Berlin. Auf der italienischen Insel Alicudi gibt es zu viele Tiere – der Bürgermeister will sie nun verschenken. Daran gibt es scharfe Kritik.
Es sind einfach zu viele: Auf der kleinen Mittelmeerinsel Alicudi nördlich von Sizilien ist der Platz begrenzt. Rund 100 Menschen wohnen hier, mit ihnen um die 600 Wildziegen, die sich in den letzten 20 Jahren stark vermehrt haben.
Um sie loszuwerden, hat Bürgermeister Riccardo Gullo beschlossen, die Tiere zu verschenken. Interessensbekundungen sind aus aller Welt eingetroffen. Die sizilianischen Behörden, die das Adoptionsprojekt vorantreiben. Gullo zeigt sich überrascht von dem starken Interesse.
Anträge für die Adoption der Tiere kamen vor allem aus Sizilien, aber auch aus mehreren anderen italienischen Regionen und aus dem Ausland. „Sogar aus Nigeria, den USA und Belgien haben wir Anfragen erhalten“, erzählt Riccardo Gullo. Auch ein Ziegenkäse-Produzent von der nahegelegenen Insel Vulcano und ein Ziegenzüchter aus der Toskana sind dabei.
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Einfangen der Ziegen gestaltet sich schwierig
Nächste Woche werden Experten damit beginnen, die ersten Wildziegen einzufangen, was angesichts der steilen Hänge der kargen Insel nicht einfach ist. Die Gemeinde reagiert mit der Einfang-Aktion auf die zunehmenden Proteste der Inselbewohner und der Urlauber wegen der Wildziegen, die auf ihrer Nahrungssuche u.a. Bäume, Kaktusfeigen und andere Pflanzen fressen.
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„Ein Team, das auf Wildtiere wie Rehe und Muffel spezialisiert ist, kommt aus der Stadt Livorno (Toskana, Anm. d. Red.), um die Ziegen von Alicudi einzufangen. Da es sich um scheue Tiere handelt, wird die Aktion nicht leicht sein. Mit Netzen will man versuchen, die Ziegen in gezäunte Areale zu drängen. Sie sollen dann nach Sizilien gebracht werden, wo sie einer zweimonatigen Quarantäne unterzogen werden müssen“, sagt Giovanni Dell‘Acqua, Leiter der Landwirtschaftsabteilung der Provinz Messina, der das Projekt der Ziegenadoption vorantreibt.
Und weiter: „Mit dem Einfangen der Tiere, wollen wir vermeiden, dass sie getötet werden müssen. Wir machen bis Anfang Juni weiter. Danach werden wir wegen Beginn der touristischen Saison den Fang bis September aussetzen“, betont Dell´Acqua gegenüber dieser Redaktion.
Ziegen verschrecken Touristen – „können bedrohend werden“
Der Druck der Einwohner, damit die Tiere von der Insel verschwinden, nimmt zu. „Sie ruinieren nicht nur Gemüsebeete, sondern auch die typischen Trockensteinmauern der Insel, die ohne Zement errichtet wurden“, berichtet der Bürgermeister. Etwa 24 Prozent der Trockensteinmauern Alicudis, die als Unesco-Kulturerbe anerkannt wurden, seien wegen der Tiere in Gefahr. Außerdem werfe ihre Anwesenheit in unmittelbarer Nähe von Siedlungen auch hygienische Fragen auf.
Angefangen hat das Problem mit den Ziegen vor etwa 20 Jahren. Einheimische hatten begonnen, sie zu züchten. Einige von ihnen flüchteten, verwilderten und vermehrten sich stark. „Wenn wir nichts unternehmen, haben wir in drei Jahren 800 Ziegen, und unsere Insel wird zur Wüste“, warnt Bürgermeister Gullo. Problem: Die Ziegen verängstigen auch Touristen, da sich die Tiere in großen Gruppen bewegen und schnell bedrohend werden können. Die ausgewachsenen Böcke können über 100 Kilogramm schwer werden. „Sie auf dem Weg zu treffen, ist kein Spaß“, berichten die Einheimischen.
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Tierschützer sind mit der Adoptionskampagne der Wildziegen nicht zufrieden. Der Italienische Umwelt- und Tierschutzverband (AIDA&A) erwägt eine Anzeige gegen den Bürgermeister wegen Tierquälerei. Die Wildziegen sollten sterilisiert und in ihrem Umfeld gelassen und nicht auf Sizilien deportiert werden. Die Tierschützer kritisieren die „grundlose Ausrottung von Ziegen auf ihrem Territorium“ als „ein Verbrechen“.