Berlin. Die US-Zeitung „New York Times“ hatte Vermutungen zur Ursache des Sinkens der „Bayesian“ geäußert. Die Herstellerfirma reagiert empört.

Warum ist die Luxusjacht „Bayesian“ am 19. August in knapp einer Minute in den Gewässern vor Palermo gesunken? In einem am 31. Oktober veröffentlichten Artikel hatte die US-Tageszeitung der Tageszeitung „New York Times“ gemutmaßt, dass der „Super-Mast“ des Schiffes an dem raschen Untergang der „Bayesian“ mitverantwortlich gewesen sein könnte. Der Erbauer des Schiffes, das italienische Unternehmen „The Italian Sea Group“ (TISG), bestreitet das vehement und verklagt jetzt das Blatt jetzt wegen Rufschädigung.

Die „Bayesian“ verfügte über einen mit 72 Metern außergewöhnlich hohen und 40 Tonnen schweren Aluminiummast. „Technische Unterlagen zeigen, dass die ‚Bayesian‘ bei einem Sturm leicht hätte umkippen können und daraufhin gesunken wäre“, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf Experten. Andere „schwerwiegende Schwachstellen“ hätten zur Katastrophe beigetragen, darunter zwei große Glastüren, durch die bei starkem Wind und Wellengang gefährliche Wassermassen in das Boot hätten eindringen können.

„Bayesian“ einfach umgekippt? Reederei wehrt sich vehement

Giovanni Costantino, CEO der „TISG“, deren Reederei Perini die „Bayesian“ 2008 gebaut hat, wehrt sich heftig gegen diese These. Auf dem Spiel sei der Name von „Perini Navi“, einer Werft, die „ein Emblem technologischer Perfektion“ sei. „Die Bayesian erfüllte voll und ganz die Stabilitätskriterien, die von den Seebehörden für Segeljachten festgelegt wurden“, heißt es in der Anklageschrift. Die „Bayesian“ sei von einem der berühmtesten Schiffsarchitekten der Welt, Ron Holland, entworfen worden, während die „New York Times“ keinen einzigen Namen von Experten nenne, die die Schwächen der Jacht belegen könnten.

Türen als Schwachstelle?

Bezüglich der Glastüren betonte das italienische Unternehmen, dass sie wasserdicht gewesen seien. „Man kann in keiner Weise von einem Konstruktionsfehler oder eine Schwachstelle sprechen, sofern die Türen korrekt bedient werden. Wir sind uns sicher, dass die „Bayesian“ bei rechtmäßigem Betrieb unsinkbar ist. Unser Unternehmen ist überzeugt, dass die italienischen Ermittler, die den Fall untersuchen, die Gründe für das Eindringen von Wasser in das Schiff klären werden“, hieß es in der Klage, die dieser Redaktion vorliegt.

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Die „TISG“ betonte, dass alle technischen Unterlagen während der Stabilitätsprüfung an Bord kontrolliert wurden. „Alle potenziellen Öffnungen oder Überflutungsstellen waren geschützt und mit wasserdichten Verschlüssen versehen, von denen die meisten ferngesteuert werden konnten“, schrieb das Unternehmen weiter.

Beim „Bayesian“-Unglück verstarben sieben Menschen.
Beim „Bayesian“-Unglück verstarben sieben Menschen. © AFP | ALBERTO PIZZOLI

Angst um den eigenen Ruf

Der „Bayesian“-Bauer bangt um seinen Ruf. Schließlich zählt er zu den weltweit prominentesten Jachtherstellern. Das an der Mailänder Börse notierte Unternehmen ist bekannt für sein innovatives Design und die hohe Leistung seiner Jachten. In den vergangenen Jahren hatte „TISG“ Partnerschaften mit wichtigen italienischen Luxusmarken abgeschlossen, darunter Giorgio Armani und Lamborghini.

Die „Bayesian“ war während eines schweren, plötzlichen Unwetters vor dem Hafen von Porticello in der Nähe von Palermo gesunken, der Hauptstadt Siziliens. Das Schiff befand sich im Besitz der auf der Isle of Man ansässigen Gesellschaft Revtom Limited, die wiederum im Besitz von Angela Bacares, der Witwe des britischen Milliardärs Mike Lynch. Lynch selbst sowie seine 18-jährige Tochter Hannah waren beim Schiffsunglück zusammen mit weiteren fünf Menschen ums Leben gekommen. 

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Um das Unglück ermittelt die Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Termini Imerese. Wann die Untersuchung abgeschlossen wird, ist derzeit noch unklar.