Bad Laasphe. Nach dem jüngsten Richtungsstreit zwischen Jung und Alt in der Bad Laaspher Union wurde ein Kompromiss gefunden. So sieht die neue Fraktionsspitze aus.
Günter Wagner gibt ein wichtiges Amt ab. Neun Monate vor der Kommunalwahl hat die CDU-Ratsfraktion in Bad Laasphe ihre Fraktionsspitze neu sortiert. Damit ist der schwelende Richtungsstreit innerhalb der Union beendet. Ursprünglich war die Fraktionssitzung für Anfang Februar terminiert gewesen. Der 3. oder 8. Februar standen im Raum. Jetzt ging alles viel schneller.
„Wir haben bereits am gestrigen Mittwoch getagt“, berichtet der bisherige Fraktionsvorsitzende Günter Wagner. Der Bermershäuser rückt dabei in die zweite Reihe. „Auf Wunsch der Fraktion wurde ich zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden gewählt“, erklärt Wagner im Gespräch mit dieser Redaktion. Timm Groß (50), der bereits seit Wochen als Nachfolger für den Fraktionsvorsitz gehandelt worden ist, wurde zu seinem Nachfolger gewählt. „Es war Zeit für einen Generationenwechsel. Und schön ist, dass es ein sehr harmonischer Übergang war“, kommentierte Groß seine Wahl im Gespräch mit dieser Zeitung. Seine Vorgänger bezeichnete Groß schmunzelnd als „kommunalpolitischen Dinosaurier, von dessen Erfahrung wir aber weiter profitieren werden.“ Und auch Günter Wagner macht deutlich: „Ich werde Timm Groß in seiner neuen Funktion bis zum Ende der Wahlzeit tatkräftig unterstützen.“ Das ist aber nicht die einzige Veränderung.
„Ich werde Timm Groß in seiner neuen Funktion bis zum Ende der Wahlzeit tatkräftig unterstützen.“
Der bisherige stellvertretende Vorsitzende, Christian Conrad, hatte zuvor seinen Verzicht erklärt. Erhalten bleibt aber Petra Tang als zweite stellvertretende Vorsitzende. „Somit stellt die Kernstadt den Vorsitzenden, das obere Lahntal und das Banfetal die beiden Stellvertreter“, bilanziert Wagner. Zum neuen Schriftführer wurde Thorsten Weber gewählt.
Harmonie statt Kampfabstimmung
Das Besondere: „Alle Abstimmungsergebnisse waren einstimmig. Es war ein harmonischer Sitzungsverlauf und der Blick ist nach vorne gerichtet“, berichtet Wagner. Der Bermershäuser hatte im Januar 2024 angekündigt, den Fraktionsvorsitz abgeben zu wollen. Rund 20 Jahre in der Kommunalpolitik, zehn Jahre als stellvertretender Bürgermeister und 13 als Bauausschussvorsitzender seien genug. Gegenüber dieser Redaktion erläuterte er damals: „Das hat mehrere Gründe. Ich gehe Ende dieses Jahres in den Ruhestand, werde im Februar 66 Jahre alt und möchte mehr Zeit für meine Familie haben. Deswegen habe ich mich entschieden, Ämter abzugeben. Das Zeitintensivste und das mit dem meisten Ärger ist der Fraktionsvorsitz.“ Den hatte Günter Wagner im November 2019 übernommen. Damals war sein Vorgänger Martin Achatzi im Streit mit der Fraktion zurückgetreten.
Konfliktreiche CDU in Bad Laasphe
In der CDU Bad Laasphe gibt es immer wieder Konflikte: Im September 2024 hatte der Feudinger Michael Knoche die CDU-Fraktion verlassen. Knoche ist jetzt fraktionslos, behält aber sein Mandat. Im Juni 2024 meldete sich dagegen das ehemalige CDU-Mitglied Michael Croll in der Politik zurück. 2022 hatte er der Union den Rücken gekehrt. Inzwischen ist er für „Die Partei“ unterwegs. 2021 kam es zu internen Streitigkeiten zwischen CDU-Kreistagsmitglied Martin Achatzi und der Ratsfraktion, weil dieser die Kommunalpolitik und den von der CDU unterstützten Bürgermeister Dirk Terlinden scharf angriffen hatte.
Für Achatzi ist es nicht das erste Mal, dass er im Clinch mit seiner Partei liegt. 2007 war er sogar ausgetreten und gehörte 2009 mit den Ratsfrauen Birgit Becker und Christa Schmeltzer zu einem Trio, das sich im Streit mit dem damaligen Fraktionsvorsitzenden Jürgen Borchert aus der CDU verabschiedete. Damals waren die vorherrschenden Themen die Nahversorgung in der Stadt und die Ortsumgehung.
2011 folgte dem Trio Michael Giermeier. 2015 verließ Erich Horchler die CDU wegen der „eiskalten Personalpolitik“ und monierte, wie man Karl Heinz Lehmann abserviert habe, der 2014 ausgetreten war, nachdem er nicht mehr stellvertretender Bürgermeister geworden war.
Rückblick auf Streit im Dezember
Im Dezember 2024 mehrten sich aber Stimmen in der Fraktion, dass vor allem die Jüngeren sich einen schnellen Wechsel wünschten. Hintergrund war damals auch, dass sich Wagner eindeutig hinter den parteilosen Bürgermeister Dirk Terlinden gestellt hatte, der bei der kommenden Kommunalwahl erneut antritt. Terlinden tut dies aber bewusst ohne politische Unterstützung durch CDU, Grüne und FDP, die ihn 2020 noch gemeinsam aufgestellt hatten. Gerüchte, dass man ihm im Dezember 2024 die Pistole auf die Brust gesetzt habe, wies Wagner als „gelogen“ zurück.
Sein heutiger Nachfolger, Timm Groß, mochte eine mögliche Kandidatur um den Fraktionsvorsitz damals noch nicht diskutieren: „Es bringt nichts, Namen zu diskutieren. Außerdem ist das eine Wahl.“ Jetzt ist er einstimmig gewählt und Wagner machte den Weg frei.
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