Berlin. Der Tech-Milliardär und X-Boss spielt seine Rolle in den sozialen Netzwerken – zugunsten Trumps. Seine jüngste Entgleisung passt dazu.

Trump-Unterstützer Elon Musk hat mit einem provokanten Beitrag auf das mutmaßliche versuchte Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten reagiert – den Post kurze Zeit später aber wieder gelöscht. Auf seiner Online-Plattform X (früher Twitter) schrieb er: „Und es versucht noch nicht mal jemand, Biden/Kamala zu ermorden.“ Hinter die Worte setzte er ein Emoticon mit einem nachdenklichen Gesicht.

Bedauert Musk, dass es bisher keinen Anschlagsversuch auf das Führungsduo im Weißen Haus gegeben hat? Später versuchte er, den Post als Witz zu deklarieren, den niemand verstanden habe. Sein Beitrag war am Vormittag nicht mehr abzurufen, es gibt jedoch Screenshots davon.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

US-Wahl 2024: Musk will Regierungswechsel – aus betrieblichen Gründen

Tech-Milliardär Musk unterstützt den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump vor der US-Wahl im November. Auf X macht er immer wieder Stimmung gegen dessen demokratische Kontrahentin Kamala Harris. Dabei dürften mehrere Dinge zusammenspielen: Musk steht politisch offenkundig eher rechts. Gleichzeitig hat er allein aus taktischer, unternehmerischer Sicht ein Interesse daran, einen Regierungswechsel zulasten der Demokraten zu fördern: Die Musk-Firmen Tesla, SpaceX und andere stecken in fast einem Dutzend Gerichtsverfahren mit der US-Regierung oder regierungsnahen Behörden. Davon abgesehen ist die politische Grundausrichtung klar: Musk und Trump eint, dass sie bürokratische Beschränkungen und eine erhöhte Steuerlast für Reiche, wie die Demokraten sie traditionell anstreben, ablehnen.

Die jüngste Entgleisung, die mindestens als geschmackloses Gedankenspiel gelten kann, ist nur eines von vielen Beispielen, die belegen, wie Musk abdriftet. Der 53-Jährige, der einst als liberaler Technologie-Enthusiast und Visionär von sich reden gemacht hatte, tritt spätestens seit seiner umstrittenen Übernahme des Portals X als populistischer Lautmacher in Erscheinung. Kritikern schleudert er heftige Beleidigungen an den Kopf – so etwa dem australischen Premier Anthony Albanese, dessen Regierungsmitglieder er als „Faschisten“ bezeichnete.

Auslöser des Streits war ein von der Regierung in Canberra eingebrachtes Gesetz „zur Bekämpfung von Falschinformation“. Dieses sieht weitreichende Befugnisse zur Verhängung von Bußgeldern gegen Tech-Giganten in Höhe von fünf Prozent ihres Jahresumsatzes bei Verstößen gegen die Verpflichtungen zur Online-Sicherheit vor. 

Musk, selbsternannter „Absolutist der freien Meinungsäußerung“, ist bereits mit Politikern und Gruppen für Digitalrechte auf der ganzen Welt aneinandergeraten. In Brasilien wurde X faktisch gesperrt, nachdem das Unternehmen einige Gerichtsanweisungen ignoriert hatte. Musk bezeichnete daraufhin den zuständigen Richter Alexandre de Moraes als „bösen Diktator, der sich als Richter ausgibt“.

Lesen Sie auch: Elon Musk privat: Was über seine Partnerin und seine Kinder bekannt ist

Donald Trump: Nach Attentatsversuch giftet Musk weiter

Musk hat Donald Trump nicht nur finanzielle Unterstützung zugesichert, sondern macht sich dessen Lügen zu eigen und verbreitet sie über seinen eigenen X-Kanal (fast 198 Millionen Follower). Nach dem TV-Duell zwischen Trump und Kamala Harris gab er Trumps abstruse Mär von vermeintlich verspeisten Haustieren weiter.

Nun, nach dem neuerlichen Attentatsversuch, macht Musk weiter. Politisch differenzierte Beiträge finden sich nicht. Neben dem von ihm gelöschten Gedankengang teilte er bei X einen zweieinhalbminütigen Video-Zusammenschnitt eines Parodie-Kanals, in dem völlig zusammenhanglos angebliche Gewaltfantasien demokratischer Politikerinnen, Moderatoren und Stars gegenüber Donald Trump und den Republikanern wiedergegeben werden. Der Kanal „Amit Shah (Parody)“, 99.000 Follower, titelte dazu: „2,5 Minuten, in denen Demokraten explizit nach politischer Gewalt rufen. Das ist ihre Verantwortung.“ Eine direkte Schuldzuweisung zum vereitelten Attentat an die Demokraten. Musk teilte den Post mit dem Kommentar „Hmm“ und verschaffte ihm Reichweite, ohne sich davon zu distanzieren oder ihn kritisch einzuordnen.

Erst vor Kurzem hatte Musk unter den Fans von US-Superstar Taylor Swift für Empörung gesorgt, indem er ihr öffentlich „anbot“, sie zu schwängern – eine Reaktion auf Swifts selbstbewusste Formulierung ihrer Unterstützung für Kamala Harris. Swift hatte sich in Anlehnung an eine Diffamierung von Trump-Vize-Kandidat J.D. Vance mit einer Katze ablichten lassen und ihre Harris-Empfehlung unterzeichnet mit „Childless Cat Lady“ (kinderlose Katzenfrau).

mit dpa/afp