Siegen. Mit einem Outfit hin, mit einem anderen zurück: Bei der Kleidertausch-Party in Siegen gibt es Second-Hand-Mode, ohne das Portemonaie zu zücken.

Wer schon immer mal eine Party mit anderen Klamotten verlassen wollte als denen, in denen er oder sie gekommen ist: In Siegen ist exakt das am Samstag, 9. November, Sinn der Sache. Da steigt von 15 bis 18 Uhr eine Kleidertausch-Party in den Räumen des Bruchwerk-Theaters, Siegbergstraße 1.

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Damit kein falscher Eindruck entsteht: Anders als bei manchen anderen Zusammenkünften, nach denen man in fremdem Sachen den Heimweg antritt, läuft hier alles garantiert gesittet ab. Der Hintergrund ist auch ein höchst ernsthafter, die Veranstaltung an sich aber ganz zwanglos und locker. Die Regeln: Wer dabei sein möchte, bringt bis zu zehn Teile gut erhaltene, saubere Kleidung mit und darf sich dafür aus dem Mitgebrachten der anderen Gäste eben so viele Teile aussuchen. Die Portemonnaies bleiben stecken: Geld wechselt hier nicht den Besitzer oder die Besitzerin.

Stefanie Schierling

„Wir möchten das Thema ,Second Hand‘ noch einmal anders in die Öffentlichkeit bringen.“

Stefanie Schierling vom Orga-Team der DRK-Kleidertausch-Party

Siegen: Klamotten tauschen statt kaufen – und das auf einer Party

„Wir möchten mit der Tausch-Party das Thema ,Second Hand‘ noch einmal anders in die Öffentlichkeit bringen“, erklärt Stefanie Schierling, Pressesprecherin des DRK-Kreisverbands Siegen-Wittgenstein. Ähnliche Veranstaltungen gab es in der Region in der Vergangenheit bereits, auch das Bruchwerk hat schon einmal in kleinerem Stil eine Tausch-Party gegeben. Nun beteiligt sich das DRK, weil es mit dem Thema Second-Hand-Kleidung natürlich eng vertraut ist – unter anderem über seine regelmäßigen und in großem Stil angelegten Altkleidersammlungen und über seinen Kleiderladen in der Hammerstraße 10 in Siegen.

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Es geht um Mode, aber es geht auch um Nachhaltigkeit, Ressourcen-, Umwelt- und Klimaschutz. „Wir wollen dafür werben, Altkleider als Wert zu sehen. Es muss nicht alles entsorgt werden.“ Dass man ein Hemd oder eine Hose, eine Bluse oder einen Rock aus dem eigenen Schrank (fast) nie trägt oder vielleicht nicht mehr mag, heiße ja nicht, dass gerade dieser Artikel nicht für jemand anderen das Zeug zum neuen Lieblingsstück haben kann. Dafür müssen andere Leute nur erst einmal die Gelegenheit bekommen, sich die Sachen anzuschauen, und die Tausch-Party schafft dafür noch einmal eine andere Plattform als Second-Hand-Läden oder Online-Portale. „Es hat Happening-Charakter“, sagt Stefanie Schierling, die privat nach eigenem Bekunden schon bei Tausch-Partys mitgemacht hat. Es geht auch um Begegnung, Gespräche, es gibt Getränke und „wir hoffen, dass fremde Menschen miteinander in Kontakt kommen“.

Siegener Kleidertausch-Party: mit Nachhaltigkeit gegen Fast Fashion

Vom geselligen Wert und dem Spaß-Aspekt abgesehen steckt eine Menge Brisanz im Thema. Niemand muss sich damit bei der Tausch-Party befassen, merkt Stefanie Schierling an; die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich völlig auf die Mode fokussieren. Wer möchte, kann darüber hinaus aber auch Informationen und Denkanstöße erhalten, entweder im Gespräch mit anderen Besucherinnen und Besuchern oder mit den ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die vor Ort sein werden. Auch deshalb habe sich das Team mit dem Bruchwerk-Theater gezielt für eine zentrale Location in der Innenstadt entschieden, an der viel Publikum vorbeikommt – und das samstags, also quasi zur Shopping-Prime-Time.

Tauschparty: Die Regeln

Die DRK-Kleidertausch-Party im Bruchwerk-Theater, Siegbergstraße 1, läuft am Samstag, 9. November, von 15 bis 18 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei, alle Interessierten sind willkommen.

Wer mittauschen möchte, kann bis zu zehn Kleidungsstücke mitbringen. Bedingung: Die Sachen sind sauber, gewaschen, gut erhalten, ohne Beschädigungen oder Löcher. Neben Hemden, Pullis, Jacken, Hosen und so weiter sind auch Schuhe, Taschen, Gürtel, Schals oder andere Accessoires gern gesehen.

Das Team sortiert die Artikel vor Ort in die Auslage ein, die Teilnehmenden erhalten Märkchen und können sich dafür etwas Anderes aussuchen. Da die Veranstaltung über drei Stunden läuft, kommen immer wieder neue Sachen dazu. Früh da zu sein empfiehlt sich dennoch, rät DRK-Sprecherin Stefanie Schierling.

Teile, die während der Party keinen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin finden, sind danach als Spende für den DRK-Kleiderladen vorgesehen.

Wer spontan reinschauen möchte und nichts zum Tauschen im Gepäck hat, wird übrigens nicht fortgeschickt, merkt Stefanie Schierling an. Mit Geld kommt man allerdings nicht weiter, wenn man etwas haben möchte.

Eine solche Tausch-Party – wie jede Second-Hand-Verwertung – ist ein entschlossener Gegenentwurf zu „Fast Fashion“; jenem Hardcore-Konsum-Modell, bei dem Anbieter gewaltige Mengen meist verblüffend günstiger Kleidung auf den Markt werfen, die von Käuferinnen und Käufern schon nach sehr kurzer Zeit entsorgt wird. Das Problem dabei ist oft die Haltbarkeit, wie Stefanie Schierling erläutert. Billigklamotten seien für gewöhnlich deshalb so günstig, weil die Hersteller an der Qualität sparen würden. Ein Ergebnis davon bekomme auch das DRK mittlerweile regelmäßig zu sehen: Die Qualität ist häufig dermaßen schlecht, dass viele Teile sich gar nicht mehr in Verwertungskreisläufe einbringen lassen. Wenn ein T-Shirt nach der ersten Wäsche bereits hinüber ist, kann selbstverständlich auch der Kleiderladen nichts mehr damit anfangen. Fast Fashion lässt das globale Müllproblem also massiv wachsen. Und dass viele der Produkte deshalb so billig verkauft werden können, weil sie unter unwürdigsten Bedingungen in armen Ländern produziert werden, steht noch einmal auf einem anderen Blatt.

Siegen: Kleidertausch-Party greift Second-Hand-Trend auf

So verlockend also in der Theorie der Kauf eines neuen T-Shirts für 1,50 Euro im Laden sein mag: Die Kleidertausch-Party soll auch illustrieren, dass hochwertigere Kleidung oft eine längere Lebensdauer hat und deshalb ökologisch, ökonomisch und sozial die bessere Wahl ist. Der Begriff „Altkleider“ mag für manche Menschen nicht ganz so sexy klingen, doch davon sollte sich niemand abschrecken lassen – schon deshalb nicht, weil sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten einiges geändert hat. „In den Großstädten schießen Second-Hand-Shops aus dem Boden“, sagt Stefanie Schierling. Für immer mehr Menschen sei Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema, viele würden heute auch das eigene Kaufverhalten kritischer reflektieren. Was früher als Lifestyle galt – konsumieren, bis der Arzt kommt – gilt vielen Leuten heute nicht mehr als erstrebenswert; schon deshalb nicht, weil die negativen Auswirkungen dieses Konsums immer offensichtlicher werden. Außerdem „kehren Modetrends wieder“ und da seien alte Originalteile sehr begehrt, etwa aus den 1980ern. Nachhaltigkeit und Mode können also eine sehr gute Kombi sein, wenn die Qualität es hergibt.

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