Berlin. Der Liechtensteiner Adel gilt als ebenso reich wie öffentlichkeitsscheu. Auch über ihre Schicksalsschläge schweigen sie für gewöhnlich.
Verwunschen und verschwiegen wie ein Märchenschloss – hinter den dicken Mauern der weithin sichtbaren, hoch aufragenden Burg Liechtenstein befindet sich der Stammsitz der Royals von Liechtenstein. Obwohl sie zu den reichsten Adligen Europas zählen, halten sie sich am liebsten im Hintergrund auf. Dabei, so weiß Adelsexperte Jürgen Worlitz, hätten diese Royals viel zu erzählen.
Regiert wird das kleine Land zwischen Österreich und der Schweiz, das ganze 25 km lang, zwölf km breit und mit einer Landesfläche von 160 Quadratkilometern der sechstkleinste Staat der Welt ist, von Fürst Hans Adam II. von Liechtenstein (79). Die Burg Liechtenstein mag zwar der Stammsitz seiner Urahnen sein, doch lebt die Familie meist im Schloss Vaduz, früher auch Hohenliechtenstein genannt. Das Schloss schwebt auf einer Felsterrasse über Liechtensteins gleichnamiger Hauptstadt. Das Fürstenhaus, so ist auf der hauseigenen Website zu lesen, „überblickt eine Geschichte von insgesamt 600 Jahren und umfasst heute 122 lebende Mitglieder“.
Lesen Sie auch: Dänische Royals – Das steckt hinter ihren „traurigen Augen“
Laut Adelsexperte Worlitz genießt der Fürst ein hohes Ansehen, ebenso sein Sohn Erbprinz Alois (56), Graf zu Rietberg, Stellvertreter des Fürsten und Thronfolger. „Die beiden machen das sehr gut – erfolgreich und mit sehr diskretem Charme, auch was die Finanzen angeht“, so Worlitz gegenüber dieser Redaktion.
Lange galt Liechtenstein neben Luxemburg als das Steuerparadies schlechthin, in dem reiche Ausländer ihr Vermögen parkten. Doch das war einmal. Auch durch den Steuerskandal im Jahr 2008 um den damaligen deutschen Postchef Klaus Zumwinkel zog das Land die Reißleine.
„Eine Steueroase oder ein Finanzschlupfloch ist Liechtenstein schon seit etlichen Jahren nicht mehr. Man hält sich an internationale Regeln, heißt es, obwohl man auch hört, dass Reiche und Neureiche an der Tradition festhalten, im Alpen-Zwergstaat Konten und Depots pflegen zu lassen. Aber darüber spricht man nicht öffentlich und im Fürstenhaus schon gar nicht“, so Worlitz.
Erbprinzessin Sophie: Von diesem König stammt sie ab
Diese Royals hätten derart auf Unauffälligkeit gesetzt, „dass viele Fans der europäischen Königshäuser Liechtenstein gar nicht auf dem Schirm haben“, so Worlitz. Sollten sie aber, meint der Adelsexperte, denn Liechtenstein „ist nicht nur die einzige Monarchie, in der Deutsch alleinige Landessprache ist, sondern dort wird mit Erbprinzessin Sophie (57) in naher Zukunft erstmals sogar wieder eine Frau aus einem deutschen Königshaus zur Fürstin gekrönt werden“. Sophie ist die älteste der fünf Töchter von Herzog Max und Herzogin Elizabeth in Bayern. Und das klingt schon wirklich originell: Sie stammt in direkter Linie vom letzten bayerischen König, Ludwig III. ab.
- Luxemburg: Angst im Palast? Großherzogin Maria Teresa in der Kritik
- Schweiz: Salwa Aga Khan – Top-Model wird Prinzessin und verschwindet
- Thailand: Die reichste Prinzessin der Welt, die kaum jemand kennt
- Marokko: „Geisterprinzessin“ – Wo steckt Lalla Salma?
- England: Krebsexperte über Kate – „Könnte eine Perücke tragen“
Kurios und einzigartig: Schon jetzt steht die Ur-Urenkelin von Ludwig III. von Bayern Adels-rechtlich im Rang höher als ihr Mann Alois. Während sie als „Königliche Hoheit“ tituliert wird, muss er sich mit „Durchlaucht“ begnügen. Erbprinzessin Sophie wurde am 28. Oktober 1967 in München geboren, verlebte ihre Kindheit mit Eltern und Geschwistern in Wildbad Kreuth. Nach Abitur und Aufenthalt in London studierte Sophie Geschichte und Anglistik an der Katholischen Universität in Eichstätt.
Das könnte Sie auch interessieren: Experte begleitet Fürst Albert 40 Jahre – „Hat sich ausgetobt“
Im fürstlichen Familienalltag spiele das royale Wording allerdings keine Rolle, so Worlitz. „Die beiden haben vier Kinder, die alle ihren Weg gehen.“ Bei vier Kindern, alle dicht hintereinander geboren, habe das Paar genug damit zu tun gehabt, die Rasselbande im Zaum zu halten. Für hoheitlichen Zoff sei da gar keine Zeit gewesen.
Der royale Nachwuchs übrigens macht sein Ding auch eher im Stillen. Prinz Joseph Wenzel (29), ältester Sohn, gilt heute als einer der begehrtesten Junggesellen Europas. Von ihm ist nur wenig bekannt. Man weiß, dass er eine Weltreise unternahm, bei der es besonders toll fand, dass ihn keiner erkannte. Unter „Ausbildung“ ist beim Online-Blog „Adelswelt“ zu lesen: Internationaler Schulabschluss am Malvern College (2013), Studium in Rechtswissenschaften. Hobbys: Skifahren.
Der junge Prinz Joseph Wenzel wird eines Tages das Familienerbe antreten
Wenn Prinz Joseph Wenzel von und zu Liechtenstein eines Tages Fürst von Liechtenstein wird, wird er auch über reichlich Geld verfügten. Dem Großvater sei Dank. Hans-Adam wird laut Finanzmagazinen als einziger Begünstigter der LGT Group geführt, der weltweit größten Private-Banking- und Vermögensgruppe mit Sitz in Vaduz. Die Bank ist im Besitz der Fürstenfamilie, ist zu lesen, und das Vermögen von Fürst Hans-Adam II. wird auf rund acht Milliarden Euro geschätzt, berichtete „Bloomberg Billionaires“ im November 2023. Er gilt damit als „der reichste Royal Europas“, schreibt das Manager Magazin in seiner Online-Ausgabe
.Auch interessant: Prinz Daniel von Schweden – Was seine Körpersprache verrät
Zuweilen war ihm die Rolle des Thronfolgers anscheinend aber auch eine Last. Es sei eben „das Schicksal des Erstgeborenen“, sagt der Prinz im Interview mit dem Liechtensteiner „Volksblatt“. Aber er habe „nie besonderen Wert darauf gelegt“, sagte er weiter. Und er gesteht, dass es ihn auch nicht immer besonders glücklich gemacht hatte. „Es gab Tage, an denen ich ein gewisses Fernweh nach einem Leben mit Optionen und Möglichkeiten verspürte, die es für mich nicht gibt.“ Privates ist kaum über ihn zu lesen, schreibt die „Kleine Zeitung“. Noch nie habe man eine Frau an seiner Seite gesehen.
Den Pelz nach innen tragen, diese Attitüde des Hofs hat sich bis in die Generation der Kinder des Erbprinzen weitergetragen. Auch Tochter Prinzessin Marie Caroline (28), die 2020 ihren Abschluss in Modedesign machte, setzt alles dran, öffentlich nicht als Royal aufzufallen und nutzt im Alltag ihren Prinzessinnen-Titel nicht, berichtet der Online-Blog „Adelswelt“. Auch Prinz Georg von und zu Liechtenstein (25), der Business studierte und den es nach Berlin zog, ist im Job einfach nur Georg Liechtenstein. Vom Nesthäkchen der Familie, Prinz Nikolaus, der am 6. Dezember 2000 geboren wurde, ist kaum etwas bekannt.
Aber es gab auch im Fürstenhaus Krisen und Tragödien. Mit gerade 36 Jahren hatte Erbprinzessin Sophie die Schockdiagnose Gehirntumor erhalten. „Zum Glück war der Tumor gutartig. Dennoch musste sich die Mutter von damals noch sehr kleinen Kindern einer äußerst aufwendigen Behandlung unterziehen“, schildert Worlitz. Was sie durchstehen musste, sei vom Fürstenhaus nicht öffentlich kommuniziert worden. „Das war damals sicher der richtige Weg, zumal die Therapie so gut angeschlagen hatte, dass Sophie schon seit längerem als völlig geheilt gilt und ihren Job machen kann.“
- Schauspielerin: Marianne Koch übers Altern – „Man ist nicht Sklave der Gene“
- Legende: Reinhold Messner über Tiefpunkt seines Lebens – „Meine Kinder wurden in der Schule gehänselt“
- „Hundeflüsterer“: Martin Rütter über schweren Verlust – „Hätte sofort losgeheult“
- Schauspieler: Dominic Boeer über Single-Dasein – „Es war wenig Raum für eine Frau“
- Nachwuchs-Star: Hardung über zweite Karriere – „Tür möchte ich mir offen halten“
Ob der Mantel des Schweigens immer eine gute Wahl sei, das dürfe bezweifelt werden, meint Worlitz. „Bei dem anscheinend mysteriösen Tod von Prinz Wenzel, einem Fürstenbruder, machten jedenfalls abenteuerliche Gerüchte die Runde. Mit mehr Informationen hätte man das vermutlich stoppen können. Der Prinz, Medizinstudent und damals gerade 28 alt, war am 28. Februar 1991 tot auf seinem Bett aufgefunden worden. Spekuliert wurde, dass er an sich medizinische Selbstversuche unternommen habe. Obwohl es sehr wahrscheinlich eine Autopsie gegeben hatte, wurde das Ergebnis verschwiegen“, berichtet Worlitz.
Lesen Sie auch: Vom Prinzen zum Graf degradiert – Jetzt sucht Nikolai einen Job
Dass man Diskretion wahrt, sei seiner Familie stets wichtig gewesen, auch das sagte der zukünftige Thronfolger Prinz Joseph Wenzel dem „Volksblatt“: „Meinen Eltern und Großeltern war es immer wichtig, nicht in den Klatschspalten zu landen.“ Diese gute Tradition habe aber nichts damit zu tun, dass man starr und verknöchert sei. „Ich glaube nicht, dass moderne Adelsfamilien wie meine noch Regeln und Rituale haben, die veraltet und ohne Zukunft sind“, so der Prinz gegenüber der Zeitung. „Im Gegensatz dazu habe ich den Eindruck, dass sich in einer Zeit, in der viele Menschen über einen gewissen Werteverfall klagen, viele mehr für Adelsfamilien und die Art und Weise interessieren, wie sie bestimmte Werte aufrechterhalten.“ Er sieht sich also als Vorbild. Wer nicht als Prinz geboren wurde, der schnappt jetzt vielleicht ein wenig nach Luft.