Hagen. 76 Neuinfektionen, ein Inzidenzwert von 117,7: Die Stadt erklärt die Hintergründe zu den steigenden Zahlen und der hohen Inzidenz in Hagen.
76 Neuinfektionen und eine Inzidenz von 117,7 – die Zahlen in Hagen sind drastisch gestiegen. Zurückzuführen ist das vor allem auf die schnelle und sich flächendeckend ausbreitende britische Virus-Variante B.1.1.7, erklärt Stadt-Sprecherin Clara Treude. Sie kommt mittlerweile in einem überwiegenden Teil der Fälle vor.
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„Die britische Mutante kommt inzwischen fast flächendeckend vor. Wir beobachten, dass sich der Haushalt komplett ansteckt, wenn die Infektion in die Familie hineingetragen wird“, erläutert auch Antje Funke, Bereichsleiterin Infektionsschutz im Gesundheitsamt der Stadt Hagen. „Diese Ausprägung gab es bei dem Wildtyp nicht.“ Früher sei es durchaus vorgekommen, dass andere Haushaltsangehörige sich nicht infiziert hätten. „Das ist jetzt deutlich seltener der Fall“, betont Treude im Gespräch.
Der Anstieg der Zahlen sei bislang auch noch nicht auf die seit Montag zur Verfügung stehenden Schnelltests an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet zurückzuführen. „Dazu können wir noch keine Aussagen treffen. Sollte bei einem Schnelltest ein positives Ergebnis vorliegen, müssen die Betroffenen sich umgehend in Quarantäne begeben und ihren Hausarzt kontaktieren, um einen PCR-Test durchzuführen. Dieser liefert dann erst nach etwa 24 bis 48 Stunden das Ergebnis“, so Treude. Somit tauchten diese Fälle bislang noch nicht in der Statistik auf.
Britische Mutation in vielen Familien
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Von den 76 Neuinfektionen, die innerhalb der letzten 24 Stunden hinzugekommen sind, haben sich sechs Personen an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz angesteckt. „Hier ist es aber zu keinem größeren Ausbruch in einer Firma oder Einrichtung gekommen. Die Fälle verteilen sich auf verschiedene Arbeitsstellen“, so Treude. In sieben Fällen ist die Infektionskette unbekannt, 13 Fälle stehen im Zusammenhang mit zwei Hagener Kitas – die AWO-Kita in der Vorhaller Straße bleibt bis zum 13. März geschlossen, so die Stadt am Mittwoch.
Der überwiegende Teil der Neuansteckungen sei aber im Rahmen von Familien geschehen – 50 Fälle meldet die Stadt. Dass hier vor allem Familien mit Migrationshintergrund betroffen sind, so der Vorwurf vieler Bürger in den sozialen Medien, weist die Stadt zurück. „Auch hier verzeichnen wir ein dynamisches Infektionsgeschehen.“
An Hygieneregeln halten
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Aufgrund der weit verbreiteten britischen Mutation sei es nun umso wichtiger, dass Bürgerinnen und Bürger sich an die bekannten Hygiene- und Abstandsregeln sowie die Maskenpflicht halten. „Außerdem verschärft das Gesundheitsamt die Quarantänemaßnahmen gemäß den Vorgaben des Robert Koch-Instituts“, so die Stadt. Kontaktpersonen werden nun erst am 14. Tag ihrer Quarantäne per PCR getestet. Die Quarantäne dauert künftig also 16 Tage, eine Verkürzung ist nicht mehr möglich. Weitere Verschärfungen gelten außerdem für die städtischen Museen sowie die städtischen Sportstätten: Sie bleiben geschlossen.
Positive Nachrichten gibt es aber immerhin mit Blick auf die südafrikanische Virus-Variante, die vor einigen Wochen erstmals in Hagen auftauchte: „Hier ist es dem Gesundheitsamt durch schnelles Eingreifen und ein großzügiges Verhängen von Quarantänen gelungen, die Infektionskette zu unterbrechen. Wir haben keine weiteren Fälle zu verzeichnen“, sagt Clara Treude.
Einschränkungen bei anhaltend hoher Inzidenz
Die Stadt behält die Inzidenz weiterhin kritisch im Blick. Weitere Verschärfungen wie die erneute Schließung des Einzelhandels seien bislang noch nicht im Gespräch.
Der NRW-Inzidenzwert, der bei etwas über 65 liegt, ist ausschlaggebend für die Öffnungsstrategie und weitere Öffnungen, beispielsweise der Außengastronomie. In Kommunen und Städten, die mit ihrer Inzidenz „nachhaltig über 100 liegen“, so heißt es in der Corona-Schutzverordnung, können verschärfende Maßnahmen greifen.
„An diesem Punkt sind wir bis jetzt noch nicht. Die Inzidenz schwankt. Vor ein paar Tagen lag sie noch deutlich niedriger. Wir müssen die Entwicklungen im Blick behalten.“
Sollten die Infektionszahlen weiter steigen – womit aufgrund der neuen Teststrategie, die einen Kostenlos-Test pro Woche für jeden Bürger vorsieht, zu rechnen ist – müsste Hagen sich mit dem NRW-Gesundheitsministerium sowie dem Landeszentrum Gesundheit NRW über weitergehende Verschärfungen abstimmen.