Berlin. Im „Tatort“ will es Kommissar Hölzer im Alleingang mit Gangstern aufnehmen. Den Zuschauern dürfte es schwerfallen, zu folgen.
- Beim „Tatort“ am Sonntag wird wieder einiges los sein
- Den Zuschauern dürfte es schwerfallen, zu folgen
Es ist schon eine Krux, wenn man, wie beim „Tatort“ aus Saarbrücken, horizontal erzählt. Dabei werden Handlungsfäden über mehrere Folgen anlegt. Wenn pro Jahr aber nur eine davon abgedreht wird, kann der Zuschauer kaum folgen. Wie war das noch gleich? Das werden sich wohl viele Zuschauer zu Beginn von „Der Fluch des Geldes“ fragen, dem fünften Fall der Kommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakow) und Adam Schürk (Daniel Sträßer).
„Tatort“-Zuschauer müssen sich zurückerinnern
Einmal als Erinnerungsstütze: Schürk hat 1,2 Millionen Euro Beute gefunden, die sein mittlerweile verstorbener Vater bei Banküberfällen ergaunert hatte. Und hatte nicht Schürks inhaftierter Onkel versucht, über Mittelsmänner an das Geld heranzukommen? Diese Frage stellt sich, da die neue Folge direkt an die letzte anschließt, die vor genau einem Jahr gesendet wurde.
Kriminalhauptkommissar Schürk will das Diebesgut nicht zurückgeben, weshalb es zum Zerwürfnis mit Hölzer kommt. Der läuft nach dem Streit wutentbrannt mitten auf einer Landstraße und wird dabei fast von einem schwarzen überfahren, das direkt auf ihn zuhält. Kurz darauf hört er einen Knall – und versucht vergeblich, eine ältere Autofahrerin, die gegen einen Baum gefahren ist, zu reanimieren.
Herzinfarkt hinterm Steuer, so die offizielle Todesursache. Aber Hölzer ist überzeugt: Das Unfallopfer musste demselben Wagen ausweichen, der auch ihn aufs Korn genommen hat. Der Kommissar setzt nun alles daran, die Täter ausfindig zu machen. Dabei stößt er bald auf den verwaisten Wagen, der vor einem Casino gestohlen wurde – und auf vier zwielichtige Gestalten, die er zuvor schon mal gesehen hat.
„Tatort“ Saarbrücken: Hölzer wird zum Undercover-Agenten
Da er nicht einfach so gegen sie ermitteln darf, ermächtigt Hölzer sich selbst zum Undercover-Agenten, um an sie heranzukommen. Als die verdächtigen Personen, zwei Frauen (Susanne Borman und Yasmina Al Zihairi) und zwei Männer (Omar El-Saeidi und Daniel Zillmann), dubiose Wetten miteinander abschließen, klinkt er sich ein. Dafür benötigt er aber einen Haufen Geld. Geld, das er sich dann ausgerechnet von seinem Kollegen Schürk, mit dem er doch gerade erst gebrochen hat, erbettelt.
Wetten, dass viele bei dieser Folge abschalten werden? Gar nicht so sehr wegen der Vorgeschichte mit dem Diebesgut, sondern weil diese Folge lange gar kein Krimi ist. Eher eine persönliche Rache-Geschichte, die obendrein sehr konstruiert und unglaubwürdig ist. Warum sollte dieses Wett-Quartett, das sich schon gegenseitig fies austrickst, so schnell Vertrauen zu einem Fremden fassen? Nur, weil da viel Geld lockt? Müssten sie, die selbst ständig tricksen und betrügen, nicht viel skeptischer sein?
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Schade! Die bisherigen Folgen der Saarbrücker waren immer besonders und stachen aus dem Krimi-Einerlei hervor. Diese bemühten Wettspiele und Mutproben dagegen vermögen nicht zu überzeugen. Anfangs zumindest sind sie auch überraschend fahrig inszeniert.
„Tatort“ am Sonntag: Spannung bleibt lange Fehlanzeige
Sehr spät erst kommt dann doch noch Spannung auf. Und zwar, als eine der vier Verdächtigen tot aufgefunden wird – und alle anderen drei als Täter infrage kommen. Dieses Trio wiederum argwöhnt, dass der Neue im Bunde der Täter sei. Da wird es für Hölzer, der hier auf weite Strecken allein, ohne Auftrag und auf eigene Faust agiert, richtig brenzlig.
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Am Ende wird übrigens auch die Sache mit der Millionenbeute ein für alle Mal geklärt. Aber auch das nicht sehr zufriedenstellend. Es wirkt eher so, als wollten sich Regisseur Christian Theede und Drehbuchautor Hendrik Hölzemann, die beide schon mehrere Schürk/Hölzer-Falle verantwortet haben, vom Fluch des Horizontalballasts trennen. Sollten die Saarbrücker künftig wirklich ganz ohne Schatten der Vergangenheit auskommen?
Der Tatort „Der Fluch des Geldes“ läuft am Sonntag, 28. Januar, um 20.15 Uhr in der ARD und ist außerdem in der Mediathek zu sehen.