Siegen-Wittgenstein. Der CO2-Austoß und die Stickoxid-Belastung haben sich verringert. Michael Düben vom NABU Siegen-Wittgenstein spricht über die Entwicklungen.
Während sich die Menschen derzeit viele Sorgen machen, atmet die Natur auf. Anlässlich des heutigen „Tag der Erde“ und vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen spricht Michael Düben, Naturschutzreferent im Naturschutzbund (NABU) Siegen-Wittgenstein, über die Entwicklung der Umwelt in der Corona-Krise.
Siegen-Wittgenstein: Stickstoff- und C02-Belastung sinken in Corona-Zeiten
„Die Stickoxid-Belastung hat sich verringert, weil zum Beispiel der Auto- und Flugzeugverkehr stark eingeschränkt ist,“ sagt der 68-Jährige. In der Folge werden weniger Stickoxide in die Umwelt abgegeben. Erhöhte Stickstoffwerte können die Verhältnisse in Naturschutzgebieten negativ beeinflussen. „Das ist ein zusätzlicher Dünger, der durch die Luft kommt“, erklärt Michael Düben. Die Natur profitiert also zum Teil von der Corona-Krise.
„Auch der C02-Ausstoß hat sich verringert, weil natürlich viele Produktionen zurückgefahren worden sind.“ Ebenfalls wird Kerosin und Benzin eingespart. „Bei den wenigen Monaten lässt sich aber noch nicht sagen, ob sich die Rückgänge gravierend auf den Klimawandel auswirken“, sagt Michael Düben.
Siegen-Wittgenstein: Menschen suchen Erholung in den Wäldern
„Dadurch, dass jetzt viele Veranstaltungen nicht mehr durchgeführt werden und die Kontakte eingeschränkt sind, suchen viele die Erholung in der Natur“, erzählt er. Auch im Kreis Siegen-Wittgenstein sei es viel lebhafter in den Wäldern geworden. Es sind viel mehr Wanderer, Mountainbiker und E-Bike-Fahrer in der Natur unterwegs. „In manchen Waldabschnitten wird es jetzt unruhiger sein als sonst.“
Das kann dazu führen, dass Tiere und Vögel gestört werden. Insbesondere, wenn die Menschen keine Rücksicht auf ihre Umwelt nehmen. „Man sollte natürlich sehen, dass man möglichst still in der Natur ist, auf den Wegen bleibt und diese auch nicht sehr früh morgens oder sehr spät abends nutzt“, so der Experte. Er freut sich, dass so viele Menschen das schöne Wetter nutzen, um nach draußen zu gehen. „Gerade der Wald kann zum Lehrort werden“, sagt er. Eltern könnten mit ihren Kindern die Welt der Tiere und Pflanzen erkunden.
Siegen-Wittgenstein: Erhöhte Brandgefahr in den Wäldern
Stets im Hinterkopf zu behalten ist dabei aber die erhöhte Waldbrandgefahr. „Man rechnet damit, dass dieser April der trockenste April wird, seit es Wetteraufzeichnungen gibt.“ Die kleinsten Gegebenheiten können jetzt dazu führen, dass sich der Wald entflammt, betont der Naturschutzreferent. „Man sollte natürlich kein Feuer machen oder Grillen. Das Rauchverbot gilt im Wald sowieso. Und man sollte keine Scherben hinterlassen, die zum Brand führen können.“
Siegen-Wittgenstein: Umweltprobleme gibt es weiterhin
Inwieweit die Corona-Krise zu einem veränderten Bewusstsein für die Umwelt und den Naturschutz führen wird, kann Michael Düben nicht einschätzen. „Die Menschen müssen jetzt erst einmal damit fertig werden, dass sie selbst und ihre Gesundheit bedroht sind“, sagt er. Die Corona-Krise sei essenziell und würde Auswirkungen auf das Zusammenleben und die Wirtschaft haben.
„Wenn jetzt Hilfen an die Wirtschaft vergeben werden, sollte man berücksichtigen, dass der Klimaschutz und die natürlichen Gegebenheiten damit gestärkt werden, wenn das möglich ist.“ Gerade in der Corona-Krise ist das Interesse an dem Umweltbewusstsein und Bewegungen wie „Fridays for Future“ zurückgegangen. Die Klimaprobleme seien aber immer noch vorhanden, so Michael Düben.
Info: Veranstaltungen im NABU Siegen-Wittgenstein fallen aus
- Wegen der Corona-Pandemie wurden beim NABU Siegen-Wittgenstein bis auf Weiteres alle Veranstaltungen und Mitgliedertreffen abgesagt.
- Die NABU-Veranstaltungen online anzubieten, ist schwierig. „Wenn ich zum Beispiel ein bestimmtes Naturschutzgebiet vorstellen und zeigen möchte, was da an geschützten Lebewesen vorhanden ist, geht das nur in der Natur“, sagt Michael Düben. Wenn die Corona-Krise noch länger andauere, müsse man sich Alternativen überlegen.
- Auch Pflegemaßnahmen, wie etwa die Krötensammlung, die normalerweise mit 5-15 Menschen durchgeführt werden, sind momentan schwierig bis unmöglich. „Wir versuchen sie derzeit in kleineren Gruppen und unter Einhaltung der allgemeinen Hygienemaßstäbe durchzuführen“, sagt Michael Düben.