Hagen. Um bei der Kontaktpersonen-Nachverfolgung eng am Geschehen zu bleiben, unterstützen künftig Soldaten der Bundeswehr das Gesundheitsamt Hagen.
Die Corona-Pandemie greift mit wachsender Rasanz in Hagen um sich. Die Zahl der Infizierten ist innerhalb eines Tages erneut um 27 Fälle auf inzwischen 150 Erkrankte gestiegen. Dem gegenüber steht zurzeit nur ein einziger weiterer Genesungsfall – insgesamt 760 seit März diesen Jahres. Damit stieg auch der Hagener Inzidenzwert – also die Zahl der Neuerkrankungen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner – auf inzwischen 62,0. Ab 50 gilt eine Kommune als Risikogebiet. Um die Stadt vor allem bei der Kontaktpersonen-Nachverfolgung zu unterstützen, wird ab der kommenden Woche die Bundeswehr beim Gesundheitsamt eingesetzt.
Hagen-Website kommt auf externen Server
Nach der Online-Pleite zur Kommunalwahl ist die Homepage der Stadt Hagen in dieser Woche erneut zusammengebrochen, als der Inzidenzwert die 50er-Marke überschritt und somit neue Corona-Einschränkungen in der Stadt griffen.
Inzwischen kümmert sich ein externer Dienstleister um die Problemlagen, der bereits festgestellt hat, dass eine schnelle Lösung für die Technik-Panne nicht absehbar sei.
Daher wird zurzeit geprüft, die Website der Stadt zunächst auf einen externen Server zu verlagern, der eine verlässliche Versorgung der Bürger auch bei hohen Zugriffszahlen garantiert.
Das Robert-Koch-Institut hatte am Freitagmorgen noch bundesweit einen Rückgang des Hagener Inzidenzwertes knapp unter die 50er-Marke vermeldet. Dies war jedoch der Tatsache geschuldet, dass die Berliner angesichts des gewaltigen Datenaufkommens aus der gesamten Republik nicht bei allen Kommunen mit tagesscharfem Datenmaterial operieren. Die lokale Statistik bildet hingegen kontinuierlich die Realität vor Ort ab.
Oberbürgermeister Erik O. Schulz hat sich derweil am Freitag in seiner Rolle als Leiter des Hagener Krisenstabes mit seinen NRW-Amtskollegen sowie NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ausgetauscht und die stetig verschärfende Situation erörtert. „Dabei kristallisierte sich heraus, dass vorzugsweise große Feste und Familienfeiern dafür sorgen, dass das Virus in Kitas und Schulen eingetragen wird und sich von dort aus weiter verbreitet. Zudem gehen vielerorts Kollegenkreise in Frühstücks- und Kantinenräumen sowie bei Fahrgemeinschaften und Konferenzen viel zu arglos mit der Situation um“, skizziert der OB die Lage. Angesichts dieser mangelhaften Sorgfalt bei Abstands- und Mund-Nasen-Schutz-Regeln stellt Schulz klar: „Hierbei handelt es sich nicht bloß um Einschränkungen, sondern auch um eine Selbstverpflichtung: Wer sich jetzt an die Regeln hält, hilft dabei, weitere Verschärfungen zu verhindern.“
Nächste Schritte schon angedacht
Auch interessant
Und diese will der Hagener Verwaltungschef angesichts der jüngsten Zahlen keineswegs ausschließen: „Natürlich könnten wir die Feiermöglichkeiten, die nach entsprechender Anmeldung ja noch bis 25 Personen erlaubt sind, noch weiter einschränken.“ Auch eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum sei vorstellbar oder – nach Wuppertaler Vorbild – strengere Regeln für Begegnungen im Privaten. „Natürlich werden wir hier auch immer prüfen, ob die Maßnahmen verhältnismäßig und sinnvoll sind“, macht der Oberbürgermeister keinen Hehl daraus, dass er eine erneute Schließung von Schulen angesichts der gut greifenden Hygienekonzepte als ungeeignet erachtet. Ebenso eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht beim Bummel an der frischen Luft.
Intensive Quarantäneüberwachung
Stattdessen will Hagen in den nächsten Wochen die Kontaktpersonen-Verfolgung sowie die Quarantäneüberwachung weiter intensivieren. Dazu ergänzen ab Dienstag zehn Soldaten der Bundeswehr das etwa 50-köpfige Team des Hagener Gesundheitsamtes, in dem sich neben weiteren kommunalen Kollegen auch DRK-Vertreter, Studenten und Bürger engagieren. „Weil wir hier so intensiv nachfassen, haben wir natürlich auch viele Corona-Fälle. Das macht zugleich deutlich, wie hoch die Dunkelziffer innerhalb der Gesellschaft ist“, erläutert der Oberbürgermeister.
Gleichzeitig kündigt Schulz an, dass es mit einer landesweit veränderten Teststrategie bis November eine weitere Ausweitung der Covid-19-Kontrollen geben werde, in die die niedergelassenen Mediziner eng eingebunden würden. Außerdem soll in Einrichtungen wie Pflege- und Altenheimen künftig konsequent mit Schnelltestes gearbeitet werden, die auch von Pflegepersonal vorgenommen werden könnten. „Natürlich haben wir auch auf diesem Wege wieder mehr Ergebnisse, aber auch eine bessere Beherrschbarkeit der Lage“, so das Stadtoberhaupt. Die Finanzierung dieses zusätzlichen Aufwandes soll zum Teil aus Landesmitteln, aber auch aus dem Topf des Berliner Gesundheitsfonds nach Hagen fließen.