Berlin. Ein 40-jähriger Mann ist von einem fünf Meter großen Krokodil getötet worden. Die Behörden warnen Urlauber eindringlich vor der Region.
Der Fall ist ausgesprochen ungewöhnlich und tragisch zugleich: Die Überreste eines seit Samstag vermissten Mannes wurden im Magen eines 4,9 Meter langen Salzwasserkrokodils gefunden. Vorausgegangen war eine mehrtägige Suchaktion. Der 40-jährige Mann, der aus dem südöstlich gelegenen Bundesstaat New South Wales stammte, war mit seiner Familie im hohen Norden Australiens in Urlaub gewesen, nahe der Stadt Cooktown.
Am Dienstag berichtete eine Verwandte im Nachrichtenmedium News.com.au, dass der Verunglückte zum Zeitpunkt des Unglücks auf einem angelegten Weg an dem etwa fünf Meter erhöhten Flussufer entlang gelaufen sei. Anscheinend gab dann ein Teilstück dieses Weges – möglicherweise aufgrund von Regenfällen – nach, der Mann rutschte in den Fluss. Seine Frau versuchte noch, ihn zu retten. Der 40-Jährige ließ ihren Arm jedoch los, als er offensichtlich bemerkte, dass ein Krokodil ihn in den Fängen hatte und er sie sonst ebenfalls in den Fluss gezogen hätte.
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Seine Frau betonte gegenüber News.com.au, dass ihr Mann – ein Arzt aus der Küstenstadt Newcastle – „nichts falsch gemacht“ und die ganze Episode nur „30 Sekunden“ gedauert habe. „Die Dinge können sich in einem Augenblick so schnell ändern, obwohl man alles richtig macht“, sagte sie. „Er hat mich gerettet – seine letzte Tat bestand darin, mich nicht mitzuziehen.“ Sie sei froh, dass sie immer noch hier sei und sich weiter um die drei Söhne kümmern könne. Letztere wurden glücklicherweise nicht Zeuge des tragischen Unfalls.
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Australien: Täter-Tier war Anwohnern bereits bekannt
In Verdacht stand schon früh eines der Raubreptilien, das den Einheimischen in Cooktown bereits wohlbekannt war, und das aufgrund deutlicher Markierungen auf seiner Schnauze leicht wiederzuerkennen ist. Dieses Tier soll vor dem Angriff im Fluss gesichtet worden sein. Nach einer aufwändigen Suchaktion entdeckte eine Helikoptercrew das Krokodil in einem Seitenarm vier Kilometer flussaufwärts. Nachdem das Krokodil gefangen und eingeschläfert worden war, fand man in seinem Magen tatsächlich menschliche Überreste vor. Die Polizei geht davon aus, dass diese von dem vermissten Mann stammen, obwohl offizielle Tests noch ausstehen.
Die Stelle, an der der Mann verschwand, gilt laut eines Berichts der australischen Tageszeitung „Sydney Morning Herald“ als Krokodil-Hotspot. Einheimische berichteten der Zeitung, dass sie dort häufig tote Fische oder überfahrene Tiere von der Brücke werfen würden, die die Krokodile dann schnappen würden. Letzteres ist in Queensland eigentlich illegal, kommt aber trotzdem immer wieder vor. Nick Davidson, ein Betreiber von Bootstouren in Cooktown, sagte der Zeitung, die aktuelle Situation sei ein Albtraum. „Es hat die Stadt definitiv erschüttert.“ Davidson bestätigte ebenfalls, dass die Einheimischen das Tier seit Jahrzehnten kennen würden und es möglicherweise bis zu 60 Jahre alt gewesen sei.
„Croc Country“ gefährliches Gebiet
Die Behörden nahmen den tragischen Fall zum Anlass, nochmals vor den Gefahren im australischen Norden zu warnen. „Die Cooktown-Region ist ein bekanntes Croc Country“, hieß es in einer Mitteilung des Department of Environment, Science and Innovation. Die Menschen in dieser Region müssten stets vorsichtig sein: In sämtlichen Wasserstellen im Inland wie auch im Meer könnten Krokodile lauern, selbst wenn es kein Warnschild gebe. Die Gefahr gelte auch für Boote. „Je kleiner das Boot, desto größer das Risiko“, hieß es weiter. Und: „Halten Sie sich beim Angeln vom Wasser fern und waten Sie nicht hinein, um einen Köder zu holen.“
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Erst im Juli war es zu einem ähnlich tragischen Vorfall gekommen. Damals war ein zwölfjähriges Mädchen im Northern Territory von einem Krokodil getötet worden. Diese Tragödie habe „verständlicherweise“ eine heftige Reaktion in der Öffentlichkeit ausgelöst, wie Brandon Sideleau, ein Krokodilexperte der Charles Darwin University, damals im akademischen Magazin „The Conversation“ kommentierte. Auch eine Debatte über eine Beschränkung der Zahl der Krokodile in freier Wildbahn könne er nach einem solchen Vorfall nachvollziehen.
Krokodilangriffe dennoch „eine Seltenheit“
Gleichzeitig verwies der Experte, der die globale Open-Source-Datenbank CrocAttack aufgebaut hat, die Krokodilangriffe weltweit dokumentiert, darauf, dass tödliche Krokodilangriffe in Australien außerordentlich selten seien. Es gebe keine Beweise dafür, dass die Zahl der Krokodile zu hoch sei. Im spärlich besiedelten Northern Territory leben geschätzte 100.000 Salzwasserkrokodile, während in Queensland rund 20.000 bis 30.000 heimisch sein sollen.
Ein Ausnahmejahr war bisher 2014, als vier Menschen im Northern Territory ums Leben kamen. „Die Todesrate ist weitaus niedriger als anderswo im Verbreitungsgebiet des Salzwasserkrokodils“, schrieb Sideleau. In Indonesien seien allein im vergangenen Jahr mindestens 85 Menschen getötet worden. Letzteres liege unter anderem daran, dass die Menschen in Indonesien die Wasserstellen teils zum Baden, um Hausarbeiten zu erledigen und um Trinkwasser zu holen, nutzen würden.