Hilchenbach/Kreuztal. Sollen in Hilchenbach Schüler eine Dreiviertelstunde auf Zug oder Schulgong warten, damit Kreuztal das bevorzugte Schulbusangebot bekommt?
Die „Schulzeitenstaffelung“ wird wohl auch im dritten Anlauf nicht konfliktfrei umzusetzen sein. Zwar sind die Nachbarstädte Kreuztal und Hilchenbach zwar grundsätzlich bereit, sich auf eine Verschiebung der Schulanfangszeiten einzulassen, um Kosten bei der Schülerbeförderung einzusparen. Allerdings lehnt die Stadt Hilchenbach die von Kreuztal bevorzugte Lösung strikt ab. Ziel der Schulzeitenstaffelung ist, mit weniger Bussen auszukommen, die die Schulen nacheinander ansteuern können.
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Die Schulzeitenstaffelung
Während der Kreuztaler Schulausschuss sich – gegen die Stimme der Grünen – für die Variante „konsequent“ ausgesprochen hat, die die größte Einsparung und zugleich Veränderungen an nur sechs von elf Schulen nach sich zieht, ist Hilchenbach für „netzweit abgestimmt“. Diese Alternative spart weniger Geld, bedeutet aber in Hilchenbach nur Veränderungen um höchstens zehn Minuten, in Kreuztal aber neue Stundenpläne für acht Schulen und eine Vorverlegung des Schulbeginns um bis zu 30 Minuten bedeuten würde.
In der „Konsequent“-Variante würde Stift Keppel morgens statt um 7.50 Uhr um 8 Uhr beginnen müssen. Für Schülerinnen und Schüler, die die Bahn nutzen, würden sich dadurch „längere und nicht zumutbare Wartezeiten ergeben“, heißt es in der Stellungnahme der Hilchenbacher Verwaltung. „Die Wartezeiten bei der Bahnverbindung Richtung Erndtebrück würden zwischen 19 Minuten und 39 Minuten liegen und Richtung Kreuztal beziehungsweise Siegen zwischen 27 Minuten und 47 Minuten.“ Dagegen könnte das Stift in der „Netzweit-abgestimmt“-Lösung sogar fünf Minuten früher beginnen.
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Für die „Netzweit“-Lösung haben sich im Kreuztaler Schulausschuss die Grünen ausgesprochen. Dann könnten alle Schulen im Schulzentrum einheitlich um 7.30 Uhr beginnen. Das sei „bedeutend sinnvoller“, sagte Anna Wetz (Grüne). Gesamtschul-Leiter Marco Schneider verwies auf Kooperationen der Schulen, die nicht mehr möglich seien, wenn das Stundenraster nicht mehr gleich ist. Die Mehrheit blieb – bei einer Gegenstimme und zwei Stimmenthaltungen – bei „Konsequent“ (Realschule und Gesamtschule: 7.30 Uhr, Gymnasium: 7.45 Uhr).
Die Suche nach einer „anderen Lösung“ (so die Vorlage) für die derzeit fünf Fahrschüler der Grundschule an Dreslers Park überlässt Kreuztal dem Kreis. „Dafür müssen die eine Lösung finden“, sagte Schulamtsleiterin Miriam Belz, auch für die Übernahme der Kosten, nach denen sich Astrid Collenberg (CDU) erkundigt hatte. Denn die Stadt Kreuztal will den Kindern der Grundschule an Dreslers Park keinen um 20 Minuten auf 7.35 Uhr vorverlegten Schulbeginn zumuten. Stadtrat Patrick Zöller verwies darauf, dass Kreuztal lediglich eine Stellungnahme zum Entwurf des Nahverkehrsplans abzugeben habe. „Die Entscheidung obliegt letztlich dem Kreistag.“ Heike Siebel (SPD) forderte, dass der neue Schulbusfahrplan „zu einer deutlichen Verbesserung“ führen müsse. „Ich würde mir wünsch, dass die Busse dann auch tatsächlich da sind.“
Der Nahverkehrsplan
Während in Kreuztal der Rat erst in seiner Sitzung am 19. Dezember über den gesamten Nahverkehrsplan spricht, hat die Hilchenbacher Verwaltung den Entwurf ihrer Stellungnahme bereits im Verkehrsausschuss vorgelegt.
Wenn das Land das Angebot finanziert, wird es eine neue Schnellbuslinie SB 6 von Freudenberg über Siegen und Netphen nach Hilchenbach geben. Endstation soll die Siedlung sein. Die Linie würde die R 92 von Hilchenbach nach Altenhundem ersetzen, die – bis auf die Schulfahrten – eingestellt werden soll. Grund dafür ist die geringe Auslastung mit nur etwa 33 Fahrgästen am Tag. Wie alle L(okal)-Linien gestrichen wird auch die L 171 von Ruckersfeld und Grund über Allenbach nach Hilchenbach.
Für den Flexbus, der auf Anforderung binnen 60 Minuten kommt, sind in Hilchenbach drei Korridore vorgesehen: einer mit Grund und Lützel, der an die Bahnstationen Lützel und Hilchgenbach anbindet, einer mit Ruckersfeld, Oechelhausen und den Netphener Stadtteilen Afholderbach und Sohlbach und Verbindung zum Bahnhof Hilchenbach, schließlich einer für die im Innenstadtbereich nicht vom Linienverkehr erschlossenen Gebiete. Diese Umstellung, durch die auf den Einsatz großer Busse ohne Fahrgäste verzichtet werden könnte, bedeute ein „zumindest geringfügiges Einsparpotenzial“.
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Insgesamt rechnet der Zweckverband Personennahverkehr (ZWS) allerdings mit einer Kostensteigerung um 8,7 auf dann 45,4 Millionen Euro jährlich. 27,2 Millionen Euro Einnahmen stehen den Ausgaben derzeit gegenüber. Das sind aktuell 74,2 und nach 2028, wenn der neue Nahverkehrsplan in Kraft getreten ist, 60 Prozent der Kosten. „Mit Blick auf die durch die Einführung des Deutschlandtickets in Bewegung geratene Tariflandschaft können Erlöse für die Zeit ab 2028 derzeit nicht seriös kalkuliert werden.“
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