Washington/New York. Dass der Ex-Präsident 2016 politisch schädliche Berichte unterdrücken wollte, sei kein Skandal – sondern Wahlkampf. Sagt sein Anwalt.
Crunchtime im seit fast sieben Wochen laufenden Donald Trump-Prozess um mutmaßlich illegal verschleiertes Schweigegeld an einen Porno-Star, mit dem er im Bett gewesen sein soll: In seinem Abschluss-Plädoyer bemühte sich Todd Blanche, der leitende Verteidiger des amerikanischen Ex-Präsidenten, große Löcher in die Darstellung der Anklage zu reißen. Seine Forderung: Freispruch.
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Loch eins: Wer auf Kronzeugen wie Michael Cohen baue, den ehemaligen Privatanwalt Trumps, der 2016 kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen die Zahlung von 130.000 Dollar an die Erotikdarstellerin Stormy Daniels gefingert hatte, damit sie nicht öffentlich über einen lange zurückliegenden One-Night-Stand mit Trump redet, der stehe im Treibsand.
„Sie können Präsident Trump auf Grundlage der Aussagen von Michael Cohen nicht zweifelsfrei eines Verbrechens verurteilen“
Cohen sei ein notorischer Lügner. „Sie können Präsident Trump auf Grundlage der Aussagen von Michael Cohen nicht zweifelsfrei eines Verbrechens verurteilen“, donnerte Blanche in Richtung Geschworene, brachte aber für seinen Lügen-Vorwurf keine harten Beweise.
Loch zwei: Was die Staatsanwaltschaft in 34 Einzelpunkten seit Mitte April vorbrachte, sei ein großes Nichts gewesen. Trump habe „keine Verbrechen begangen“. Daher könne es auch keine „Beweislast“ geben. Blanche nannte die Argumente der Staatsanwaltschaft, die im Laufe des späten Dienstagabends (deutscher Zeit) Redezeit bekam, „absurd“ und „unsinnig“.
Dort heißt es, dass Trump durch die teilweise von ihm persönlich im Oval Office des Weißen Hauses Anfang 2017 unterzeichneten Rückerstattungs-Schecks für die von Cohen vorgestreckten 130.000 Dollar eine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl abwenden wollte. Bei der bilanzieren Verbuchung der Transaktion sei dieser Grund hinter der lapidaren Formulierung „Anwaltskosten“ versteckt worden, was illegaler Wahlkampf-Finanzierung gleichkomme – ein Straftatbestand.
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Todd Blanche räumte sogar ein, dass es bei der Rückerstattung an Cohen „eine Art Steuer-Schwindel“ gegeben habe. Dies aber sei nie strafrechtlich relevant gewesen. Dass Trump mit dem Klatschblatt-Herausgeber David Pecker („National Enquirer“) gemeinsame Sache gemacht hat, um vor der Wahl für Trump negative Geschichten vom Medienmarkt wegzukaufen, sei branchenübliches Verhalten.
Trumps Anwalt: „Jede Wahlkampagne in diesem Land ist eine Verschwörung”
Mehr noch: Dass Trump versucht habe, mit Geld für ihn potenziell politisch schädliche Veröffentlichungen zu unterdrücken, sei kein Skandal – sondern Wahlkampf. O-Ton Blanche: „Jede Wahlkampagne in diesem Land ist eine Verschwörung.“
Immer wieder kam Blanche in seiner gut zweieinhalb stündigen Rede auf Michael Cohen zurück. Dieser sei seinerzeit für reguläre anwaltliche Tätigkeiten für Trump entlohnt worden, nichts weiter. Dass Cohen in seiner Vernehmung vor zwei Wochen gestanden hatte, den Trump-Konzern bei anderen Rückforderungen betrogen zu haben, nahm Trumps Verteidiger als Beleg für die Unaufrichtigkeit des einstigen Trump-Intimus. Im Prozess selbst, so der Anwalt, habe Cohen einen Meineid geleistet, als er von einem persönlichen Telefonat mit Trump im Oktober 2016 über die Schweigegeld-Zahlungen an Stormy Daniels berichtete. Blanche: „Das war eine Lüge.“
Trumps Chef-Verteidiger versuchte den wichtigsten Zeugen der Anklage komplett zu zerstören, indem er einen Begriff aus dem Profi-Sport zweckentfremdete: „Cohen ist wirklich der MVP der Lügner.“ MVP ist etwa im Basketball der „most valuable player“, der wertvollste Spieler.