Berlin. Die Feuerpause in Gaza ist endlich. Israel will den Krieg gegen die Hamas fortsetzen. Mit einer neuen Strategie? Wie es weitergeht.
Für vier Tage ruhen die Waffen. Mit der Freilassung von weiteren Geiseln kann sich die Hamas ab Dienstag zusätzliche Zeit kaufen – jeweils einen weiteren Tag. Eine Waffenruhe ist eine Atempause, für beide Seiten von Vorteil:
- um die Soldaten/Kämpfer aufzufrischen;
- um die Versorgung und die militärische Logistik zu verbessern;
- um die nächsten Schritte im Gaza-Krieg abzustimmen;
- um den öffentlichen Druck abzubauen. Die Freilassung von Geiseln und Gefangenen wird von den Angehörigen auf beiden Seiten angemahnt.
Die Feuerpause hilft zudem, die humanitäre Notlage im Gazastreifen zu lindern. Vereinbart wurde, die humanitäre Hilfe auszuweiten: Lebensmittel, Medikamente und – wichtig für Strom und Trinkwasserversorgung – Treibstoff.
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USA dringen auf eine längere Feuerpause
Sowohl die USA als auch Katar, das zwischen beiden Seiten vermittelt, wollen das Momentum nutzen, um politisch voranzukommen. Weitere Fortschritte wären zumindest eine längere Feuerpause oder ein langfristiger Waffenstillstand, der wiederum die Voraussetzung für einen Frieden und einen politischen Neuanfang sein könnte.
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Während der katarische Premierminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani argumentiert, dass die Hamas kaum zu besiegen sei, begründet US-Präsident Joe Biden seinen Ruf nach einer längeren Feuerpause mit den Geiseln. Allerdings steht er auch innenpolitisch unter Druck. Denn eine uneingeschränkte Solidarität mit Israel ist in den USA nicht mehr selbstverständlich.
„Nichts wird uns aufhalten“
„Das ist mein Ziel“, sagte er am Sonntag zur Feuerpause. „Das ist unser Ziel, diese Pause über morgen hinaus aufrechtzuerhalten.“ Nichts sei garantiert oder gar ein Selbstläufer. Aber der Beweis dafür, dass sich die Mühe lohne, „liegt in jedem Lächeln und jeder dankbaren Träne, die wir auf den Gesichtern dieser Familien sehen, die endlich wieder zusammenkommen“.
So weit wird Israel ihm noch folgen. Aber die Linie ist, die Feuerpause um zwei Tage zu verlängern, maximal eine Woche lang aufrechtzuerhalten. Danach soll die Armee, die IDF, die Kämpfe gegen die Hamas wieder aufnehmen. Als Premier Benjamin Netanjahu am Sonntag die Truppen in Gaza besuchte, stimmte er die Soldaten darauf ein, „bis zum Ende“ weiterzumachen: bis zum Sieg. „Nichts wird uns aufhalten.“
Taktik der massiven Zerstörung
Mit militärischer Härte hat Israel immerhin einen ersten Teilerfolg erreicht, eben die ersten Freilassungen von Geiseln. Mit Härte will man auch das zentrale Versprechen schaffen: die Zerstörung der Hamas.
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Schon bald dürfte sich der Krieg fortsetzen. Die israelische Armee strebt die vollständige Kontrolle im Norden und in Gaza-Stadt an. Zudem will sie ihre Operationen auf den südlichen Gazastreifen ausdehnen. Mutmaßlich sollen sich dort die führenden Hamas-Köpfe und auch Geiseln befinden.
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Die israelische Armee hat Waffenlager der Hamas geräumt und über 400 Tunnelzustiege gesprengt. Dieser begrenzte Erfolg – ins Tunnelsystem selbst traute man sich nicht hinein – setzte aber eine massive Zerstörung voraus. Diese Taktik lässt sich kaum wiederholen. Der südliche Gazastreifen ist mit Flüchtlingen überfüllt. Notwendig ist ein anderes militärisches Vorgehen: mobiler, präziser, mehr Terrorkampf als offener Krieg.
Israel ist auf amerikanische Militärhilfe angewiesen
Eine hohe Zahl von Opfern würde einen internationalen Aufschrei provozieren, inklusive bei der Biden-Regierung. Die Militärhilfe der USA zu gefährden, kann sich Netanjahu nicht leisten. Bei bestimmter Munition ist die israelische Armee vollständig von ihnen abhängig.
Die Amerikaner dringen auf einen politischen Plan für die Zeit danach. Diesen Plan blieb die Netanyahu-Regierung bisher schuldig. In israelischen Medien heißt es, die Strategie laufe auf eine (Wieder-)Besetzung des Gazastreifens hinaus. Ein denkbar schlechtes Szenario, weil es weitere Terroranschläge provoziert. Die Hamas hat einen Plan: Israel im permanenten Kriegszustand zu halten.
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