Hagen/Sauerland. Hagen ist aktuell der Corona-Hotspot in der Region. Aber auch in einigen anderen Kreisen ist die Dynamik hoch. Die Gesundheitsämter rüsten auf.

Am Kreis Soest kann man es vielleicht am besten erkennen: Über Monate schien der 300.000-Einwohner-Kreis wie in einen Zaubertrank gefallen zu sein. Da gab es im angrenzenden Kreis Gütersloh dem massiven Coronaausbruch im Zerlegebetrieb von Tönnies. Doch die Virus-Welle schwappte nicht herüber. Und auch als in der Nachbarstadt Hamm Corona wütete und seitdem die Zahlen seit Wochen hoch sind, blieb Soest verschont. Die Zahl der Neuinfektionen war extrem niedrig.

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Doch damit ist nun Schluss: Am Donnerstag meldet der Kreis elf Neu-Infektionen, am Freitag noch mal zwölf. Die so genannte Sieben-Tages-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche, ist laut Robert-Koch-Institut (Stand Samstag, 0 Uhr) auf 24,2 gestiegen. Am Sonntag meldet das RKI einen Inzidenzwert von 23,2. Das ist noch weit weg von dem Grenzwert 50, ab dem Einschränkungen im öffentliche Leben erfolgen müssen. Doch immerhin schon in Sichtweite der 35, dem neuen Warnwert, ab dem in Städten und Landkreisen auch schon Einschränkungen geprüft werden müssen. Aber ganz weit weg von den Zahlen, die über viele Wochen im Kreis Soest herrschten: unter 5.

Corona-Hotspot Hagen

Gleichwohl: In Hagen würde man sich über solche Werte freuen. Die 190.000-Einwohnerstadt bleibt weiter Corona-Risikogebiet. Am Freitagmorgen sah es zunächst so aus, als sei man wieder knapp unter die 50er-Grenze gefallen. So hatte es jedenfalls das Robert-Koch-Instituts (RKI) vermeldet. Doch da waren noch nicht alle neuen Daten aus Hagen verarbeitet. Am Samstagmorgen lag der Wert (Stand 0 Uhr) laut RKI dann bei 55,1. Am Sonntagmorgen ist der Wert laut RKI weiter gestiegen: Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt demnach aktuell bei 71,0 und Hagen somit auf Platz zwei in NRW.

Damit bleibt es für die Hagener nicht nur bei Einschränkungen des öffentlichen Lebens (unter anderem dürfen sich nur maximal fünf Menschen in der Öffentlichkeit als Gruppe treffen), bei vielen bleibt auch die Unsicherheit, ob und wohin sie denn nun in Urlaub fahren dürfen. Ein weiteres Zeichen, wie angespannt die Lage in Hagen weiter ist: Ab Dienstag werden zehn Bundeswehr-Soldaten dabei helfen, die Kontaktpersonen von Infizierten zu kontaktieren und gegebenenfalls in Quarantäne zu schicken, um Infektionsketten zu unterbrechen. Die Stadt hatte die Hilfe angefordert und laut Oberbürgermeister Erik O. Schulz auch schnell bewilligt bekommen. 27 Neu-Infizierte hatte die Stadt Hagen allein am Freitag gemeldet. Erneut müssen Hunderte von Menschen immer wieder kontaktiert werden, um die Quarantäne auch zu überwachen.

EN-Kreis stellt 30 neue Kräfte ein

Vor der Herausforderung stehen auch andere Landkreise in der Region: Etwa der Ennepe-Ruhr-Kreis. Dessen Sprecherin Kira Scheven räumt ein: „Wir geben unser Bestes bei der Nachverfolgung, sind aber derzeit nicht so zeitnah, wie wir uns das wünschen.“ 14 Neu-Infektionen gab es allein am Freitag. „Zur Verstärkung des Pandemieteams stellen wir gerade 30 Personen ein, die nur Kontaktpersonennachverfolgung machen“, so die Sprecherin. Und man hofft auch noch auf zwei versprochene so genannte Scouts vom Robert-Koch-Institut.

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Von Daniel Berg, Ina Carolin Lisiewicz, Rolf Hansmann und Michael Koch

Angespannt ist auch die Lage im Märkischen Kreis mit seinen mehr als 400.000 Einwohnern: 29 Neuinfektionen wurden nur am Freitag gemeldet. Zum 1. Oktober sind schon 13 neue Mitarbeiter eingestellt worden, die hauptsächlich das Team der Kontaktermittler verstärken sollen. „Bis zum Jahresende sollen zehn weitere Kräfte eingestellt werden“, so Sprecherin Ursula Erkens. „Aufgrund der steigenden Zahlen überlegt der Kreis aber auch, ob eine zusätzliche Unterstützung durch die Bundeswehr oder weitere Hilfsdienste möglich ist.“ Im Märkischen Kreis liegt der Inzidenzwert laut RKI am Sonntag bei 26,1. Im Kreis Unna ist der Wert noch höher: Hier meldet das RKI am Sonntagmorgen eine Sieben-Tages-Inzidenz von 54,2.

Und im Kreis Siegen-Wittgenstein (16 Neu-Infizierte am Freitag) sind zwar zwei Scouts des RKI im Einsatz. „Wir hätten aber gern insgesamt fünf gehabt“, sagt Kreissprecher Torsten Manges. Das Gesundheitsamt werde hausintern mit weitere Kräften unterstützt und aktuelle laufe auch eine Stellenausschreibung. Relativ entspannt hingegen die Lage im Hochsauerlandkreis . Gerade einmal drei Neu-Infizierte zählte man dort am Freitag. Das Gesundheitsamt sei auch weiter in der Lage, die Kontakte von Infizierten aus eigener Kraft nachzuverfolgen. Ähnlich im Kreis Olpe . Da gelinge es auch noch mit eigenen Kräften.

Mehr als 9700 Schüler müssen zuhause lernen

Zu Beginn der Herbstferien ist noch einmal die Zahl der Schüler gestiegen, die nicht in der Schule lernen konnten. Mit Stichtag 7. Oktober gab es im Regierungsbezirk Arnsberg 75 einzelne Klassen/Kurse und zwei komplette Schulen im im Distanzlernen. 9733 Schüler und 1434 Lehrer konnten aufgrund der Pandemie nicht am Präsenzunterricht teilnehmen. Zum Vergleich: Insgesamt gibt es 379.000 Schüler und 31.600 Lehrer.

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Diese Übersicht des Robert-Koch-Instituts wird täglich aktualisiert: