Hagen. Massenweise sollen jetzt Schnell- und Selbsttests eingesetzt werden gegen Corona. Doch es hakt. Woran es liegt und was die Bürger wissen müssen.

Stell Dir vor, alle sollen sich testen lassen, aber keiner weiß so richtig wie. Am Montag blieben zumindest viele Fragen offen, wie die neue Massen-Teststrategie tatsächlich umgesetzt werden soll, die nun eine zentrale Säule im weiteren Kampf gegen die Corona-Pandemie sein soll. Ein Überblick.

Was ist der Unterschied zwischen Schnelltests und Selbsttests?

Ein Ergebnis gibt es bei beiden schnell. Doch es gibt entscheidende Unterschiede. Den Selbsttest kann man seit Samstag bei Aldi oder Lidl kaufen – auch wenn sie schnell vergriffen waren. Und Drogerie- und Supermärkte wollen bald nachziehen. Diese Selbsttests kann man tatsächlich auch selbst als Bürger ohne fremde Hilfe durchführen. Schnelltests hingegen dürfen nur von entsprechend geschulten Personen durchgeführt werden – etwa in Apotheken, Arztpraxen oder auch in speziellen, teils auch privat betriebenen Testzentren, die es schon seit Wochen gibt. Auf sie kommt aber eine neue Herausforderung zu, weil seit dieser Woche jeder Bundesbürger den Anspruch auf einen kostenfreien Schnelltest pro Woche hat.

Gibt es schon eine ausreichende Infrastruktur für diese kostenlosen Schnelltests?

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Von Jana Naima Schopper und Jürgen Kortmann

Man muss sagen: Nein, die gibt es noch nicht. Laut Bundesgesundheitsministerium gibt es zwar mehr als genug Schnelltests. Aber vor Ort gibt es noch nicht genug Testzentren, die entweder von den kommunalen Gesundheitsämtern selbst betrieben oder genehmigt werden müssen. Die Behörden vor Ort sind vergangene Woche durch das Konzept von Bund und Ländern eher überfahren worden. Die Stadt Hagen hat noch am Freitag neun Teststellen veröffentlicht – meist Apotheken. Aber dort hat man auch das Glück, dass es in einer derzeit stillgelegten Diskothek ohnehin ein privates Testzentrum gibt. Die Stadt Siegen plant ein ähnliche Zentrum. Der Hochsauerlandkreis musste am Montag erklären, dass man noch Zeit brauche, um die Infrastruktur aufzubauen. Das hat wohl auch das Land bemerkt und in der Nacht zu Sonntag eine Allgemeinverfügung auf den Weg gebracht, nach der Apotheken, Ärzte, Zahnärzte oder eben spezielle Testzentren, die schon bislang Tests durchgeführt haben, dies auch weiter tun und die Kosten für die Umsonst-Tests abrechnen dürfen. Spätestens bis 15. März müssen aber die Gesundheitsämter eine feste Struktur vor Ort aufgebaut und bestimmte Stellen mit den Tests beauftragt haben. Wie kontrolliert werden kann, dass Bürger tatsächlich nur einen Schnelltest pro Woche in Anspruch nehmen, ist noch unklar. Eine Anfrage unserer Zeitung konnte das NRW-Gesundheitsministerium noch nicht beantworten.

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Werden alle Apotheken absehbar Schnelltest durchführen?

Nein, es wird nur eine Minderheit sein. Eine Sprecherin des Apothekerverbands Westfalen-Lippe geht auf Basis einer Befragung davon aus, dass zehn Prozent jetzt schon Schnelltests anbieten und dass nun noch gut 14 Prozent hinzu kommen könnten, so dass wohl nur maximal ein Viertel der Apotheken die Tests anbieten wird. Zu ihnen gehört Inga Uttermann, Inhaberin der Löwen-Apotheke in Hagen. Sie führte bei Kunden sogar schon am Montag kostenlose Selbsttests durch, obwohl die Kostenübernahme noch gar nicht gesichert ist. „Wir wollen den Bürgern diesen Service anbieten, auch wenn wir erst mal auf eigene Rechnung, auf eigenes finanzielles Risiko testen“, schildert sie.

Was geschieht mit dem Ergebnis?

Schnelltests: Bei den Anbietern von Schnelltests gibt es das Ergebnis in Papierform oder auf elektronischem Wege. Positive Schnelltests müssen an das Gesundheitsamt gemeldet werden und mit einem noch genaueren PCR-Test in einem Labor bestätigt werden. Solange muss man sich in Quarantäne begeben. Negative Schnelltests können die Eintrittskarte etwa für eine Behandlung bei einer Kosmetikerin sein oder in Kürze auch für einen Theater- oder Gaststättenbesuch.
Selbsttest: Eine Meldepflicht für den positiven Selbsttest zuhause gibt es bislang nicht. Sie wäre auch kaum zu kontrollieren. Stattdessen setzen Behörden auf die Vernunft, wie etwa die Stadt Hagen: „Unser Fahrplan ist der gesunde Menschenverstand“, so Sprecher Michael Kaub. „Egal, wo man sich positiv getestet hat: Man sollte in jedem Fall zu Hause bleiben, Kontakte einstellen und seinen Hausarzt oder das Gesundheitsamt konsultieren.“