Berlin. In Saudi-Arabien haben die Arbeiten an einem neuen Mega-Projekt begonnen. Für das größte Gebäude der Welt nimmt der Prinz sogar Tote in Kauf.
Wenn es um Bauprojekte der Superlative geht, kann Mohammed bin Salman, Kronprinz und de facto Herrscher von Saudi-Arabien, kaum jemand etwas vormachen. Der umstrittene Königssohn hat ein ehrgeiziges Ziel: Mit seiner „Saudi Vision 2030“ will er den Golfstaat revolutionieren. Weg von der Abhängigkeit vom Erdöl hin zur modernen, klimafreundlichen Nation mit spektakulären Touristenattraktionen.
Saudi-Arabien will mit spektakulärer Architektur Touristen anlocken
Dafür setzt bin Salman unter anderem auf imposante und teils schon absurd anmutende Bauwerke. Ein berühmtes Beispiel ist die Megastadt „The Line“. 200 Meter breit und 500 Meter hoch soll die Stadt werden, die sich nach bin Salmans Vision über 170 Kilometer durch Saudi-Arabien ziehen soll. Doch die Bauarbeiten stockten, zudem gab es Berichte über zahlreiche Menschenrechtsverletzungen.
Aber der Kronprinz plant nicht nur eine neue Stadt, auch bestehende sollen attraktiver werden – vor allem für Touristen. Daher haben vor Kurzem die Arbeiten für ein weiteres Megaprojekt begonnen. Das „Mukaab“ soll, wenn es einmal fertig ist, das größte Gebäude der Welt sein: 400 Meter lang, 400 Meter hoch, 400 Meter breit. Beinahe absurde Dimensionen, wenn man bedenkt, dass das Empire State Building 20-mal in den riesigen Würfel hineinpassen würde. Kostenpunkt: rund 50 Milliarden Dollar.
Doch natürlich wollen die Erbauer das „Mukaab“ nicht mit Wolkenkratzern füllen, sondern mit ganz anderen Highlights. Auf der Projektwebseite ist die Rede von „immersiven digitalen und holografischen Erlebnissen, hochwertigen Gastronomie-, Einzelhandels-, Kultur- und Touristenattraktionen, Wohn- und Hoteleinheiten, Geschäftsräumen und Erholungseinrichtungen“. Wie schon bei „The Line“ sollen also offenbar alle Bedürfnisse des alltäglichen Lebens mit kurzen Wegen erfüllbar sein. Das ist auch nötig, immerhin soll rund eine halbe Million Menschen einmal im „Mukaab“ leben.
Wohnprojekt der Extraklasse – das erwartet Bewohner
Die Bewohner dürfen sich auch auf audiovisuelle Shows freuen: Ein auf der Webseite hinterlegtes Video zeigt, wie die unterschiedlichsten Umgebungen simuliert werden sollen. Plötzlich befinden sich die Zuschauer im Weltall oder einer Naturlandschaft. Ein hochmodernes Soundsystem soll zur besseren Immersion beitragen. Das erinnert an „The Sphere“, ein Veranstaltungszentrum in den USA. Dort werden mithilfe riesiger LED-Wände Bilder nach innen und außen dargestellt.
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Das „Mukaab“ soll aber nicht etwa in Las Vegas errichtet werden, sondern in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens. Und dort auch nicht irgendwo, sondern als Zentrum von „New Murabba“, der neuen Innenstadt. Zuletzt zeigte sich die Firma, die das Megaprojekt umsetzt, optimistisch. Täglich seien rund 900 Arbeiter im Einsatz, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Aushub sei zum überwiegenden Großteil abgeschlossen, zehn Millionen Kubikmeter Erde sollen bewegt worden sein.
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Doch es gibt auch Kritik an diesem saudi-arabischen Megaprojekt. Zunächst die grundsätzliche an dem Umgang des Golfstaats mit den – meist eingewanderten – Arbeitern, die an Mohammed bin Salmans Vision bauen. Eine Dokumentation des britischen Senders ITV enthüllte kürzlich, dass seit der Ankündigung der „Saudi Vision 2030“ 21.000 Arbeiter aus Indien, Nepal und Bangladesch in Saudi-Arabien gestorben sein sollen.
Gläubige Muslime wettern gegen Megaprojekt
Andere Kritik am Bau des „Mukaab“ kommt aus den Reihen gläubiger Muslime. Sie stören sich an der Form des geplanten Megabaus. Denn schließlich ist auch die Kaaba, das zentrale Heiligtum des Islam im saudi-arabischen Mekka, würfelförmig. Bereits 2019 sorgte bin Salman hier für Aufsehen, als er auf das Dach des Heiligtums stieg. Nun werfen ihm Kritiker vor, das „Mukaab“ sei sein Versuch, die Kaaba zu übertrumpfen. „Der Bau einer neuen Kaaba, die ausschließlich dem Kapitalismus gewidmet ist, ist ein wenig zu offensichtlich“, schrieb etwa der Journalist Murtaza Hussain in einem inzwischen gelöschten Tweet.
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Aufhalten lassen sich bin Salman und seine „Saudi Vision“ davon nicht. Der extravagante Riesenwürfel und das ihn umgebende Viertel sollen pünktlich zur Weltausstellung in Saudi-Arabien im Jahr 2030 fertiggestellt sein. Vier Jahre später wird der Golfstaat dann die Fußball-WM der Herren ausrichten, dank gemeinsamer Tricksereien mit der Fifa. Neben dem „Mukaab“ müssen bis dahin auch noch einige Stadien fertig werden – schon die Konzeptzeichnungen wirken ähnlich extravagant.