Washington/New York. Strafverteidiger Todd Blanche setzt für Ex-Präsident Donald Trump seine Anwaltskarriere aufs Spiel. So sieht seine Strategie aus.
Donald Trump hat eine ziemliche genaue Vorstellung davon, was ein Strafverteidiger für ihn tun muss: sich opfern. 24 Stunden am Tag. Alle Pfeile auf sich ziehen. Wenn nötig, in die tiefste Schublade greifen, um Schaden von ihm abzuwenden.
Wer dabei draufgeht, Pech gehabt.
Siehe Trumps Ex-Buddy Rudy Giuliani. Weil er für Trump gelogen und das Recht bis zum Bersten gebogen hat, steht der ehemalige Bürgermeister von New York reputationsmäßig und finanziell vor dem Ruin; auch weil Trump ausstehende Rechnungen nicht beglichen haben soll.
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Anwaltskanzlei von Todd Blanche stellt ihn wegen Trump vor Wahl
Todd Blanche wusste das alles, als er vor einem Jahr seine im Monat siebenstellig dotierte Partnerschaft in der renommierten New Yorker Anwaltskanzlei – „Cadwalader, Wickersham & Taft“ – aufgab und sich ganz und gar dem Multi-Angeklagten und Ex-Präsidenten widmete. Gezwungenermaßen. Denn das Anwaltsbüro hielt ihm die Pistole auf die Brust: Trump – oder wir?
Der 49-Jährige, Sohn eines tiefgläubigen Predigers aus Colorado, vertritt den Ex-Präsidenten neben dem laufenden Schweigegeld-Prozess um den Porno-Star Stormy Daniels auch in den derzeit auf Eis liegenden Großverfahren um den Diebstahl brisanter Staatsgeheimnisse wie um die versuchte Manipulation der Präsidentschaftswahl-Resultate von 2020.
Blanche hat dafür eine eigene Firma gegründet, die seit Frühjahr 2023 gut drei Millionen Dollar eingenommen hat. Einziger Klient: Donald Trump. Der zahlt nicht selbst. „Save America”, eine seiner Lobby-Gruppen, lenkt Spendengelder um.
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Aufmerksam wurde Trump auf ihn, als Blanche seinen ehemaligen Wahlkampf-Leiter Paul Manafort vertrat, der wegen windiger Geschäfte im Gefängnis landete. Auch Boris Ephshteyn, ein anderer Trump-Spezi, nahm die Dienste von Todd Blanche in Anspruch. Verwunderlich: Blanche hat in Strafprozessen als Verteidiger bisher kaum Erfahrung.
Um seinem Mandanten näher zu sein, kaufte Blanche, der lange auf Long Island lebte, für seine Frau Kristine, eine Therapeutin im Bereich ganzheitliche Medizin, und sich in der Nachbarschaft von Trumps Florida-Domizil Mar-a-Lago Ende vergangenen Jahres in Palm Beach County ein Haus.
Für Trump wechselte Blanche, der lange eingetragener Demokrat war, sogar zur Republikanischen Partei. Während des Schweigegeld-Prozesses hat Todd Blanche, der als Teenager ein überdurchschnittlich guter Baseball- und Footballspieler war, in Trumps Hochhaus „40 Wall Street” sein Quartier.
Kurzum: Blanche hat zum Erstaunen vieler Ex-Kollegen seine Karriere ganz und gar mit einem Mann verknüpft, der in den vergangenen Jahrzehnten Hundertschaften von Juristen verschlissen hat. Sollte Trump in New York und anderswo verurteilt werden, sagen Branchen-Kollegen in Washington, sei Blanche in den Elite-Zirkeln der Anwaltsbranche „Toast”. Im Umkehrschluss: Haue er den Ex-Präsidenten raus, sei im Falle eines Wahlsieges im November sogar der Posten des Justizministers drin. Oder das Büro der Staatsanwaltschaft im Süden Manhattans. Jene Institution, die Trump jetzt vor Gericht gebracht hat.
Verliert Todd Blanche den Trump-Prozess, ist er „Toast“
Blanche kennt den Laden in- und auswendig. Er hat vor seinem Wechsel auf die andere Seite acht Jahre dort an der Seite von Trumps Nemesis Alvin Bragg als Ankläger im Bereich Mord, Totschlag, Gewalt und Banden-Kriminalität gearbeitet. Sein Ruf dort: großartig. „Ein Arbeitstier”, sagen Ex-Kollegen. Sie erinnern daran, dass Blanche in den 90er-Jahren als Anwaltsgehilfe startete. Wenn andere Feierabend machten, besuchte er in Brooklyn die Abendschule und machte seinen Abschluss. „Ich wollte unbedingt Staatsanwalt werden”, sagte er später selbst.
Blanche gilt in der Causa Trump als Überzeugungstäter. Er hält seinen Mandanten für das Opfer einer politisch motivierten Hatz, die Trump die Präsidentschaftskandidatur vereiteln soll. Der Schweigegeld-Prozess in New York hätte aus seiner Perspektive „niemals stattfinden dürfen”.
Seine Strategie ist simpel: Zeit gewinnen. Verzögern, durch Einsprüche jeder Art, wo immer es geht. Damit eckt Blanche beim Richter bereits mächtig an. „Sie verlieren jede Glaubwürdigkeit”, sagt Juan Merchan bereits am zweiten Prozesstag an die Adresse des zweifachen Familienvaters. Trump saß stumm daneben.
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