Washington/New York. Anklage hält die illegal verbuchte Zahlung von 130 000 Dollar an Porno-Star Stormy Daniels für zentral und pocht auf Bestrafung.
Wer das letzte Wort hat, besitzt einen gewissen Vorteil. Joshua Steinglass, der leitende Staatsanwalt im Schluss-Plädoyer, war sich dessen am Dienstagnachmittag vollauf bewusst. Im Donald Trump-Prozess um mutmaßlich illegal verschleiertes Schweigegeld an einen Porno-Star sezierte der Ankläger vor den zwölf Geschworenen die vorher von Trump-Anwalt Todd Blanche vorgebrachte Argumentation, die auf eine Forderung nach Freispruch hinauslief, bis in die tiefste Verästelung.
Sein Fazit: Trump muss schuldig gesprochen werden.
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Steinglass verbrachte viel Zeit damit, die Charakterisierung des Kronzeugen Michael Cohen, den die Verteidigung als Lügner abkanzelte, „vom Kopf auf die Füße zu stellen”, wie Prozessbeobachter anmerken. „Wir haben uns Michael Cohen nicht ausgesucht oder im Zeugen-Geschäft ausgesucht”, startete Steinglass.
Hier lesen Sie die Argumentation der Verteidigung Trumps: Die Vorwürfe? Alles nur heiße Kuft
Staatsanwalt Steinglass: Cohen war exakt das, was Trump in einem Anwalt sucht
Trump hingegen habe seinen früheren Ausputzer, der das Bindeglied zwischen ihm und der Erotikdarstellerin Stormy Daniels war, ausgewählt, „weil er bereit war, für ihn zu lügen und zu betrügen”. Cohen sei exakt das gewesen, was Trump in einem Anwalt sucht. Ein Mann, der willens ist, andere „zu schikanieren und mit Strafanzeigen zu bedrohen”.
Steinglass äußerte viel Verständnis dafür, dass Cohen seinen früheren Herrn und Meister hinter Gittern sehen will, weil er, Cohen, „der bisher einzige ist, der für seine Rolle in dieser Verschwörung den Preis bezahlt hat”.
Staatsanwalt: Cohen ist „der bisher einzige, der für seine Rolle in dieser Verschwörung den Preis bezahlt hat”
Hintergrund: Cohen saß wegen der Transaktion für Daniels einige Monate in Haft, die später wegen Corona in Hausarrest umgewandelt wurde.
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Den Vorwurf von Verteidiger-Anwalt Todd Blanche, Cohen habe einen für den Tatvorwurf eminent wichtigen Telefonanruf bei Trump im Oktober 2016 frei erfunden, konterte Steinglass mit einem Experiment. Er erfand vor den Ohren der Jury ein knapp 50-sekündiges Gespräch, wie es seinerzeit geführt geworden sei. Es sollte demonstrieren, dass Cohen an jenem Tag sowohl mit Trump als auch mit dessen Leibwächter Keith Schiller gesprochen haben kann.
Dass Cohen Trump bestohlen hat, ändere nichts daran, dass Bilanzunterlagen gefälscht und Wahlkampffinanzierungsgesetze verletzt worden seien, betonte Steinglass. Der Verteidigung warf er vor, abzulenken und Nebelkerzen zu zünden.
Der Staatsanwalt, der bereits 2022 im Betrugs-Verfahren gegen den Trump-Konzern eine Schlüsselrolle hatte und tief in der Materie ist, versuchte den Geschworenen die Motivlage Trumps zu erklären. Sie könnten darauf wetten, sagte er, dass der Ex-Präsident nicht so viel Geld (130 000 Dollar) an Stormy Daniels gezahlt hätte, wenn jemand lediglich ein Foto von den beiden auf einem Golfplatz gehabt hätte.
Anklage bewertet Auftritt von Stormy Daniels im Prozess als wichtig und authentisch
Fast genüsslich erinnerte der Staatsanwalt daran, dass die Verteidigung einerseits bis heute betont, hier gehe es nur um einen reinen Dokumenten-Fall. Andererseits aber enorme Energie darauf verwendet, Stormy Daniels im Zeugenstand massiv zu diskreditieren und ihr zu unterstellen, sie habe den Sex mit Trump 2006 herbeigelogen. Steinglass erklärte, dass Daniels` Auftritt wichtig und authentisch war. Denn fände die Jury sie glaubwürdig, würde das erklären, warum Trump ihr Schweigen erkauft hat. Kurzum: „Stormy Daniels ist das Motiv.”
Die Anklage zog in ihrem Prozess-Fazit einen viel weiter gespannten Bogen als die Verteidigung. Steinglass argumentierte, dass es 2016 dem Wähler zugestanden hätte, darüber zu richten, ob Trump außerehelich mit einem Porno-Star ins Bett gestiegen ist oder nicht. Die angeklagte Verschwörung samt Schweigegeld habe dies verhindert.
Dass sich Trump, Cohen und der Klatschblatt-Herausgeber David Pecker 2015 intensiv berieten, wie sie publizistisches Ungemach über private Verfehlungen vom damaligen Präsidentschaftskandidaten am besten fernhalten, so Joshua Steinglass, könnte „sehr wohl” dafür gesorgt haben, dass Trump die Wahl 2016 gewann. Allein darum könne man die Schweigegeld-Zahlung an Stormy Daniels nicht hoch genug werten.