein einheitliches Ticketsystem geplant, für die kleineren Skigebiete sollen Zielgruppen wie Kinder direkter angesprochen werden. „Der Aufbau von entsprechenden Elementen an den Pistenrandbereichen ist dabei ein Aspekt“, so Pape. Die Optimierung der Verkehrsströme durch ein Kombi-Ticket „Ski- und Schienenverkehr“ sei ebenso angedacht.
Lift nur 16 Tage in Betrieb
Christoph Klante, Vorstandsmitglied des Skiverbandes Sauerland, geht sogar noch einen Schritt weiter. Er fordert, der Wintersport-Arena „endlich ein markanteres Gesicht zu geben“: „Wir müssen uns von den anderen Wintersport-Regionen besser absetzen.“ Auch dafür müsse Geld in die Hand genommen werden.
Von solchen Problemen kann Christoph Guntermann, Betreiber des Skigebiets Sternrodt, nur träumen. Das Skigebiet in Olsberg-Bruchhausen besitzt keine Beschneiungsanlage. „Es war kaum einen Tag in Betrieb.“ Gerhard Bender, Betreiber der Ritzhagenlifte im Skigebiet Willingen, konnte, drei Frosttagen und entsprechender Technik sei Dank, immerhin von 30 Betriebstagen berichten. Das sei angesichts des neuen Sesselliftes, in den 3,5 Millionen Euro investiert worden sind, auch bitter nötig gewesen. Der Lift lief allerdings nur 16 Tage. Da sei man froh gewesen, eine Sommerrodelbahn zu besitzen.
Einig waren sich die Wintersport-Experten auch darin, dass der milde Winter nicht auf einen Klimawandel hindeute. Das sei mit Blick auf die Jahrzehnte eine „normale Abweichung“. „Und sollte der Klimawandel doch kommen“, so Michael Beckmann, „dann spiegelt dieser Winter das wider, was das Sauerland in 50 beziehungsweise 100 Jahren zu erwarten hat.“