Rom. Nach dem Mord an Silvia N. in Italien hat der Anwalt der Familie von den Behörden Hausdurchsuchungen im Ort gefordert. Das ist der Grund.

Sommerliche Temperaturen herrschen noch in Ogliastro Marina, einem kleinen Dorf am Thyrrhenischen Meer südlich von Neapel. Einige Urlauber genießen die Herbstsonne am Strand, ein paar mutige Touristen wagen sogar den Sprung ins Wasser. Aber die Idylle trügt. Denn das Leben der kleinen Gemeinschaft aus rund 60 Personen ist seit dem brutalen Mord an der Augsburgerin Silvia N. auf den Kopf gestellt worden.

Journalisten stationieren im Dorf und beobachten das Ferienhaus, in dem die 53-Jährige mit ihrem Partner lebte. Das Medieninteresse ist auch zwei Wochen nach dem Mord noch groß. Das Haus des Opfers wurde von der Polizei seit dem Auffinden von N.s Leiche am 18. Oktober versiegelt und ist seitdem nicht mehr zugänglich. Silvia N., deren sterbliche Überreste in einem Wald von Ogliastro Marina entdeckt wurden, ist mit Messerstichen ermordet worden, ihre Leiche wurde danach in Brand gesetzt.

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Die Ermittler gehen davon aus, dass N., die seit einigen Jahren mit ihrem deutschen Lebensgefährten in der süditalienischen Badeortschaft lebte, kurz nach ihrem Verschwinden am 15. Oktober ermordet wurde. Ob es sich dabei um ein Feminizid handelt, wird zurzeit noch von den Ermittlern geprüft.

Deutsche ermordet: Anwalt hat eigene Theorie

N.s Partner hat inzwischen Ogliastro Marina verlassen und ist bei Freunden untergekommen. „Er hält sich an einem geheimen Ort auf, steht aber den Ermittlern komplett zur Verfügung“, berichtet sein Anwalt, Felice Carbone, gegenüber unserer Redaktion. Der Anwalt fordert die Ermittler auf, die Häuser der Ortschaft zu durchsuchen, in der auch immer wieder Promis urlauben. Carbone, der die Verstorbene gut kannte, vermutet, dass sie von einem Mann in der Gegend bei einem Annäherungsversuch ermordet worden sein könnte. Denn: Silvia habe sich anscheinend bei dem Angriff verzweifelt gewehrt.

Italy, Ogliastro Marina - Castellabate: Silvia Nowak, the German woman reported missing in Cilento, found burned to death. A rose and a candle left at the crime scene
Vor dem Waldstück im italienischen Ogliastro Marina, wo die Leiche der Deutschen gefunden wurde, haben Anwohner Blumen niedergelegt. © picture alliance / ROPI | er

„Wir hoffen, dass die Ermittler uns bald die Liste der Telefonanrufe aushändigen, die Silvia kurz vor ihrem Verschwinden erhalten hat“, so der Anwalt, der selbst ein Haus in Ogliastro Marina besitzt. In der weiteren Umgebung lebt eine deutschsprachige Gemeinschaft, in der Silvia und ihr Mann sehr beliebt waren. Kurz vor dem Verschwinden der Frau hatten Silvia und ihr Partner mit einem deutschen Ehepaar zu Mittag gegessen. „Silvia und ihr Partner hatten sich vor circa drei Jahren hier niedergelassen. Sie liebten die Gegend wegen der Nähe zum Meer und dem guten Klima ganz besonders“, berichtet der Anwalt, der das Paar als „wohlhabend“ beschreibt.

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Für den Mann der Verstorbenen sei die Situation unerträglich. „Seine Italienisch-Kenntnisse sind spärlich und er kann mit den Behörden nicht wirklich kommunizieren“, so sein Anwalt. Carbone ist von der Unschuld seines Mandanten überzeugt. Kameraaufnahmen zeigen, dass er im Garten schlief, als seine Frau das Haus verließ. Das Videomaterial wird derzeit von den Ermittlern geprüft.

Kameraaufnahmen zeigen letzte Momente im Leben von Silvia N.

Silvia N. wurde zuletzt von der Überwachungskamera eines nahe gelegenen Hauses aufgenommen. Sie hatte ihre Wohnung ohne Geldbeutel und Mobiltelefon verlassen und trug lediglich einen Hundenapf bei sich. N. hatte sich in den vergangenen Jahren öfters um streunende Vierbeiner in der Gegend gekümmert. Auf den Aufnahmen der Überwachungskamera ist zu sehen, wie N. einem deutschen Touristenpaar in einem Auto Auskunft über den Weg zum Meer gibt. Danach verschwindet die Frau vom Radar.

Der Anwalt erhofft sich relevante Informationen aus den Ergebnissen der Obduktion, die von den Behörden in den nächsten Tagen vorgelegt werden müssen. „In Silvias Lungen wurde kein Rauch festgestellt. Dies bestätigt den Verdacht, dass ihre Leiche in Brand gesetzt wurde, nachdem sie bereits tot war“, so Carbone. „Es ist wichtig, dass die Medien dem Fall weiterhin Aufmerksamkeit schenken, damit der Mord nicht in Vergessenheit gerät.“