Hagen/Sauerland. Die Inzidenz steigt teils sehr stark in der Region, doch es sterben weniger. Die Lage auf den Intensivstationen und warum Hagen Impf-Meister ist.

Hagen ist der unangefochtene Impf-Spitzenreiter in der Region: Rund acht Prozent der Gesamtbevölkerung haben hier bereits ihre Erstimpfung erhalten, im benachbarten Dortmund sind es nur fünf Prozent. Und auch Siegen-Wittgenstein und der Ennepe-Ruhr-Kreis liegen noch weit hinter dem Hagener Wert.

Warum die Stadt Hagen, die lange mit dem höchsten Inzidenz-Wert in NRW zu kämpfen hatte und auch weiter über 100 liegt, nun Spitzenreiter im Regierungsbezirk Arnsberg und auch in ganz Westfalen-Lippe ist, kann die zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KVWL) nicht erklären, sondern nur erahnen: „Jede Stadt und jeder Kreis erhält eigentlich analog zur Bevölkerungszahl den gleichen Impfstoffanteil“, so die Sprecherin Vanessa Pudlo. „Aber vielleicht gelingt es in Hagen, die Impftermine für die Berufsgruppen wie Lehrer und Erzieher, die nun schon an der Reihe sind, so zu organisieren, dass die Impfstoffmengen komplett verimpft werden können.“

Extra Senioren angerufen und Impftermine vorgezogen

Genau darin sieht auch Michael Kaub, der Sprecher der Stadt Hagen, den Erfolg. Fast jede einzelne Impfdose, die dem Impfzentrum zur Verfügung stehe, habe man abrufen können: „Dies ist häufig logistisch schwierig, aber dem eingesetzten Personal ist es dennoch Woche für Woche gelungen, am Ende jeder Woche den Inhalt des Kühlschranks bis auf eine kleine Reserve zu verimpfen.“ Zudem habe sich die Stadt früh um das eigene Buchungssystem (www.terminland.de/impfzentrum-hagen) für die berechtigten Personengruppen bemüht und dies aufgebaut. „Dies wird sehr gut nachgefragt und von uns permanent mit zur Verfügung stehenden Terminen aufgefüllt.“

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Dr. Michaela Kinzius, die stellvertretende ärztliche Leiterin des Impfzentrums in Hagen, unterstreicht das: „Auch nach den regulären Arbeitszeiten arbeiten wir engagiert daran, möglichst alle zur Verfügung stehenden Impfdosen zu verimpfen.“ Kurzfristige Kapazitäten – etwa Astrazeneca-Dosen, die bei anderen liegengeblieben seien- versuche man in Hagen noch zu verimpfen. Und: Da Astrazeneca jetzt auch für Menschen über 64 Jahren zugelassen ist, wurden im Namen des Impfzentrums in mühevoller Kleinstarbeit Menschen über 80 kontaktiert – bis jetzt etwa zwischen 150 bis 200 Senioren, die ihren Termin erst im April oder Mai hätten. Die Termine wurden vorverlegt und spontan möglich gemacht. „Es ist einfach zu schade, wenn genug Impfstoff da ist, dieser dann aber nur im Kühlschrank liegt“, so Dr. Michaela Kinzius.

Sieben-Tage-Inzidenz steigt in der Region stark an

Der schnelle Impferfolg ist aber auch nötig – sowohl in Hagen als auch in weiten Teilen der Region. Denn die Sieben-Tage-Inzidenz, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche wiedergibt, steigt in vielen Kreisen und Städten an und liegt teilweise wieder über einem Wert von 100. Auch im Märkischen Kreis bleibt der wert mit rund 138 hoch, Spitzenreiter ist nun aber wieder Herne.

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Von Jennifer Schumacher, Michael Koch und Lokalredaktionen

Im Durchschnitt lag die Sieben-Tage-Inzidenz im Regierungsbezirk Arnsberg zu Beginn des harten Lockdowns am 16. Dezember bei 173,6, aktuell sind es 87,7. Das sind gut vier Prozentpunkte mehr als vor einer Woche – damit ist der Anstieg aber immerhin nicht so groß wie in ganz Nordrhein-Westfalen. Der aktuelle Durchschnittswert für NRW liegt bei 73,1 -zehn Prozentpunkte mehr.

Die Bilanz in der Region

Schaut man genauer auf die Zahlen, dann gibt es diese Kernaussagen für die Wochenbilanz:

  • Der Anstieg bei der Zahl der Corona-Toten ist rückläufig. Im Wochenvergleich gab es zwar wieder 70 Tote zu beklagen, das sind aber mehr als 40 weniger als in der Woche zuvor.
  • Die Lage auf den Intensivstationen hat sich etwas entspannt: Die die Zahl der besonders behandlungsintensiven Covid-Patienten ist wieder leicht gesunken.

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  • Die Sieben-Tage-Inzidenz, die die Quote der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche misst, ist in sechs von zwölf Kreisen und Großstädten im Wochenvergleich wieder gestiegen, in dreien ist der Wert stabil, in dreien weiteren sogar gesunken.
  • Die Corona-Rangliste

    Schaut man auf den Regierungsbezirk Arnsberg, führt nun Herne die Rangliste der Corona-Dynamik mit großem Abstand an. Sie basiert auf den Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI), Stand Freitag 0 Uhr.

    • 1. (Rang 2. vor einer Woche ) Herne: 140,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen (214 Tote, 5 mehr als vor einer Woche)
    • 2 . (1) Märkischer Kreis: 138,9 (282, +19)
    • 3 . (4). Hagen: 112,9 (253 Tote, + 13)
    • 4 . (5.) Siegen-Wittgenstein: 98,2 (122, +3)
    • 5 . (3.) Hamm: 97,3 (160 Tote, +/-0)
    • 6. (7.) Olpe: 76,1 (137, + 2)
    • 7. (6.) Hochsauerlandkreis: 75,1 (155, +8)
    • 8. (11.) Kreis Soest: 67,9 (153, +2)
    • 9. (12.) Bochum: 66,2 (174 , +5)
    • 10. (9.) Dortmund: 62,9 (313, +3)
    • 11. (10.) Kreis Unna: 59,3 (415, +5)
    • 12. (8.) Ennepe-Ruhr-Kreis: 57,1 (295, +5)

    Die Verstorbenen-Zahlen

    Im Regierungsbezirk Arnsberg sind seit März 2673 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben. Das sind 70 mehr als vor einer Woche – damit hat sich der Anstieg bei den Todeszahlen wieder deutlich verlangsamt. In der vergangenen Woche lag das Wochen-Plus noch bei 11. Vor fünf Wochen waren binnen sieben Tagen sogar noch 168 Verstorbene zu beklagen. Zum Vergleich, wie tödlich die zweite Welle der Corona-Pandemie seit Herbst aber insgesamt war: Von März bis Oktober lag die Gesamtzahl der Toten noch bei 290.

    Die Intensivstationen

    153 Covid-Patienten (davon 90 beatmet) werden aktuell im Regierungsbezirk auf Intensivstationen behandelt – damit ist die Zahl im Wochen-Vergleich wieder gesunken und zwar um sieben Covid-Patienten. Die Zahl der freien Intensivbetten hat sich hingegen etwas verschlechtert. 167 der insgesamt 1337 zur Verfügung stehenden Intensivbetten in der Region sind noch frei – 22 weniger als in der Vorwoche.

    Das Intensivbettenregister zeigt im Detail diese Werte:

    • 1. (Vorwoche 1.) Herne: 25,4 % der Intensivbetten mit 16 Corona-Patienten belegt
    • 2. (2.) Märkischer Kreis: 25,2 %, 26
    • 3. (6.) Kreis Unna: 16,4 %, 18
    • 4. (3.) Hagen: 16,1 %, 13
    • 5. (4.) Hochsauerlandkreis: 14,3 %, 14
    • 6. (7.) Bochum: 11,9 %, 20
    • 7. (9.) Kreis Siegen-Wittgenstein: 8,4 %, 10
    • 7. (10.) Dortmund: 8,4 %, 24
    • 9. (12.) Kreis Soest: 6,8 %, 5
    • 10. (11.) Ennepe-Ruhr: 4,4 %, 6
    • 11. (8.) Hamm: 1,41 %, 1
    • 12. (5.) Kreis Olpe: 0 %, 0

    Die Impfungen

    219.449 Menschen in den zwölf Kreisen und Großstädten des Regierungsbezirks Arnsberg haben bislang ihre Erstimpfung erhalten – 49.803 mehr als vor einer Woche. Das sind 6,3 Prozent der etwa 3,5 Millionen Menschen, die in der Region leben (Vorwoche: 4,8 %). Generell steigt das Impftempo: In der Woche zuvor hatte das Plus nur bei 37.404 gelegen. Hinzu kommen die statistisch noch nicht zentral erfassten Impfungen, die Krankenhäuser direkt bei ihrem Personal durchführen.

    In den Impfzentren sind seit 8. Februar bislang 139.846 Menschen geimpft worden, in Alten- und Pflegeheimen seit 27. Dezember 79.603 Menschen durch mobile Teams. Hinzu kommt: Insgesamt 85.907 Menschen haben schon die zweite Spritze erhalten, also den vollen Impfschutz.

    Schaut man auf die Erstimpfungen und setzt sie in Bezug zu der Einwohnerzahl, dann zeigt sich, dass die Entwicklung auseinander geht: Während in Hagen mehr als acht Prozent geimpft sind, sind es in Dortmund nur fünf. Nicht viel besser sieht es im Ennepe-Ruhr-Kreis aus. Auf die einzelnen Städte und Kreise verteilt sich das so:

    • 1. (3.) Hagen: 15.441 Erstimpfungen (+4241 im Vergleich zur Vorwoche), 8,2 % Prozent der Gesamtbevölkerung
    • 2. (4.) Kreis Olpe: 9343 (+2110), 7%
    • 3. (3.) Hamm: 12.053 (+2212), 6,7 %
    • 4. (5.) Hochsauerlandkreis: 17.181 (+3761), 6,6%
    • 5. (5.) Kreis Soest: 19.449 (+3772), 6,4 %
    • 5. (7.) Märkischer Kreis: 26.074 (+6103), 6,4 %
    • 5. (8.) Bochum: 23.514 (+6082), 6,4 %
    • 8. (1.) Herne: 9671 (+2107), 6,2 %
    • 9. (8.) Kreis Unna: 23.229 (+4397), 5,9 %
    • 10. (11.) Kreis Siegen-Wittgenstein: 16.199 (+4775), 5,8 %
    • 11. (10.) Ennepe-Ruhr-Kreis: 17.684 (+4093), 5,5 %
    • 12. (12.) Dortmund: 29.611 (+6150), 5,0 %