Schmallenberg/Sundern. . Sauerland Gastgeber-Werkstatt in der Tourismusbranche bietet Hilfe an: von der Nachfolger-Suche über das Marketing-Konzept bis zum Internet-Auftritt
Das Geschrei ist groß. So ist es, wenn Kleinkinder toben, und Säuglinge ihre Wünsche äußern. Für Daniela Tigges ist es Musik in den Ohren. Der Mutter einer vierjährigen Tochter sind die Bedürfnisse junger Familien im Urlaub nicht fremd.
Ende 2007 hat sie von ihren Eltern Ingrid und Johannes den Betrieb übernommen, vier Millionen Euro investiert und mit dem Familotel Ebbinghof eine feine Adresse für den Nachwuchs geschaffen. „Wir haben uns zu 100 Prozent Familien mit Kleinkindern und Säuglingen verschrieben“, sagt die Hotelfachfrau. „Von 8 bis 20 Uhr ist Betreuung garantiert.“
Familienfreundlichkeit zählt
54 Mitarbeiter sorgen für das Wohl der Gäste. Ihr Wohl, im Hotel- und Gaststättenbetrieb nicht immer leicht zu verwirklichen, wird darüber nicht vergessen. Das fängt bei geregelten Arbeits- und Urlaubszeiten an. „Wir gehören zu den Betrieben im Hochsauerlandkreis, die als besonders familienfreundlich ausgezeichnet worden sind“, sagt die 35-Jährige.
„Daniela Tigges hat es richtig gemacht“, sagt Jan Kobernuß, Geschäftsführer der ift-Freizeit- und Tourismusberatung in Köln. „Sie hat sich einen Plan gemacht und hat eine Strategie entwickelt, wie sie ihre Ziele erreicht. Das Bauchgefühl reicht heute nicht.“
Der Tourismusberater begleitet die Sauerland Gastgeber-Werkstatt. Ein Netzwerk, das sich im Aufbau befindet. Bis 2015 werden 750 000 Euro in die Hand genommen - 600 000 Fördermittel plus 150 000 Euro Unterstützung privater Projektpartner - damit Hotels und Pensionen im Wettbewerb mit anderen Regionen in Zukunft Stand halten können.
„Ein großes Problem ist es“, sagt Werner von Buchwald, Tourismusexperte der Industrie- und Handelskammer Arnsberg, „dass landesweit neue Produkte und Konzepte entwickelt werden, die nur von einem Viertel der Betriebe mitgetragen wird. Die große Mehrheit tut sich schwer.“
Warum? „Weil sie mit dem Tagesgeschäft ausgelastet sind. Der Masse fehlt die Dynamik“, so von Buchwald. „Während die einen, nehmen wird den Ruhrtalradweg, neue Impulse offensiv aufgreifen, verharren die anderen im Status der 1970er Jahre.“ Antworten eines Hotelbetreibers wie „ich bin eigentlich nur der Koch“ zeigten die dringende Notwendigkeit der Unternehmen, sich den wandelnden Wünschen der Gäste zu nähern. Beispiel? „Angesichts des demografischen Wandels werden barrierefreie touristische Angebote immer notwendiger.“ Sei es das für Ältere nicht ungefährliche Duschen in der Badewanne oder das Schleppen der Koffer über viele Treppen. Buchwald: „Hier muss etwas passieren.“ Thomas Weber, Geschäftsführer des Sauerland-Tourismus, sieht es genauso: „Wir wissen, nicht jeder kann in einem Betrieb alles machen: die Zapfanlage reparieren, einen vernünftigen Auftritt im Internet installieren und Küchenchef sein. Das überfordert jeden.“
Kostengünstige Unterstützung
An der Stelle soll die Sauerland Gastgeber-Werkstatt helfen. „Hier findet jeder die Werkzeuge, die er braucht, um seinen Betrieb leichtgängig und kostengünstig auf den richtigen Weg zu bringen.“ Dazu bedürfe es nicht eines teuren Beraters, der aus Hamburg oder München anreise.
„Es muss jemand sein, der weiß, wie das Sauerland tickt.“ Das Portal liefere die passenden Ansprechpartner. „Wir haben 50 000 Betten“, so Weber, „da muss es möglich sein, ein Netzwerk zu organisieren, das anspringt, salopp formuliert, wenn die Säge klemmt.“