Breckerfeld. Mit der alten Rollenverteilung ist es vorbei: Der Osterhase versteckt Legosteine, Playmobil und Kuscheltiere – und der Weihnachtsmann legt Eier.
Mit der alten Rollenverteilung ist es vorbei: Der Osterhase versteckt Legosteine, Playmobil und Kuscheltiere – und der Weihnachtsmann legt Eier.
Festtagseier in dunklem weihnachtlichen Rot und Grün und goldenem Schimmer überzogen. Mit schwarzen Rentieren und Tannenbäumen darauf gedruckt. Oder mit Glocken-Motiven sowie der Aufschrift „Frohes Fest“. Kunden mögen sich beklagen, dass Weihnachten in den Supermärkten bereits im September beginnt. Ostern aber ist längst das ganze Jahr über. Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember liegen die gefärbten Eier in den Regalen.
Udo Baumeister, Landwirt aus Breckerfeld, produziert unabhängig von der Saison – im Advent allerdings deutlich weniger als in der Fastenzeit. Die goldenen Festtagseier färbt er nur einmal pro Woche; in drei Stunden etwa 24 000 Stück. Dazu auf einer zweiten Maschine sechs Stunden lang normal bunte Eier, etwa 90 000 pro Tag. In den Wochen vor Ostern dagegen laufen drei Maschinen täglich 24 Stunden lang.
Angebot weckt Nachfrage
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1973 entwickelte Vater Heinz Werner Baumeister gemeinsam mit einem Hersteller die erste Färbemaschine. Damit das gute Stück nicht das halbe Jahr über nutzlos herumstand, begannen die Baumeisters bald, auch nach Ostern weiter zu färben – und verkauften „Picknickeier“. Das Angebot weckte bei den Kunden die Nachfrage: Hartgekochte Eier wurden wie Fertigsalate oder Tiefkühlpizza zum Convenience-Produkt. Warum selbst ein Ei kochen, wenn man es bequem für die Mittagspause, den Schulausflug oder die Weihnachtsfeier kaufen kann?
Zumal sich die maschinell gefärbten Eier länger halten als die selbst gekochten – mindestens 28 Tage lang. „Die Farbe schließt die Poren und ersetzt die natürliche Fettschicht um das Ei, die beim Kochen verloren geht“, erklärt Udo Baumeister.
So gesehen sollte man sich vielleicht schnell noch einen günstigen Vorrat für den Januar zulegen. Denn zum Jahresbeginn werden die Eierpreise bei Discountern und in Supermärkten leicht steigen, sagt Udo Baumeister voraus. Grund ist der Fipronil-Skandal: Das Insektizid ist im Sommer dieses Jahres in Hühnereiern und -fleisch aus den Niederlanden, Belgien, Polen und Italien nachgewiesen worden. „25 bis 30 Millionen Tiere mussten in Europa getötet werden“, schätzt Udo Baumeister.
Mehr Platz für Hühner
Es fehlen also Eier. In Deutschland waren zwar nur vier Betriebe betroffen; aber gut ein Drittel der Eier, die hierzulande verbraucht werden, müssen importiert werden. Die Regale im Supermarkt sind daher nicht so dicht bestückt wie früher. Die Preise aber haben sich bisher für die Endverbraucher kaum erhöht. Denn Discounter und Lebensmittelketten hätten mit ihren Lieferanten langfristige Verträge geschlossen, so Baumeister. Zum Jahresende jedoch liefen die Kontrakte aus – und Eier würden teurer, erläutert Baumeister. Für die Kunden pro Ei vermutlich ein Cent-Betrag. „Für die Produzenten aber ist das viel“, freut er sich. Endlich bekomme man mehr Geld für die Eier, „das ist längst überfällig“.
Denn Baumeister hat in diesem Jahr 400 000 Euro in die Einrichtung eines neuen Stalls investieren müssen, um neuen Vorgaben zum Tierwohl gerecht zu werden. Seit vergangenem Januar dürfen Hühnerschnäbel nicht mehr gekürzt werden. Also brauchen die Vögel in der Bodenhaltung mehr Platz, um einander ausweichen zu können, sowie Beschäftigungsangebote, sagt Baumeister. Das Tierwohl sei ihm wichtig, betont er, aber dafür müsse der Verbraucher auch mehr bezahlen.
Denn die Wahrheit ist: Die Eier legt gar nicht der Weihnachtsmann.