Berlin. Franziska Brantner ist eine Vertraute von Robert Habeck, mit Boris Palmer hat sie eine Tochter. Nun könnte sie Grünen-Chefin werden.

  • Franziska Brantner könnte neue Vorsitzende der Grünen werden
  • Die Politikerin ist eine enge Vertraute von Robert Habeck
  • Die 45-Jährige hat eine gemeinsame Tochter mit dem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer

In jeder Partei gibt es Leute, die in der zweiten Reihe stehen und der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sind – und dennoch beträchtlichen Einfluss ausüben. Sie sind erfahren und bestens vernetzt. Wenn wichtige Entscheidungen anstehen, kommt es auch auf ihr Wort an. Und sei es deshalb, weil sie mithelfen können, Mehrheiten zu organisieren.

In diese Kategorie gehört bei den Grünen die Heidelberger Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner. Bislang ist sie vor allem Politik-Insidern und Wirtschaftsvertretern bekannt. Doch das könnte sich bald ändern. Denn nach dem überraschenden Rücktritt der grünen Parteivorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour und des restlichen Parteivorstands am Mittwoch gilt die 45-Jährige als eine Favoritin auf einen Job an der Parteispitze.

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Franziska Brantner – Grünen-Politikerin im Steckbrief

NameFranziska Brantner
geboren24. August 1979 in Lörrach (Baden-Württemberg)
aufgewachsenNeuenburg am Rhein
aktueller WohnortHeidelberg und Berlin
Abiturdeutsch-französisches Gymnasium in Freiburg
StudiumPolitikwissenschaft
PromotionUniversität Mannheim (2010)
Deutscher BundestagAbgeordnete seit 2013
Familiegemeinsame Tochter mit Boris Palmer

Habeck vertraut Brantner – und schickt sie um die Welt

Mindestens einen der beiden Vorsitzenden-Posten muss eine Frau besetzen, so sehen es die grünen Parteistatuten vor. Nicht festgeschrieben, aber – mit prominenten Ausnahmen – üblich ist außerdem, dass sowohl der Realo- als auch der linke Flügel der Partei einen der beiden Parteichefs stellen.

Den Realo-Flügel, dem sie angehört, könnte Brantner als Vorsitzende vertreten. Sicher ist ihre Wahl allerdings noch nicht – wer bei den Grünen an die Spitze will, muss erst die oft streitlustige Partei überzeugen. Gewählt wird Mitte November auf dem Parteitag in Wiesbaden.

Robert Habeck und Franziska Brantner im vertraulichen Gespräch im Bundestag.
Robert Habeck und Franziska Brantner im vertraulichen Gespräch im Bundestag. © DPA Images | Kay Nietfeld

Brantner ist eine enge Vertraute von Vizekanzler Robert Habeck. Dem Wirtschaftsminister dient sie auch als Parlamentarische Staatssekretärin. In dieser Funktion ist sie für ein großes Portfolio von Themen zuständig. Wirtschaftspartnerschaften, Verhandlungen mit der EU, Freihandelsabkommen wie MERCOSUR – an vielem, was das Wirtschaftsministerium vorantreibt, ist Brantner beteiligt.

Auch um Rohstoff-Partnerschaften mit anderen Ländern kümmert sie sich. Ihr Auftrag lautet etwa, Deutschlands Versorgung mit Lithium zu sichern, das für die Produktion von Batterien benötigt wird, oder auch mit Seltenen Erden. Dass der Vizekanzler die extrem ehrgeizige Baden-Württembergerin als oberste Bodenschatz-Beauftragten des Landes um die Welt schickt, demonstriert das große Vertrauen, das Habeck in Brantner setzt.

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    Kann Habeck zu wichtigen Debatten im Bundestag nicht persönlich kommt, sitzt häufig Brantner in der ersten Reihe der Regierungsbank, direkt neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Gleichzeitig sendet sie auf allen Kanälen – Instagram, Twitter, auf TikTok war Brantner mit einem Konto vertreten, lange bevor der größte Teil der deutschen Parteienlandschaft sich für die Plattform interessierte. So umtriebig ist Brantner, dass das Handelsblatt sie einmal als „die heimliche Ministerin“ bezeichnete.

    Habeck hatte seine Vertraute schon vor einiger Zeit auserkoren, für die Grünen den Wahlkampf 2025 zu managen – in den der Minister nach Lage der Dinge als Kanzlerkandidat ziehen wird. Als Vertreterin des mitgliederstarken Landesverbands Baden-Württemberg verfügt die promovierte Politikwissenschaftlerin über eine starke Hausmacht in der Partei. Vor wichtigen Abstimmungen auf Grünen-Parteitagen kann man beobachten, wie Brantner zwischen den Reihen der Delegierten unterwegs ist, um Mehrheiten zu finden und zu sichern. 

    Grünen-Insider verweisen allerdings darauf, dass sie nur bedingt als Teamspielerin gelte. Brantner ist als Arbeitstier bekannt: Ob es um Chinas Aufstieg zur globalen Supermacht, die innenpolitischen Ereignissen in anderen europäischen Ländern oder die Entwicklung der Europäischen Union geht, wer sich mit Brantner unterhält, trifft auf eine in vielen Bereichen bestens informierte Gesprächspartnerin.

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    Ihre größte Leidenschaft ist die Europapolitik, insbesondere nach Frankreich ist die mehrsprachige Abgeordnete bestens verdrahtet. Brantner wurde in Lörrach geboren und wuchs direkt an der deutsch-französischen Grenze in Neuenburg am Rhein auf. Ihr Abitur machte sie am deutsch-französischen Gymnasium in Freiburg. Später studierte sie Politikwissenschaften in Paris und New York.

    Bevor sie 2013 erstmals in den Deutschen Bundestag einzog, war sie EU-Abgeordnete in Straßburg und Brüssel. Sie hat eine gemeinsame Tochter mit dem Tübinger Oberbürgermeister und früheren Grünen-Politiker Boris Palmer. Allerdings sind die beiden schon seit vielen Jahren kein Paar mehr. Was ihr Privatleben angeht, hält Brantner sich bedeckt. Auf ihrer persönlichen Internetseite gibt sie anders als andere Politiker und Politikerinnen keine Informationen über ihre Familie oder Freizeitbeschäftigungen preis, auch Fotos aus Kinder- oder Jugendtagen sind dort nicht zu finden. Brantner ist Vollblutpolitikerin.

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