Kupjansk. Kälte und Krieg: eine bedrohliche Kombination für die Menschen in der Ukraine. FPV-Drohnen machen die Lage nun noch gefährlicher.

Die russischen Angriffe auf die Ukraine nehmen nicht ab – zuletzt war Saporischschja, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, unter schwerem Beschuss. Immer wieder kommen nächtliche Raketen- und Drohnenangriffe, die nicht nur Wohnhäuser zerstören, sondern auch die lebenswichtige Infrastruktur der Städte treffen. Diese russische Strategie hat verheerende Folgen: In Saporischschja etwa wurde ein Heizkraftwerk getroffen, was 20.000 Menschen ohne Strom und 17.000 ohne Wärmeversorgung zurückließ. Ein dramatischer Zustand, der nicht nur die Bewohner dieser Stadt, sondern auch viele andere im Land betrifft - so wie auch Kupjansk.

„Ich habe hier keine Heizung, nur der Heizkörper funktioniert, wenn es Strom gibt. Wenn es keinen Strom gibt, habe ich keine Ahnung, was ich tun soll“, erzählt Vera, eine Bewohnerin von Kupjansk, einer Stadt in der Region Charkiw, die ebenfalls wiederholt Ziel russischer Angriffe wurde. Für sie und die wenigen, die noch geblieben sind, hat sich das Leben im Krieg radikal verändert. „Ich kann nicht weglaufen. Ich gehe nur ein paar Schritte hier herum und das war’s. Das ist mein ganzer Ausflug“, beschreibt sie resigniert ihren Alltag, der immer mehr von der Zerstörung und der Angst vor weiteren Angriffen bestimmt wird. Im Gespräch mit Journalist Jan Jessen berichten weitere Bewohner Kupjansks von ihrem Leben in der zerstörten Stadt:

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Kupjansk: Zerstörung und Kälte im dritten Kriegswinter

Im Krisenmodus

Ukraine-Krieg: FPV-Drohnen sind präzise und unaufhaltsam

Doch in diesem Krieg gibt es eine weitere, besonders bedrohliche Dimension: FPV-Drohnen. Diese „First-Person-View“-Drohnen sind ein tödliches Werkzeug der modernen Kriegsführung. Sie fliegen präzise und unaufhaltsam, gesteuert aus der Sicht des Piloten. Die Drohnen werden gezielt auf zivile und militärische Ziele gelenkt, explodieren mit verheerender Wirkung und hinterlassen kaum eine Chance für die Opfer, sich zu retten.

„Pass bloß auf die FPV-Drohnen auf, wenn ihr in die Stadt fahrt. Es ist ultra gefährlich“, warnen Helfer den Kriegsjournalisten Jan Jessen, als sie in Kriegsgebiete reisen. Diese Drohnen machen den ohnehin schon extrem riskanten Alltag in Städten wie Kupjansk noch tödlicher. Wenn sie sich dem Ziel nähern, bleibt den Menschen wenig mehr, als zu hoffen, dass sie nicht getroffen werden. Es ist eine ständige Bedrohung aus der Luft – ein unsichtbarer Feind, der in jedem Moment zuschlagen kann.

Der Krieg hat die Ukraine in diesen Wintermonaten mit einer doppelten Gefahr konfrontiert: Neben der Zerstörung der Energieversorgung und der massiven physischen Bedrohung durch Raketen und Bomben, sind es nun auch die FPV-Drohnen, die das Leben der Menschen noch gefährlicher machen. Schnell, präzise, ohne Vorwarnung – sie sind das neue Symbol für die Grausamkeit und die immer weiter verfeinerte Brutalität des Krieges. Und der Winter, der ohnehin schon hart ist, bringt eine zusätzliche Dimension des Schreckens, in der der Kampf ums Überleben mehr denn je von den alltäglichen Bedrohungen der Drohnen abhängt.

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In unserem Podcast „Im Krisenmodus“ teilen Menschen aus Krisengebieten ihre bewegenden Geschichten. Soldaten, Helfer und betroffene Bewohner berichten aus erster Hand von den Herausforderungen des Krieges und der Krise. Journalist Jan Jessen ist vor Ort, um diese Geschichten zu erzählen. Alle zwei Wochen erscheint eine neue Folge, die uns in die unterschiedlichsten Regionen der Welt führt.

Kinder im Krieg: Der geheime Zufluchtskeller

In Cherson, einer Stadt, die noch immer unter russischem Beschuss leidet, gibt es einen Ort, der ihnen Hoffnung schenkt. Jan Jessen berichtet von einem Keller im Dniprovskyi-Distrikt, wo Kinder für wenige Stunden Normalität finden können. Jan spricht mit der Leiterin Tetyana Mykhaylovska, die von den täglichen Herausforderungen berichtet, diesen Raum zu einem Ort der Hoffnung zu machen – unterstützt von UNICEF und der lokalen Initiative „Erfolgreiche Frauen“.

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Kinder im Ukraine-Krieg: Zuflucht im Keller

Im Krisenmodus

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