Bad Laasphe. Der Zeitpunkt ist nicht willkürlich. Am Montag ist ein Jahr seit der Kommunalwahl 2020 vergangen. Jetzt zieht der Kritiker Bilanz.
Stillstand statt Elan und Aufbruch. Dieser Gegensatz fasst es sehr gut zusammen, was da steht. Fünf Seiten voller Kritik hat Martin Achatzi zu Papier gebracht. In einem offenen Brief wendet sich der ehemalige CDU-Kommunalpolitiker nicht nur an Bad Laasphes Bürgermeister Dirk Terlinden (parteilos), sondern auch an alle Stadtverordneten.
Der Zeitpunkt ist nicht willkürlich gewählt. Am Montag ist auf den Tag genau ein Jahr seit der Kommunalwahl 2020 vergangen. In diese Richtungswahl hatten vor allem CDU, FDP und Bündnis90/Die Grünen mit ihrem gemeinsamem Kandidaten Dirk Terlinden viel investiert und so den von der SPD unterstützten parteilosen Amtsinhaber Dr. Torsten Spillmann nach elf Jahren aus dem Amt gehoben. Nicht unerwähnt bleiben muss an dieser Stelle, dass sich Martin Achatzi zunächst selbst als Kandidat für die CDU ins Spiel gebracht hatte. Jetzt, nach 365 Tagen, zieht der ehemalige Stadtrat und Kreistagsverordnete seine Bilanz der Politik in seiner Heimatstadt.
Aktuelle Situation
Steckbrief: Martin Achatzi
In Biedenkopf wurde Martin Achatzi (57) geboren, aufgewachsen ist er in Laasphe.
Nach dem Abitur machte er eine Berufsausbildung zum Fotografen. Wichtige Stationen im Lebenslauf? „Gab es viele“, sagt der 57-Jährige, vor allem in der Familie – und die hat Achatzi, „gottseidank“, wie er sagt – „neben meiner Frau Susanne drei tolle Kinder“.
Ein Hobby des ausgebildeten Fotografen und Foto-Händlers ist die Fotografie und – ja klar – die Politik
Wo engagieren Sie sich persönlich besonders, Herr Achatzi? Vielleicht im Sport? „Sport? Was ist das?“ Aber es gebe da ein „Engagement ansonsten für die Menschen in Laasphe“.
„Mit diesem offenen Brief möchte ich mich heute an Sie wenden – aus tiefer Sorge um die aktuelle Situation wie auch die Zukunft unserer Stadt. Viele Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt teilen diese Sorge und haben sich damit an mich gewandt“, leitet Achatzi ein. Anschließend listet er 24 politische Ziele auf, die sich der Bürgermeister und die ihn unterstützenden Parteien gegeben hätten. Das ganze reicht von bezahlbarem Wohnraum über ein ganzheitliches Stadt- und Verkehrsentwicklungskonzept mit Bürgerbeteiligung über die Erweiterung der kommunalen Gewerbegebiete, das Verbot von Schottergärten, die Erweiterung des Bürgerbusses auf weitere Ortschaften und, und, und.
Ehrenamt stärken
Lediglich die Schaffung einer „interfraktionellen Projektgruppe für die strategische und zukunftsorientierte Entwicklung der Stadt“ erscheine hier nennenswert, schreibt Achatzi über die Umsetzung der Ziele. und greift dann den Bürgermeister gezielt an: „Die Stärkung des Ehrenamtes sowie die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes waren Ihr Thema, Herr Terlinden. Wo sind Ihre Initiativen in diesen Bereichen, wann zeigen Sie uns Ihre Ideen und Vorstellungen für Ihre zwei wichtigsten Themen des Wahlkampfes? Wann sehen wir endlich ein zukunftsfähiges Konzept zur Attraktivierung und Zukunftssicherung unserer schönen Stadt mit ihren vielfältigen Dörfern? Seit über zwölf Jahren schläft Bad Laasphe den Dornröschenschlaf und entwickelt sich immer mehr zurück. Nun ist es wirklich an der Zeit, sich den Themen der Zukunft zu widmen“, formuliert das ehemalige CDU-Ratsmitglied.
Hauptprobleme auf den Dörfern
Als Hauptprobleme hat Achatzi die Entwicklung der Dörfer, den Leerstand in den Kliniken, die Sanierung kommunaler Finanzen, aber auch die Zukunft von Gewerbeflächen am Aldi-Zentrallager, dem ehemaligen Wikula-Gelände oder bei WKW in Banfe genannt. Auch wünscht er sich eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Stadt, mehr Sauberkeit, mehr Tourismusförderung und die Sicherung Bad Laasphes als Kurort.
„Es bedarf keines weiteren Leitbildes, keines weiteren ISEK und anderer Papiere. Es bedarf nun eines gemeinsam mit der Bürgerschaft entwickelten Gesamtkonzeptes für die Stadt – welches anschließend auch zielorientiert und zügig abgearbeitet wird“, schreibt Achatzi.
Vergleich mit Nachbarkommunen
Er befürchtet, dass Bad Laasphe im Wittgensteiner Vergleich abgehängt werden könnte. Als Beispiel nennt er Meldungen aus dieser Zeitung, in denen die Fördersummen für Bad Berleburg und Erndtebrück genannt sind.
Als besonderes Horrorszenario verweist der Laaspher dann auch auf die demographische Entwicklung, die der Siegener Forscher Frank Luschei im Februar 2021 in der Westfalenpost für die elf kreisangehörigen Kommunen in Siegen-Wittgenstein untersuchte. Bad Laasphe nahm mit einem negativen Saldo von 12,8 Prozent den letzten Platz ein. Während Bad Berleburg mit 2,6 Prozent sogar einen positiven Wert aufwies und hinter Siegen mit +3,8 und vor Kreuztal (+0,3) zu den dreien mit positiver Prognose zählte.
„Es ist nun unstrittig und dringend geboten, hier aktiv zu werden und Bad Laasphe attraktiver zu gestalten. Rat und Verwaltung können durch ihre Politik Anreize schaffen. Welche Ideen und Initiativen können wir in dieser Frage von Ihnen erwarten?“, schließt Achatzi seinen Brief.