Berlin. Der Beluga-Wal wurde lange verdächtigt, Seespionage für Russland zu betreiben – bewiesen wurde das aber nie. Nun gibt es neue Hinweise.

Es klingt wie aus einem Spionagethriller: Vor fünf Jahren tauchte vor den Küsten Norwegens erstmals ein Belugawal auf – ausgestattet mit versteckter Überwachungstechnik. Der Wal, genannt Hvladimir, sorgte schnell für Aufsehen und zeigte sich immer wieder in den Gewässern Skandinaviens. Doch westliche Geheimdienstexperten konnten seine Herkunft und Mission lange nicht eindeutig klären. Nun könnte das Rätsel gelöst worden sein: Der BBC-Dokumentarfilm „Secrets of Spy Whale“ verspricht, die fehlenden Hinweise zu liefern.

Hvladimir, dessen Spitzname eine Kombination aus „hval“ , dem norwegischen Wort für Wal, und dem Vornamen des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist, trug ein Geschirr mit der Aufschrift „Ausrüstung von St. Petersburg“. Da davon ausgegangen wurde, dass die Ausrüstung für eine Kamera konzipiert war, wurde der Wal verdächtigt, Seespionage für Russland zu betreiben. Doch laut britischem „Guardian“ deckt der Film nun neue Beweise auf, die darauf hindeuten, dass er möglicherweise als verdeckter Wachwal ausgebildet wurde.

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Neue Hinweise zu Hvladimir: Delfine bereits im Kalten Krieg als Überwachung eingesetzt

Die Vermutung wird durch die Arbeit des ehemaligen US-Militärdelfintrainers Blair Irvine untermauert, der in den 1960er-Jahren ein Programm entwickelte, in dem Delfine Eindringlinge unter Wasser entdeckten und Alarm schlugen. „Das Gehör des Delfins war so empfindlich, dass es in dieser Funktion unfehlbar war“, berichtet der heute über 80-jährige Irvine. Nach umfangreichen Recherchen, darunter ein Interview mit Irvine, zog das Filmteam Parallelen zu früheren sowjetischen und russischen Programmen, bei denen Meeressäuger zur Überwachung eingesetzt wurden. Während des Kalten Krieges setzte die Sowjetunion Delfine als Schutzpatrouillen für ihre Schwarzmeerflotte ein.

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Später wurde die Aufmerksamkeit auf Wale gelenkt, da Delfine bei Minustemperaturen nicht überlebensfähig waren. Der ehemalige sowjetische U-Boot-Kommandant Wolodymyr Belousiuk bestätigt in der Dokumentation laut „Guardian“ nun, dass in Murmansk ein entsprechendes Trainingsprogramm für Wale existierte. Auch die Aussage der Walexpertin Eve Jourdain passt zu dieser Annahme. Sie beobachtete 2019, wie Hvaldimir im Hafen von Hammerfest systematisch auf Kameras zuschwamm und seine Schnauze an potenziellen Zielen ausrichtete – ein klares Zeichen für eintrainiertes Verhalten. Jennifer Shaw, die Regisseurin des Films, der am Mittwoch auf „BBC Two“ gezeigt wird, erklärte, dass ihre neuesten Entdeckungen gleichzeitig die Fragen aufwerfe, was Russland in der Arktis überwachen könnte und aus welchen Gründen.

Das Schicksal von Hvaldimir nahm indes ein tragisches Ende. Er wurde tot in der Risavika-Bucht im Süden Norwegens entdeckt. Trotz Behauptungen von Tierschutzorganisationen, er sei möglicherweise erschossen worden, ergab die Autopsie, dass er an einem in seinem Mund steckenden Stock gestorben war.