Jerusalem. Berichte von geköpften Babys in einem israelischen Kibbuz sorgen weltweit für Entsetzen. Doch gibt es Belege dafür? Ein Faktencheck.
„Das ist die schlimmste Tragödie, seit es Israel gibt, und die höchste Zahl an ermordeten Juden seit dem Holocaust“: Diese dramatischen Worte fand Israels Staatspräsident Jitzchak Herzog am Donnerstag in einer emotionalen Rede an die Auslandspresse. Herzog präsentierte Journalisten die Fotos und Namen der bei den Hamas-Massakern in Israel getöteten Kinder und zeigte Bilder von Kinderzimmern voller Blut.
Was die Bergungskräfte und Ersthelfer in den von den Terroristen überfallenen Dörfern zu Gesicht bekamen, sei mit nichts vergleichbar, was sie zuvor gesehen hätten, erklärte Herzog. „Und ich spreche hier von Menschen, die in jahrzehntelanger Arbeit wirklich schon viel gesehen haben.“ Was Herzog meint, sind extreme Gräueltaten.
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In den vergangenen Tagen waren in den Medien explizite Beispiele genannt worden: Sogar Babys und Kleinkinder sollen von den Terroristen geköpft worden sein. Eine Vorstellung, die nur schwer zu ertragen ist. Gerade weil diese Berichte so viele Emotionen auslösen, ist es besonders wichtig, bei den Fakten zu bleiben: Welche dieser Berichte sind tatsächlich bestätigt, zu welchen gibt es bisher nur einzelne, unbestätigte Aussagen?
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Was ist an den Berichten ist wahr – was ist unklar?
US-Präsident Joe Biden war am Mittwoch über diese Frage gestolpert. „Ich hätte nie gedacht, dass ich Bilder von geköpften Kindern sehen würde, solche bestätigten Bilder haben würde“, sagte er in einer Rede im Weißen Haus. Später musste die US-Regierung zugeben, dass er selbst keine solchen Bilder gesehen hatte, sondern sich auf Medienberichte und auf die Aussagen einer Pressesprecherin von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu berufen hat.
Auf die Frage, ob es Fälle von Enthauptungen von Kindern gegeben habe, sagte Israels Armeesprecher Richard Hecht am Montag nur: „Ich weiß es nicht.“ Tatsächlich gibt es keine eindeutigen Hinweise dafür. Die Medienberichte, die diese Gerüchte in die Welt gesetzt hatten, beriefen sich jeweils auf Aussagen eines Kommandanten der Armee, der einzelnen Journalisten bei einem Ortstermin in einem Kibbuz von den Gräueltaten erzählt hatte.
Da eine Gruppe von Journalisten am selben Tag auf Einladung der Armee durch das überfallene Dorf geführt worden waren und nacheinander denselben Kommandanten interviewt hatten, tauchte die Erzählung des Soldaten in mehreren Berichten auf. Das ließ schnell den Eindruck entstehen, es gebe zahlreiche Quellen, die solche Grausamkeiten bestätigt hätten. Ob es mehrere Augenzeugen gab, ist tatsächlich bislang unklar.
Die Aufklärung der Hamas-Verbrechen wird dauern
Die Frage bleibt, worauf sich eine Sprecherin Netanjahus stützte, als sie von den geköpften Kindern sprach. Es wird noch weitere Nachforschungen geben müssen, um die Verbrechen der Hamas-Terroristen aufklären zu können. Dass es skrupellose, unvorstellbare Gewalt war, die in den Kibbuzen im Süden Israels und
am vergangenen Samstagmorgen angerichtet worden sind, daran besteht kein Zweifel.
Staatspräsident spricht inzwischen von Methoden des sogenannten Islamischen Staates. „Ich hoffe, dass jene Staaten, die Israel in der Vergangenheit immer für angeblich unverhältnismäßige Kriegsführung kritisiert haben, jetzt endlich verstehen, mit wem wir es hier zu tun haben“, sagt Herzog. Und er ruft Europa auf: „Findet klare Worte der Verurteilung für die Hamas – exakt so, wie ihr es beim IS getan habt.“
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