Hagen. . Türöffner ist sein Traumberuf: Seit 25 Jahren betreibt Mikail Isik am Hagener Hauptbahnhof einen Schlüsseldienst. Und liebt seinen Job.
Es kommt nicht jeden Tag vor. Aber manchmal mehrmals am Tag. Im Sommer öfter als im Winter. Bei jüngeren Leuten häufiger als bei älteren. Und egal, ob Wochenende ist oder Nacht: Wenn der Anruf kommt, fährt Mikail Isik raus und öffnet Türen. Seit 25 Jahren betreibt er einen Schlüsseldienst von seinem kleinen Laden in der Nähe des Hagener Hauptbahnhofs aus. Und zwar sehr gern.
„Ich liebe meinen Beruf“, sagt der gebürtige Türke, der 1980 mit knapp 16 Jahren nach Hagen kam und inzwischen deutscher Staatsbürger ist. Und bekennender Hagener. Voll und ganz: „Die Türkei ist für mich nur noch Urlaubsland.“ Zurück zum Beruf: „Wenn ich wiedergeboren würde, würde ich es wieder machen. Ich bin glücklich, wenn die Leute sich freuen, weil sie wieder in ihre Wohnung kommen. Sie sind sehr dankbar.“
Betrug mit lokaler Telefonnummer
Und heute freuen sie sich auch, wenn sie ihn sehen. In den ersten Jahren sei das schwieriger gewesen. Da hätten die Kunden gefragt: „Kannst Du das auch wirklich?“ Inzwischen sei das aber anders: „Jetzt denken sie, ein Ausländer macht es billiger und sind zufrieden.“
Mikail Isik macht es auch billiger. Billiger als Betrüger, die mit einer lokalen Festnetznummer inserieren, aber eine weite Anfahrt berechnen, behaupten, das sei ein besonders schwieriges Schloss, bohren und ein neues einbauen.
Zwei bis fünf Minuten
„Mir hat letztens eine Frau erzählt, sie habe 700 Euro bezahlt“, sagt Isik. Erst danach sei sie zum Anwalt gegangen und versuche nun, das Geld wieder zu bekommen. Daher seine Tipps an alle potenzielle Kunden: „Fragen Sie als erstes, wo der Schlüsseldienst herkommt, wie lange es dauert und was es kostet.“ Bei ihm kostet es 60 Euro. Inklusive der Anfahrt innerhalb von Hagen. Am Wochenende kostet es 90 Euro.
So wenig ist das auch wieder nicht. Eine zugeschlagene Tür ist in zwei bis fünf Minuten geöffnet. Wie das geht? „Mit Spezialwerkzeug und Erfahrung.“ Genauer wird der Fachmann nicht. Er will nicht zum Einbruch anleiten. Mit „bösen Menschen“ hat er es auch so zu tun: „Manchmal wollen Leute eine Wohnung geöffnet haben, die gar nicht ihre ist. Wenn ich dann sage, das müssten wir uns von der Polizei genehmigen lassen, dann sind sie schnell weg.“ Isik arbeitet auch für die Polizei und für Gerichtsvollzieher.
Und was die andere Seite angeht, ist sein Rat: „Schließen Sie die Tür immer ab, auch wenn sie die Wohnung nur kurz verlassen. Diebe sind schnell.“ Wenn die Tür abgeschlossen ist, fällt es auch ihm schwerer, sie zu öffnen. „Wie lange es dauert, hängt von der Qualität des Zylinders ab – das geht von 15 Minuten bis zu einer Stunde.“ Weitere Tipps: „Lieber zwei Schlösser als eines.“ Selbst wenn man gar nicht abschließe: „Die Einbrecher nehmen dann lieber die nächste Tür.“ Deshalb seien zwei einzelne Schlösser auch günstiger als ein Schlüssel, mit dem sich drei Riegel bewegen ließen.
Öffnet Mikail Isik auch Autotüren? „Wenn der Kunde es wünscht. Aber erst empfehle ich, den ADAC anzurufen. Der macht es für Mitglieder umsonst.“ Und wie war das mit dem Sommer? „Da gehen die Leute öfter raus, und wenn Fenster geöffnet sind, schlägt die Tür schnell mal zu.“ Und die Alten sind tatsächlich weniger schusselig als die Jungen? „Die Jungen sind eiliger und weniger sorgfältig. Einer Person musste ich in einem Monat dreimal öffnen.“ Und sein bislang emotionalstes Erlebnis? „Eine Frau ist mir weinend um den Hals gefallen, weil ihr Hund in der Wohnung war.“
Ein Glas Wasser
So geht es nicht immer zu. Das Hauptgeschäft findet sowieso im Laden statt: Schuhe reparieren, Schlüssel nachmachen, Schilder herstellen. Es ist schon was los. Ein Nachbar kommt zum Beten im Hinterzimmer. Eine Kundin braucht neue Batterien für ihr Blutdruckmessgerät und muss sich erst einmal setzen, weil sie so aufgeregt ist. Mikail Isik bringt ihr ein Glas Wasser. „Gehört alles zum Service.“