Canberra. Das größte Krokodil der Welt, das in Gefangenschaft lebte, ist tot. Es war wohl 110 Jahre alt. Hat sein Betreuer damit zu tun?
Ein massiver Kopf, ein schuppiger Körper mit stattlicher Länge: Fünfeinhalb Meter lang war das australische Salzwasserkrokodil Cassius. Über eine Tonne brachte es auf die Waage. Jetzt ist der Koloss – das größte Krokodil, das je in Gefangenschaft lebte – tot. Es wurde geschätzte 110 Jahre alt. Das ganz genaue Alter weiß natürlich niemand.
„Mit tiefer Trauer teilen wir den Tod unseres geliebten Freundes Cassius mit“, schrieben seine Betreuer in einem Post auf Social Media. Seit Mitte Oktober ging es Cassius schon nicht mehr gut, woran genau das Krokodil gestorben ist, ist jedoch nicht bekannt. Den Titel des weltweit größten gefangenen Salzwasserkrokodils erhielt Cassius 2013. Damals übernahm er den Guinness-Weltrekord vom bisherigen Halter Lolong, ein philippinisches Krokodil, das sogar 6,17 Meter maß, da dieser in einem Park für Ökotourismusverendet war.
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Nicht den besten Ruf
Genau wie das Krokodil Lolong, das einen Fischer, ein kleines Mädchen und einen Wasserbüffel gefressen haben soll, hatte auch Cassius vor seiner Gefangenschaft nicht den allerbesten Ruf. Er soll Vieh gerissen und Bootsschrauben attackiert haben. 1984 wurde er deswegen in der Nähe einer Viehfarm am Finniss River südwestlich von Darwin im australischen Northern Territory gefangen. Zum Zeitpunkt seiner Gefangennahme war das Krokodil schätzungsweise zwischen 30 und 80 Jahre alt.
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Einige Jahre später kam Cassius dann in das Marineland Melanesia Crocodile Habitat auf Green Island vor der Küste von Cairns im Nordosten Australiens, wo er über Jahrzehnte lebte. In Australien kommen Salzwasserkrokodile in den nördlichen Küstengebieten vor, von Broome im Nordwesten Westaustraliens bis Gladstone im Südosten des Bundesstaates Queensland. Außerdem leben sie auf einer Reihe von Inseln vor der Küste. Die Tiere sind eine der ältesten noch heute lebenden Tierarten, die schon zu Zeiten der Dinosaurier die Erde bevölkerten. Sie gelten als wahre Überlebenskünstler und haben sich über Millionen Jahre nicht wesentlich verändert.
Ließ tief in seine Seele blicken
Auch Cassius erwies sich in dem Tierpark als ausgesprochen zäh und wurde dort schnell zur Hauptattraktion – nicht nur, weil er so groß und alt war, sondern auch, weil er deutlich mehr Charisma besaß als die meisten anderen seiner Artgenossen. „Er hatte diese großen Augen“, sagte einer seiner ehemaligen Betreuer, Toody Scott, gegenüber der australischen Agentur AAP. Wenn man da hineinschaute, habe man das Gefühl gehabt, in seine Seele zu blicken. „Er hatte schon immer diesen Funken an sich“, meinte er. Ganz anders als er es von der Arbeit mit anderen Krokodilen gewöhnt sei.
Auch zum Krokodiljäger George Craig, der Marineland Melanesia 1969 einst gründete, hatte das alte Krokodil eine besondere Beziehung. So sei das Paar teils „stundenlang“ still zusammengesessen. Als George bereits ein alter Mann war und sich mit seiner Gehhilfe dem Gehege näherte, sei Cassius stets auf ihn zugekommen. 37 Jahre waren die beiden laut des Facebook-Posts des Tierparks „beste Freunde“. Nachdem George Anfang Oktober von der Insel, auf der er 52 Jahre gelebt hatte, in ein Altersheim in Cairns umgezogen war, hatte sich Cassius‘ Gesundheitszustand Mitte Oktober verschlechtert.
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Ob es daran lag, dass er seinen alten Kumpanen vermisste, ist schwer nachzuweisen. „Er war sehr alt“, schrieben seine Betreuer – vermutlich viel älter als Krokodile in der Wildnis werden. Denn dort gelten bereits 70 Jahre als hohes „Krokodilalter“. „Cassius wird uns sehr fehlen, aber unsere Liebe und Erinnerungen an ihn werden für immer in unseren Herzen bleiben“, schrieben die Zoowärter.