Erndtebrück. Richtungsstreit um Kommunalwahlkampf und Führung enden mit hartem Schnitt. Was beide Seiten sagen, und welche Rolle Heinz-Josef Linten spielt.
„Hiermit erklären wir, Karl Friedrich Müller, Karl Friedrich Radenbach und Uwe Weinhold, unseren Rücktritt als Beisitzer des CDU-Vorstandes des Gemeindeverbandes Erndtebrück“. Die drei Kommunalpolitiker, die seit Februar 2024 im neuen Vorstand des Gemeindeverbandes mitgearbeitet hatten, leiten so ihr Rücktrittsschreiben ein, das der Redaktion vorliegt. Damit ziehen die drei ehemaligen Beisitzer die Konsequenzen aus Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorstand über die Ausrichtung der Partei für die Kommunalwahl. Der Vorsitzende des Gemeindeverbandes, Jörn Schuppener, und sein Stellvertreter, Markus Killer, bestätigen den Vorgang knapp mit den Worten „Das ist korrekt!“ Aber Schuppener und auch Killer sprechen gleichzeitig von „Respekt für diese Entscheidung“.
„Nach zehn Monaten politischer Vorstandsarbeit müssen wir feststellen, dass wir uns mit dem eigenen geschäftsführenden Vorstand mehr beschäftigen als mit dem politischen Gegner. “
Am 22. November hatten Weinhold, Radenbach und Müller in einem gemeinsamen Schreiben an den Vorsitzenden des Gemeindeverbandes, Jörn Schuppener, ihre Gründe dargelegt. Das ernüchternde Fazit des Briefs lautet: „Wir beabsichtigten, uns aktiv an der politischen Meinungs- und Willensbildung im Gemeindegebiet zu beteiligen. Ziel von uns war es, die CDU Erndtebrück zur stärksten politischen Kraft zu machen. Dazu bedarf es nach unserer Meinung eine langfristige Strategie, die darauf ausgerichtet ist, die Schwächen und Stärken der politischen Gegner herauszuarbeiten. Nach zehn Monaten politischer Vorstandsarbeit müssen wir feststellen, dass wir uns mit dem eigenen geschäftsführenden Vorstand mehr beschäftigen als mit dem politischen Gegner. Trotz mehrmaliger Versuche, in den eigenen Reihen durch konstruktive Kritik und Selbstreflexion Probleme zu benennen, zu entschärfen oder zu vermeiden, fanden wir kein Gehör.“
„In den letzten Sitzungen gab es unterschiedliche Meinungen. Wir konnten uns nicht einigen. Dass sie zurückgetreten sind, finde ich konsequent und respektabel.“
Jörn Schuppener bestätigt die Probleme: „In den letzten Sitzungen gab es unterschiedliche Meinungen. Wir konnten uns nicht einigen. Dass sie zurückgetreten sind, finde ich konsequent und respektabel.“ Schuppener räumt auch Fehler in der Führung ein. „Ich bin ein Teamplayer, der sich nicht in den Vordergrund drängt“, sagt Schuppener und attestiert den Ausgeschiedenen starke Persönlichkeiten. Übersetzt heißt das: Es hat Streit unter den Alphatieren, zu denen er Weinhold und Müller zählt, gegeben.
Ein Kernproblem ist offenbar, dass Radenbach, Müller und Weinhold sich vorstellen konnten, ausgerechnet Bürgermeister Henning Gronau (SPD) zu unterstützen. „Henning macht eine gute Arbeit und ich kann mir das sehr gut vorstellen“, so Weinhold gegenüber dieser Redaktion. Laut Schuppener ist der Auslöser des Ganzen, dass Henning Gronau auf alle Fraktionen im Gemeinderat zugegangen sei, und sie gefragt habe, ob sie seine Kandidatur unterstützen wollen. Schuppener verweist aber auf ein Mitgliedervotum: „Es gibt einen Mehrheitsbeschluss des CDU-Gemeindeverbandes und des Gemeindeverbandsvorstandes, dass wir Henning Gronau nicht unterstützen wollen.“ Schuppener ist mit Gronaus Arbeit nicht unzufrieden, wie er sagt. „Aber es reicht ja dann auch, wenn wir als CDU keinen Gegenkandidaten aufstellen.“ Den hat die CDU Erndtebrück übrigens auch nicht. Es habe zwar Gespräche gegeben, die aber haben nicht zur Kandidatur geführt. Gerüchte, dass der Polizeibeamte Jörn Schuppener oder auch der Berufssoldat Markus Killer als Bürgermeisterkandidaten antreten könnten, weisen beide zurück.
Einfluss von Heinz Josef Linten
Ein weiterer Kritikpunkt der Ausgeschiedenen ist, dass sich der zum Teil unerfahrene Vorstand zu stark von anderen CDU-Mitgliedern aus dem Hintergrund leiten lasse. Der Name des früheren Bürgermeisters und Fraktionsvorsitzenden Heinz-Josef Linten fällt dabei immer wieder. „Heinz-Josef ist nicht die Graue Eminenz“, wehrt Jörn Schuppener das Argument ab. „Wir sind ein Team aus vielen Newcomern mit vielen Ideen und haben uns relativ schnell mit Realitäten auseinandersetzen müssen. Da ist es doch normal, jemand erfahrenes wie Heinz-Josef Linten oder Klaus Krüger anzusprechen.“ Und auch Markus Killer betont: „Heinz-Josef Linten ist kein Strippenzieher.“ Er selbst habe sogar lange Zeit keinen Kontakt zu Linten gehabt, nachdem der 2020 aus dem Rat ausgeschieden sei und Killer das Amt des Fraktionsvorsitzenden von Linten übernommen habe, so Killer weiter. Linten selbst macht auch klar: „Ich bin keine Graue Eminenz, kein Strippenzieher im Hintergrund. Ich unterstütze die Fraktion nach meinen Möglichkeiten, bekomme auch mal den Haushaltsplan und berate sie noch.“
Der aktuelle CDU Vorstand in Erndtebrück
Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes ist Jörn Schuppener. Sein Stellvertreter ist Markus Killer, der zugleich auch die Ratsfarktion leitet. Schriftführer sind Bettina Pfeiffer und Axel Jacobi (Stellverterter).
Komplettiert wird der Vorstand durch die Beisitzer Lorenz Benfer und Steffen Haschke.
Im Gespräch mit der Redaktion macht Uwe Weinhold übrigens deutlich, dass er und seine beiden Mitstreiter weiterhin Mitglieder der CDU bleiben werden. Weinhold und Radenbach werden auch weiter politisch arbeiten: Radenbach bleibt Ratsmitglied und Weinhold will seine Aufgaben als sachkundiger Bürger und Mitglied der Fraktion weiter ausüben. Das ist auch in der Fraktion bislang kein Streitpunkt: „Sie bleiben Mitglieder der Fraktion“, bestätigt Killer, der zugleich auch Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat ist.
Die drei vakanten Vorstandsposten als Beisitzer werden noch bis zum Januar 2025 unbesetzt bleiben. „Dann haben wir die nächste Vorstandssitzung“, erläutert Jörn Schuppener. Der Gemeindeverband ist aber trotzdem handlungsfähig.
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