Siegen. Hallenbad Weidenau neu bauen, Eiserfeld sanieren kostet 52 Millionen Euro. Bislang zahlen Schwimmvereine nichts - tun sie es doch, kann Siegen Millionen sparen.
Bislang zahlen Vereine, die die Frei- und Hallenbäder nutzen, dafür nichts. Das soll sich ändern, denn die Stadt hat dann die Möglichkeit, beträchtliche Summen zu sparen: Nicht, weil die Vereine der Stadt die anstehenden Großbaustellen finanzieren sollen. Sondern aufgrund der Möglichkeit, die Investitionskosten in die Bäderlandschaft um rund 2 Millionen Euro zu senken.
+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++
Hintergrund ist das Steuerrecht. Die Investition in die Hallenbäder ist die „mit Abstand größte Investitionsmaßnahme in ihrer Geschichte“, heißt es in einer Vorlage, über die zuerst der Sport- und Bäderausschuss am 5. Februar berät. 52 Millionen Euro - netto - ist das Paket schwer; neben dem Neubau des Kompaktbads in Weidenau wird das Hallenbad Eiserfeld umfassend saniert (wir berichteten). Dabei fallen den Angaben zufolge fast 10 Millionen Euro Umsatzsteuer an. Hallenbäder sind Wirtschaftsbetriebe, auch wenn sie - nicht nur in Siegen - defizitär sind.
Siegen: Erst zahlen die Hallenbad-Nutzer, bevor Allgemeinheit zur Kasse gebeten wird
In dieser Situation ist der Vorsteuerabzug wichtig. Das Finanzamt hat die Stadt demnach darauf hingewiesen, dass der Vorsteuerabzug deutlich sinken würde, wenn die Vereine die Hallenbäder weiter unentgeltlich nutzen würden. Zahlen sie dagegen ein Entgelt, wäre die Abzugsfähigkeit der Vorsteuer um rund 20 Prozent höher ausfallen - die 2 Millionen Euro, plus jährliche Einsparungen von rund 20.000 Euro. Angesichts dieser Möglichkeiten sei es „zwingend geboten“, dass die Vereine zur Kasse gebeten werden.
„Angesichts der Möglichkeit, die Investitionskosten um rund 2 Millionen Euro zu senken und damit die Allgemeinheit der Steuerzahler zu entlasten, ist die Erhebung von Entgelten [...] zwingend geboten. “
Und zwar in einer Weise, die die Einsparungen ermöglicht, die Vereine aber möglichst wenig belastet. Die Kämmerei hat sich mit dem Finanzamt zusammengesetzt und ein Entgelt ermittelt, das allen Anforderungen gerecht wird (auch Urteilen des Bundesfinanzhofes BFH): 2,50 Euro pro Bahnstunde. Mit den DLRG-Ortsgruppen, Schwimm- und Tauchvereinen wurde bereits 2023 besprochen, einen Tarif einzuführen, die Cyberattacke auf die Südwestfalen-IT kam dazwischen. Zu Jahresbeginn gab es demnach eine weitere Informationsveranstaltung, dass bei entsprechendem Ratsbeschluss ab 1. Juli das Entgelt gezahlt werden muss.
+++ Immer auf dem Laufenden mit WhatsApp: Hier geht‘s zum Kanal der Lokalredaktion Siegen +++
Gemäß NRW-Gemeindeordnung muss eine Kommune, die Leistungen erbringt, die Kosten dafür zumindest zu gewissen Teilen beschaffen („soweit vertretbar und geboten“). Entweder durch Entgelte, also von denen, die von diesen Leistungen profitieren, oder durch Steuern, also alle; ob sie ins Schwimmbad gehen oder nicht. Für Aufgaben wie das Betreiben eines Schwimmbades soll bei der Finanzierung generell möglichst nicht die Allgemeinheit belastet werden, erst wenn andere Möglichkeiten ausgeschöpft sind, heißt es weiter. Entgelte haben demnach Vorrang vor Steuern.