Berlin. Deutschland schneidet beim ESC oft schlecht ab. Das will nun einer ändern, der das Land schon einmal zum Sieg geführt hat: Stefan Raab.
- Es ist nicht neu, dass Stefan Raab ein großer ESC-Fan ist
- Nun startet er einen neuen Anlauf, um den deutschen Vorentscheid zu revolutionieren
- Für die Vorauswahl zum Eurovision Song Contest hat er ein „Rettungskonzept“ erarbeitet
Stefan Raab kehrt zurück. Diese Meldung machte vergangene Woche Schlagzeilen. ESC-Fans wurden da hellhörig, hat der „Raabinator“ doch eine Leidenschaft für den Eurovision Song Contest – und Deutschland mit Lena schon einmal zum Sieg geführt (2010). Und tatsächlich deutet sich nun nicht weniger als eine ESC-Revolution an. Zumindest, wenn die beteiligten Fernsehsender, allen voran die ARD, mitspielen.
Wie das in der Regel gut informierte Branchenportal „dwdl“ berichtet, soll Raab seine neue Produktionsfirma „Raab Entertainment“ unter anderem gegründet haben, um mit ihr ein „Rettungskonzept“ für den deutschen ESC-Vorentscheid voranzutreiben. Raab, der die Suche nach einem geeigneten ESC-Act 2010 zur „nationalen Aufgabe“ erklärte und den Contest schließlich mit Lena gewann, wolle einen groß inszenierten Wettbewerb auf die Beine stellen, der sich nicht hinter den sehr erfolgreichen Vorrunden in den skandinavischen Ländern verstecken muss.
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Ambitionierte ESC-Pläne: Raab will vier Sender ins Boot holen
An seiner Seite stehe dabei Daniel Rosemann, einst Senderchef von ProSieben und Sat.1 und inzwischen Geschäftsführer von Raab Entertainment. Zusammen planen die TV-Vordenker demnach für das kommende Jahr Folgendes:
- Der Rückhalt und die Identifikation mit dem deutschen ESC-Act soll erhöht werden.
- Dafür schwebt Raab ein Vorentscheid vor, der alle vier großen Sendergruppen in Deutschland beteiligt: ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1.
- Produziert werden sollen alle Shows aus dem gleichen Studio – jeder Sender könne „seine“ Show aber selbst gestalten.
- Die Gewinner der Vorrunden bei ZDF, RTL und mutmaßlich ProSieben würden dann im Finale im Ersten gegeneinander antreten.
Die Pläne sollen den Sendern in den vergangenen Wochen bereits vorgestellt worden sein. Grundsätzlich gebe es laut „dwdl“ Interesse, doch auch noch Zurückhaltung. Vor allem die Frage, wer bei dem Projekt das Sagen habe, berge Konfliktpotenzial.
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Günstiger Zeitpunkt für Raab-Projekt: WDR ist ESC-müde
Der Zeitpunkt für einen Wechsel scheint jedoch günstig: Beim WDR, derzeit innerhalb der ARD federführend für den Contest verantwortlich, ist man nach Jahren schlechter Ergebnisse ESC-müde. Längst gibt es Gerüchte, der MDR könnte die Verantwortung übernehmen. Doch mit Raab bringt sich nun offenbar ein weiterer Interessent ins Spiel.
Ihm war es bereits 2010 gelungen, ARD und ProSieben zu einer ESC-Kooperation zu bringen, die drei Jahre andauerte. Die Ergebnisse: ein erster (2010, Lena mit „Satellite“), ein achter (2012, Roman Lob mit „Standing Still“) und ein zehnter Platz (2011, Lena mit „Taken By A Stranger“). Bereits zuvor hatte Raab beim ESC mehrere Erfolge gefeiert:
- 1998 komponierte er „Guildo hat euch lieb!“, mit dem Guildo Horn den siebten Platz erreichte.
- Mit „Wadde hadde dudde da?“ trat Raab 2000 selbst beim ESC an und belegte den fünften Platz.
- 2004 gewann Max Mutzke die ESC-Castingshow „Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star“, entschied schließlich den ESC-Vorentscheid für sich und schaffte es mit „Can‘t Wait Until Tonight“ im Finale auf den achten Platz.
- Als der ESC nach Lenas Sieg 2011 in Deutschland stattfand, war Raab einer der Moderatoren.
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Sonderklausel: Stefan Raab will ESC-Vorentscheid ohne Dieter Bohlen
Noch handelt es sich bei Raabs ESC-Plan aber um nicht mehr als das: einen Plan. Die beteiligten Sender hüllen sich derzeit in Schweigen. Sicherlich wäre es für Deutschland aber eine Chance, seine Negativserie, die sich wohl auch beim ESC 2024 fortsetzen dürfte, zu beenden.
Was jedoch bereits feststeht: Sollte Raab den Zuschlag für den ESC-Vorentscheid bekommen, wird Dieter Bohlen definitiv nicht dabei sein. Eine Beteiligung des Pop-Titanen verbittet sich Raab in seinem Konzept. Er ist eben doch noch der Alte.
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