Berlin. Im September war er gemeinsam mit dem restlichen Parteivorstand zurückgetreten. Jetzt tritt der Grüne wieder an, um Vize-Chef zu werden.
Grünen-Politiker Heiko Knopf, Mitglied des im September zurückgetretenen Parteivorstands, will auf dem Bundesparteitag der Grünen erneut für das Amt des stellvertretenden Parteichefs kandidieren. Das erklärte Knopf in einem Brief an die Parteimitglieder, der dieser Redaktion vorliegt.
„Mit der Neuwahl des Bundesvorstandes verbinden wir mehr als nur neue Gesichter“, schreibt Knopf darin. „Wir haben jetzt die Chance, mit neuer Energie und einer strategischen Neuaufstellung in das so wichtige Wahljahr 2025 zu gehen.“
Der 35-Jährige war 2022 als stellvertretender Parteivorsitzender gewählt worden. Ebenso wie die beiden Parteichefs Omid Nouripour und Ricarda Lang und der Rest des Parteivorstands war auch er nach den verlorenen Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg zurückgetreten.
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Den Osten für die Grünen verloren geben will Knopf, der aus Jena kommt und dort seit 2014 im Stadtrat sitzt, aber nicht. Unter anderem damit begründet er seine erneute Kandidatur: Im Bundesvorstand habe er sich „als Stimme für den Osten stark gemacht“, indem er ostdeutsche Inhalte, Belange und Sichtweisen in die Diskussionen eingebracht habe. „Lasst uns mehr Osten wagen!“, schreibt Knopf in seiner Bewerbung. „Es ist einfach falsch, wenn es heißt, dass Grün nicht zum Osten passe.“
Als „Ingenieur und Ossi“ will Knopf die Partei voranbringen
Knopf will sich im Vorstand auch weiter schwerpunktmäßig auf ländliche Räume und Kommunalpolitik konzentrieren. Die Erfahrungen und Bedarfe kommunalpolitisch Aktiver wolle er stärker in die Bundespolitik bringen, heißt es in der Bewerbung. „Der Lebensalltag der Menschen vor Ort braucht mehr Platz und Berücksichtigung in der Politik auf Bundesebene.“
Vor dem Hintergrund der derzeit schlechten Umfragewerte der Grünen schreibt Knopf, die Partei müsse mehr Mut aufbringen, sich mit ihrer Außenwirkung auseinanderzusetzen. „Den Vorwurf von Besserwisserei und Praxisferne können wir widerlegen, indem wir uns hinterfragen, offen für Neues bleiben und unsere Ideen mit Bezug zur Praxis beschreiben.“
Als „Ingenieur und Ossi“ wolle er den neuen Vorstand mit seiner Art und Weise, Politik zu machen, weiter bereichern, schreibt Knopf. Ob er diese Gelegenheit bekommt, hängt allerdings nicht nur von der Wertschätzung seiner Arbeit durch die Mitglieder ab. Bei den Grünen gilt es bei Ämterbesetzungen auch, auf Geschlechterparität zu achten. Und die könnte durch eine mögliche Kandidatur aus dem Gleichgewicht geraten: Denn Sven Giegold, Vertreter des linken Flügels und parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck, hat Interesse bekundet, Emily Büning als politischer Geschäftsführer nachzufolgen.
Sollten neben Felix Banaszak, der gemeinsam mit Franziska Brantner für den Parteivorsitz kandidiert, auch der bisherige Bundesschatzmeister Frederic Carpenter wieder antreten, gäbe es mit Banaszak, Carpenter, Giegold und Knopf vier männliche Kandidaten für den sechsköpfigen Bundesvorstand – und damit einen zu viel.
Gewählt wird Mitte November. Dann kommen die Grünen in Wiesbaden zu ihrem Bundesparteitag zusammen.
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