Jerusalem. Die Islamisten beschießen Israel, wünschen Juden den Tod und entführen Schiffe. Woher kommt die Huthi-Miliz und wer unterstützt sie?
Eine neue Front im Gazakrieg wurde am Sonntag eröffnet: Die Huthi-Rebellen im Jemen haben ein Frachtschiff auf einer wichtigen Seeroute im Roten Meer gekapert und die 25 Insassen des Schiffs als Geiseln genommen. „Das ist erst der Anfang“, verkündete ein Sprecher der Huthi. „Alle Schiffe, die dem israelischen Feind gehören oder die mit ihm Handel betreiben, sind für uns legitime Ziele“, erklärten die Rebellen.
Das offizielle Israel spielt den Vorfall zwar herunter: „Es ist kein israelisches Schiff“, erklärte die Armee. Das Frachtschiff fahre weder unter israelischer Flagge, noch gehöre es einem israelischen Unternehmen. Es waren auch keine Israelis an Bord. Ein Blick hinter die Eigentümerstruktur zeigt aber, dass einer der Co-Eigentümer ein israelischer Geschäftsmann ist.
Die Huthi hatten Israel schon vorher angegriffen
Es ist nicht das erste Mal, dass die Huthi sich im aktuellen Krieg Israels gegen die Hamas einschalten. Die Rebellen, die seit neun Jahren den Norden des Jemens und die Hauptstadt Sanaa kontrollieren, sind bereits Anfang November offiziell in den Krieg eingetreten. Schon zuvor hatten die Huthi bereits dreimal Israel angegriffen: einmal am 19. Oktober im Luftraum über dem Roten Meer, und einmal gab es laut Angaben der israelischen Streitkräfte einen Treffer im Norden Ägyptens. Ein Angriff, ebenfalls über der südisraelischen Stadt Eilat, hat das israelische Luftabwehrsystem vereitelt. Der Kriegserklärung folgten drei weitere Angriffe. Die Raketen aus dem Jemen legten dabei Strecken von mehr als 1500 Kilometern zurück.
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Dass die Huthi über Langstreckenraketen verfügen, haben sie dem Iran zu verdanken. Wie die Hisbollah im Libanon und Syrien und die Hamas in Gaza bilden die Huthi im Jemen die sogenannte „Achse des Widerstands“ in der Region. In Militärbriefings über die Bedrohung aus Teheran nennt Israels Armee bereits seit Längerem nicht nur irantreue Milizen im Libanon, in Syrien und den Palästinensergebieten als Gefahr, sondern immer auch die Huthi. Als eine der primären Gefahrenquellen galten die jemenitischen Rebellen bisher aber nicht: Da sie anders als andere pro-iranische Milizen nicht direkt an den Grenzen Israels stationiert sind, ist ihre Angriffskapazität beschränkt. Dass sie das Frachtschiff im Roten Meer gekapert und die Crew als Geiseln genommen haben, könnte diese Risikoeinschätzung aber ändern.
Die Huthi gehören einem schiitischen Islam an und haben sich über die Jahre radikalisiert. Heute vertreten sie eine fundamentalistisch, islamistische und antiwestliche Ideologie. Ihr offizieller Slogan lautet: „Allahu Akbar, Tod den USA, Tod Israel, Fluch den Juden, Sieg dem Islam.“
Seit die Huthi im Jemen 2014 den Bürgerkrieg begonnen und die Hauptstadt Sanaa sowie weitere Teile im Jemen eingenommen haben, stehen sich in dem 34-Millionen-Einwohner-Land die Großmächte Saudi-Arabien und Iran gegenüber. Die Saudis unterstützen die international anerkannte Regierung, die aus dem Norden vertrieben wurde. Der Bürgerkrieg hat mehr als 150.000 Menschen das Leben gekostet und eine schwere humanitäre Krise ausgelöst: 16 Millionen Menschen im Jemen leiden an Hunger.
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