Washington. Dem 78-jährigen Ex-Präsidenten ist der Sieg kaum noch zu nehmen. Die Demokraten konnten wichtige Gruppen nicht zur Genüge überzeugen.
An der ehrwürdigen Howard-Universität im Washingtoner Stadtteil Shaw warteten die Anhänger von Kamala Harris in der Nacht zu Mittwoch vergeblich auf ihren Star. Anders als angekündigt, erschien die demokratische Präsidentschaftskandidatin nicht auf dem Campus ihrer ehemaligen Alma Mater, um zu feiern. Die 60-Jährige blieb in ihrem Amtssitz am Navel Observatorium. Cedric Richmond, der Co-Vorsitzende ihrer Kampagne, kam kurz auf die Bühne und sagte, dass man „über Nacht weiterkämpfen wird, um sicherzustellen, dass jede Stimme gezählt wird und jede Stimme gehört wurde“. Richmond gab keine Niederlage zu, ließ aber auch so gut wie keinen Optimismus erkennen. Viele Gäste zogen nach und nach erkennbar enttäuscht von der Wiese vor den roten Backstein-Gebäuden ab. „Soll es das etwa gewesen sein?”, rief die 23-jährige Alicia.
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An der berühmten, von Afro-Amerikanern besuchten Hochschule, die preisgekrönte Schriftstellerinnen wie Toni Morrison hervorbrachte, hatte Harris 1986 ihr Jura-Studium beendet. Louisa Butler, eine Sicherheitsbeamtin der Universität, freute sich noch am Morgen auf den hohen Besuch. Ob sie sich sicher ist, dass es etwas zu feiern geben wird? „Klar doch“, sagte die junge Schwarze, hob den rechten Daumen und fügte hinzu: „Wir werden aber lange auf die endgültige Entscheidung warten müssen.“
Kurz vor Mitternacht textete ein Gast der Veranstaltung jedoch: „Sehr viele angespannte Gesichter hier, nirgends Siegerlaune.“ Harris‘ Wahlkampf-Managerin Jen O‘Malley Dillon versuchte es mit beruhigenden Worten an die Mitarbeiter: „Das Rennen geht erst in den Morgenstunden in die entscheidende Phase. Ruht euch aus.“ Ruhe?
US-Wahl: Harris liegt schon in der ersten Hälfte der Nacht hinten
Donald Trump war schon in North Carolina (16 Stimmen) und Georgia (16) zum Sieger ausgerufen worden, als um 1.30 Uhr Ostküstenzeit (7.30 Uhr in Europa) der TV-Sender Fox News vorpreschte und Trump auch im Schlüssel-Bundesstaat Pennsylvania zum Sieger erklärte - plus 19 Stimmen. Für Harris damit praktisch kaum mehr einholbar.
Nate Cohn, der Zahlen-Fuchs der „New York Times“, erklärte fast zeitgleich etwas vorsichtiger: „Es kann zwar noch mehrere Stunden dauern, bis das Rennen entschieden ist, aber unseren Schätzungen zufolge ist es sehr wahrscheinlich, dass Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewinnt. Kamala Harris muss mit ziemlicher Sicherheit Wisconsin, Pennsylvania und Michigan gewinnen, und Trump ist in allen drei Bundesstaaten klarer Favorit.“
Schon die erste Etappe der Wahlnacht in Amerika verlief nicht nach dem Geschmack der Demokraten. Ex-Präsident Donald Trump häufte in den ersten Stunden nach Schließung der Wahllokale einen Sieg nach dem anderen an. Er kam bereits gegen 22 Uhr Ostküsten-Zeit (4 Uhr morgens in Deutschland) nach Hochrechnungen auf rund 200 der 270 benötigten Stimmen im Wahlleute-Gremium, das am 17. Dezember den 47. US-Präsidenten wählt.
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Seine demokratische Konkurrentin lag zu diesem Zeitpunkt mit rund 100 Stimmen deutlich hinter dem Republikaner. Ihr gelang bis dahin keine Überraschung; etwa ein Überraschungs-Sieg in Florida. Ein Comeback des 78-Jährigen bei seinem dritten Anlauf zum Weißen Haus nach 2016 und 2020 wurde von TV-Analysten „mit aller gebotenen Vorsicht für realistisch gehalten“.
Aber: Um 7.45 Uhr deutscher Zeit war der Ausgang in vier von sieben mutmaßlich sieben wahlentscheidenden Swing States - Michigan (15), Arizona (11), Wisconsin (10) und Nevada (6) - noch nicht definitiv entschieden. Immer wieder erklärten die großen TV-Sender: „too close to call” - zu eng, um einen Sieg zu prognostizieren.
In North Carolina (16) und Georgia (16) stand Trump als Sieger fest.
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US-Wahl: Musk verbringt Wahlabend in Florida
Immer wieder erklärte die großen TV-Sender zu den anderen Bundesstaaten: „too close to call“ – zu eng, um einen Sieg zu prognostizieren. Bis endgültige Ergebnisse vorliegen, so Wahl-Offizielle, könnten vor allem in Pennsylvania und Wisconsin noch viele Stunden vergehen. Stand 6.30 Uhr deutscher Zeit kam Trump auf rund 240 Stimmen, Harris (bedingt durch den Sieg in allen drei Westküsten-Staaten) auf etwa 210 Stimmen.
In einem Kongress-Center in West Palm Beach/Florida, wo die Republikaner im Beisein von Trump-Großunterstützer Elon Musk zur Wahlparty eingeladen hatten, wurden die Zwischenstände nach den Worten von Gästen als „ungeheure Ermutigung“, ja „Signale für eine Sensation“ aufgenommen. Dort hatte Donald Trump am Morgen nahe seiner Residenz in Mar-a-Lago gemeinsam mit Ehefrau Melania Trump seine Stimme abgegeben und sich auffällig moderat geäußert. „Wenn ich eine Wahl verliere, wenn es eine faire Wahl ist, bin ich der Erste, der es einräumt.“ Davon war wenig später keine Rede mehr. „Es wird viel über massiven Betrug in Philadelphia geredet. Die Strafverfolgungsbehörden kommen!!!“, schrieb Trump am Nachmittag auf seiner Plattform Truth Social. Larry Krasner, der Bezirksstaatsanwalt der Metropole in Pennsylvania, wies die Vorwürfe als erfunden ab.
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Die Bundesbehörde für Cyber- und Infrastruktursicherheit erklärte, die Wahl sei „reibungslos“ verlaufen. Nicht ganz. Die Bundespolizei FBI meldete mehrere offenbar von russischen Akteuren initiierte Bombendrohungen gegen Wahllokale in Georgia, Michigan, Arizona und Pennsylvania. Vereinzelt wurden die Öffnungszeiten verlängert, um Wartende nicht abzuweisen. Es gab aber laut Behörden keine besonderen Vorkommnisse.
Das galt auch für die Lage in der Hauptstadt. Das Weiße Haus in Washington und das Kapitol waren am sommerlich warmen Wahltag (25 Grad) mit doppelten Zaun-Barrieren geschützt.
US-Wahl: Trump steigerte Anteil bei schwarzen Wählern in wichtigem Staat
Nach Beginn der Stimmenauszählung hatten die Meinungsforscher bei Nachwahl-Befragungen mehrere Trends festgestellt, die eher Trump denn Harris gefallen haben dürften. So hat Trump bei Wählern ohne Uni-Abschluss gegenüber 2020 weiter zugelegt – auf zwölf Prozentpunkte vor Harris. Die Demokratin wiederum rangierte bei Wählern mit College-Vergangenheit mit 57 Prozent klar vor Trump, der nur auf 40 Prozent kommt; drei Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Bedenklicher für die Demokraten: Laut „exit polls” hat Trump landesweit rund 45 Prozent der Latino-Stimmen auf sich vereint; 13 Prozent mehr als vor vier Jahren. Bei männlichen Hispanics fiel das Plus mit 18 Prozent noch deutlicher aus.
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Noch ein Warnsignal für Harris: Im Süd-Swing State Georgia wählten 54 Prozent der parteiunabhängigen Wähler Trump. Joe Biden hatte in dieser Wählergruppe einen Vorsprung von neun Prozentpunkten vor dem Republikaner. In North Carolina steigerte Trump seinen Anteil bei schwarzen Wählern von fünf Prozent (2020) auf zwölf Prozent. Dagegen musste er bei weißen Wählern Verluste zwischen drei und fünf Prozentpunkten hinnehmen. Bei Kamala Harris ging nach vorläufigen Zahlen die Rechnung nicht auf, vermehrt Frauen für sich zu gewinnen. In Pennsylvania und Georgia war der Anteil weiblicher Wähler bei den Demokraten nahezu identisch mit dem, den Joe Biden hatte.
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