Hagen. Früh aufstehen, produktiv sein? Kein Problem, sagt der Schlafmediziner aus Hagen. Was es dennoch dabei zu beachten gibt.

Aufstehen zu einer Uhrzeit, zu der die meisten Menschen schlafen: Ist das gesund? „In der Schlafmedizin unterscheiden wir zwei Typen von Mensch: die Eulen und die Lerchen“, sagt Prof. Wolfgang Galetke, Ärztlicher Direktor der Vamed Klinik in Hagen, die unter anderem auf Schlafmedizin spezialisiert ist. Die Eulen werden abends wach, bleiben länger auf und schlafen dafür gern länger. Lerchen sind abends früh müde und früher am Morgen aktiver. „Daran kann man auch nicht viel ändern“, sagt Galetke.

Zwei Schlaftypen: Eulen und Lerchen

Mit anderen Worten: Man muss eine gewisse Veranlagung mitbringen, um regelmäßig so früh aufzustehen und sich damit wohlzufühlen. Noch wichtiger als das: Wer früh aufsteht, muss früh ins Bett gehen. „Wir wissen, dass eine gewisse Schlafdauer sinnvoll ist und die Leistungsfähigkeit erhält. Wer regelmäßig weniger als sechs Stunden pro Nacht schläft, der kann körperliche Probleme bekommen: Herz- und Kreislauferkrankungen können die Folge sein, auch das Immunsystem kann durch zu wenig Schlaf geschwächt werden.“ Allerdings: Auch zuviel Schlaf (neun, zehn Stunden) könne ungesund sein.

Ich habe den Eindruck, dass es auch etwas dem Zeitgeist geschuldet ist, Schlaf bisweilen für vergeudete und unproduktive Zeit zu halten.
Prof. Wolfgang Galetke, - Ärztlicher Direktor der Vamed Klinik in Hagen

Das Wohlgefühl derer, die freiwillig so früh aufstehen, hält Galetke nicht selten für einen eher psychologischen Effekt, „weil man das Gefühl hat, besonders aktiv zu sein zu Zeiten, in denen es andere nicht sind.“ Dagegen sei auch nichts zu sagen. Aber: Den Schlaf zu unterbrechen, um Sport zu treiben, sei kontraproduktiv.

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„Ich habe den Eindruck, dass es auch etwas dem Zeitgeist geschuldet ist, Schlaf bisweilen für vergeudete und unproduktive Zeit zu halten“, warnt der Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin. Wichtig seien die Tiefschlafphasen (erste Nachthälfte) und die Traumschlafphasen (zweite Nachthälfte). „In den Traumschlafphasen wird das Erlernte verarbeitet und sozusagen in Schubladen abgelegt.“

Mittags lässt sich Schlaf nicht nachholen

Und wer doch zu wenig in der Nacht geschlafen hat, der kann sich die fehlende Zeit tagsüber zurückholen? „Davon würde ich abraten, weil dem Körper suggeriert wird, dass er sich nun ausruhen kann. Sich nach dem Eintritt in die Tiefschlafphase und dem Erwachen daraus frisch und ausgeruht zu fühlen, ist fast unmöglich“, sagt Galetke. Am ehesten stellen kurze Schläfchen, die sogenannten Power-Naps (übersetzt: Power-Nickerchen) die Leistungsfähigkeit wieder her. 15 Minuten seien das Maximum bei dieser Art von Regeneration. „Aber auf Dauer ist das nicht sinnvoll.“