Berlin. Wenig ist bekannt über die Nordkoreaner, die Russland im Kampf gegen die Ukraine einsetzt. Doch persönliche Papiere offenbaren Interessantes.

Es ist ein Deal der Diktaturen: seit vergangenen Jahr unterstützt Nordkorea Russland im Krieg gegen die Ukraine mit Soldaten. Bis zu 12.000 Nordkoreaner wurden laut ukrainischer Geheimdienstschätzungen nach Russland geschickt, wo sie vor allem in den Kämpfen um die russische Region Kursk zum Einsatz kommen. Bekannt ist über die Kämpfer wenig – eher halten sie sich eine Granate an den Kopf und begehen Suizid als in die Hände der Ukrainer zu gelangen. Nur zwei Nordkoreaner konnten bislang als Kriegsgefangene genommen werden – ihnen war nicht klar, dass sie gegen die Ukraine kämpfen.

Für die ukrainische Armee herrscht nach wie vor große Unklarheit, wer da gegen sie kämpft. Doch langsam kommen immer mehr Details ans Tageslicht. Ein Spur sind dabei geheime Dokumente und persönliche Notizen, die ukrainische Soldaten bei den Leichen getöteter Nordkoreaner finden. Es sind verschmutzte, handschriftliche Papiere, über die CNN berichtet, doch sie sagen viel über die Nordkoreaner aus, die in der Ukraine kämpfen.

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Nordkoreas Soldaten: Unbedingte Loyalität zu Kim Jong-un

So schwören Soldaten in den Notizen ihre Loyalität zu Nordkoreas Diktator Kim Jong-un und versprechen, bis zum Sieg zu kämpfen. „Ich werde beispiellosen Mut in seiner ganzen Stärke beweisen. Welt, schau genau hin“, heißt es in einer bei einem toten Soldaten gefundenen Notiz. Ein andere verhöhnt den Feind mit den Worten: „Der Todeshammer für das Unbekannte und den Marionettenmüll ist nicht mehr weit. Wir verfügen über die mächtige Kraft, die sie vor Angst erzittern lässt. Ein unbesiegbarer und siegreicher Kampf.“

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Meine schwerste Entscheidung

Ob die Sprüche wirklich die persönlichen Gedanken und Einstellungen der Soldaten wiedergeben oder nur bloße Ergebenheitssätze gegenüber dem Regime sind, die ihre Familien im Falle ihres Todes schützen sollen, ist unbekannt.

Dass unbedingte Loyalität in Nordkoreas Truppen einen besonders hohen Stellenwert hat, zeigt ein vermutlich von einem Offizier verfasstes Dokument, in dem Verfehlungen einfacher Soldaten erfasst werden. Ein Soldat habe demnach „eine unvorstellbar schändliche Tat begangen, indem er Vorräte gestohlen habe“. Ein anderer soll „die Würde des Oberbefehlshabers nicht gewahrt und seine persönlichen Interessen über alles andere gestellt“ haben.

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Gefälschte Dokumente weisen Nordkoreaner als Russen aus

Auch wurden bei den gefallenen Soldaten gefälschte Identitätsdokumente gefunden. So besaß ein Nordkoreaner, der Suizid begangen hatte, einen russischen Militärausweis, der ihn als den 29-jährigen Ment Chat auswies, der aus der russischen Grenzregion Tuwa in der Nähe der Mongolei stammt. Dies ist ein weiterer Beleg für die Vermutung, dass Russland die Nordkoreaner als Einwohner von Regionen im Fernen Osten Russlands ausgibt, die sich von Koreanern äußerlich kaum unterscheiden.

Weitere gefundene Dokumente decken etwa auch die Funkcodes der nordkoreanischen Einheiten auf. Auch zu den Kampftaktiken der Nordkoreaner enthalten die Notizen interessante Informationen. So zeigen etwa die Anweisungen zur Abwehr von Drohnenangriffen die Menschenverachtung innerhalb der nordkoreanischen Truppen: „Wenn eine Drohne gesichtet wird … in einer Entfernung von etwa 10–12 Metern, sollte eine von drei Personen sie unbedingt anlocken und die anderen beiden sollten zielen und schießen“, heißt es dort unter der Überschrift „So zerstört man Drohnen“.

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Kampfstark doch taktisch in den 80er-Jahren stecken geblieben

Laut CNN zeigt sich, dass die nordkoreanischen Soldaten wohl gut ausgebildet sind und mit größtmöglicher Härte kämpfen – sie verstehen allerdings den Einsatz als Militärübung und wissen oft nicht, dass sie in der Ukraine kämpfen. Taktisch jedoch scheinen sie in den 80er-Jahren stecken geblieben zu sein. Wie ukrainische Soldaten erzählen, preschen die ukrainischen Soldaten oft in frontalen Massenangriffen vor, wobei sie auch ihre Helme und Körperpanzerung abnehmen, um schneller vorrücken zu können.

Die Verluste dabei sind hoch – schon über 4000 nordkoreanische Soldaten sollen im Krieg gegen die Ukraine gefallen sein. Doch angesichts dessen, dass Moskau weiter mit einem Mangel an Personal kämpft, könnte weitere Verstärkung aus Nordkorea bald kommen.