Berlin. In Deutschland ist erstmals eine Infektion mit der neuen Mpox-Variante Klade 1b registriert worden. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
In Deutschland ist erstmals eine Infektion mit der neuen Mpox-Variante Klade 1b registriert worden. Die Ansteckung der früher als Affenpocken bezeichneten Virus-Erkrankung sei im Ausland erfolgt, bestätigte das Robert Koch-Institut (RKI) am Dienstag. Trotz des neuen Nachweises bestehe für die Bevölkerung keine erhöhte Gefahr. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Mpox: Wie ist die Situation in Deutschland?
Ausgelöst wird Mpox durch ein Virus aus der Gattung Orthopox. Es ist verwandt mit den klassischen humanen Pockenviren. „Das bisherige Auftreten in Deutschland steht in erster Linie im Zusammenhang mit einem Infektionsgeschehen, das seit Mai 2022 viele Länder weltweit betrifft“, erklärt das RKI. Es sei von Viren der Klade 2b ausgelöst worden.
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Nach Angaben des RKI sind in Deutschland bislang rund 3.800 Fälle registriert worden, der Großteil davon von Frühsommer bis Herbst 2022. „Nach einem starken Anstieg ab Mai 2022 sind die Fallzahlen ab August 2022 deutlich zurückgegangen“, so das RKI. Jetzt ist erstmals eine Infektion mit Viren der Klade 1b bestätigt worden. Die Infektion sei im Ausland erfolgt.
Wie gefährlich sind die Viren?
Im Rahmen des Klade-2b-Ausbruchs sind weltweit bislang mehr als 100.000 Fälle an die Weltgesundheitsorganisation WHO gemeldet worden, darunter auch über 200 Todesfälle. Die meisten Betroffenen allerdings erkranken nicht schwer. In Deutschland wurden laut RKI bislang keine Todesfälle registriert.
Etwas anders könnte die Gefährdung bei Viren der Klade 1b sein. Bei dieser bisher vor allem in Afrika verbreiteten Variante sollen häufiger schwerere Krankheitsverläufe auftreten. Sie könnte zudem ansteckender sein. Laut RKI würden Fallbeispiele und Tierversuche darauf hinweisen.
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Gesicherte Angaben dazu gebe die Datenlage derzeit allerdings noch nicht her. „Das RKI geht aktuell weiterhin nicht von einer erhöhten Gefährdung durch Klade-1-Viren in Deutschland aus, beobachtet die Situation aber sehr genau und passt seine Empfehlungen bei Bedarf an“, teilt das RKI mit.
Die WHO hatte im August wegen der zunehmenden Mpox-Verbreitung in Afrika eine „Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ erklärt. Das ist die höchste Alarmstufe, die Behörden in aller Welt zu erhöhter Aufmerksamkeit bringen soll. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zeigte sich besorgt über die Geschwindigkeit, mit der sich Mpox in Afrika ausbreitet.
„Wir wissen aus der Geschichte, dass andere Pockenvirus-Infektionen mit milden Verläufen begannen und sich dann in der Anpassung an den Menschen verstärkt haben“, sagte Virologe Christian Drosten im Mai 2023 dieser Redaktion. „Das muss man auch beim Affenpocken-Virus befürchten.“
Mpox: Das sind die Symptome der Erkrankung
Die Infektion äußert sich laut RKI häufig durch ein oder mehrere unspezifische Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopf- oder Gelenkschmerzen. Diese Symptome könnten dem Auftreten der typischen Hautpusteln oder -flecken vorausgehen, erst nach diesen auftreten oder ganz fehlen.
Wie kann man sich mit Mpox anstecken?
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist laut RKI selten und nur bei engem Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder über den Kontakt mit den typischen Hautveränderungen der Mpox-Infizierten möglich. Die Viren gelangten häufig über kleinste Hautverletzungen sowie alle Schleimhäute und möglicherweise auch die Atemwege in den Körper. Auch Tröpfcheninfektionen könnten bei engem Kontakt vorkommen. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Infektion und ersten Symptomen, betrage etwa ein bis 21 Tage.
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Nach Abgaben des Bundesgesundheitsministeriums gehören Angehörige des Gesundheitswesens, Haushaltsmitglieder einer infizierten Person und Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, dabei auch Männer, die häufig wechselnden Geschlechtsverkehr mit anderen Männern haben, zu den Gruppen, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben.
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Wie wird Mpox behandelt?
Im Vordergrund bei der Therapie von Mpox stehen nach RKI-Angaben in erster Linie die Linderung der Symptome, etwa die Gabe von Schmerzmitteln oder die Behandlung der Hautpusteln. Zur spezifischen antiviralen Therapie bei Erwachsenen und Kindern ab einem Körpergewicht von 13 Kilogramm sei in der EU das Medikament Tecovirimat zugelassen. Das greift gezielt in den Vermehrungsprozess der Viren ein und verhindert dadurch deren Ausbreitung.
Kann man sich vor Mpox schützen?
„Um das Risiko zu senken, an Mpox zu erkranken, sollte der Hautkontakt mit infizierten Personen vermieden werden“, erklärt das RKI. Personen könnten ihr Risiko zudem senken, wenn sie die Anzahl der Sexpartner und/oder Sexpartnerinnen reduzierten.
Darüber hinaus gibt es Impfstoffe, die nach RKI-Angaben gegen alle vorherrschenden Kladen wirken sollten. Sie sind in Europa für Menschen ab 18 zugelassen. In Deutschland wird seit August 2023 der Impfstoff Imvanex eingesetzt. „Meldedaten aus Deutschland zeigen eine kleinere Anzahl von Impfdurchbrüchen“, so das RKI. Auch wenn bei Geimpften von einem leichteren klinischen Verlauf und einer geringeren Infektiosität ausgegangen werden könne, „sind Infektionen nach Impfung möglich“.