Siegen. Siegens Treibhausgasbilanz entwickelt sich zwar in die richtige Richtung. Doch damit die Klimaziele erreicht werden, ist noch Einiges notwendig.
Die Treibhausgasemissionen sind in Siegen von 1990 bis 2019 um 30,2 Prozent zurückgegangen. Das ist der Treibhausgasbilanz zu entnehmen, die die Verwaltung nun im Ausschuss für Umwelt, Klima und Energie vorstellte. Verbunden damit ist eine Liste von Vorschlägen, um die Zahlen weiter zu verbessern – auch wenn die Stadt darauf an vielen Stellen höchstens mittelbaren Einfluss ausüben kann.
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Es sei „ein extrem schwieriges Thema“, sagte Lars Ole Daub, Leiter der Stabsstelle Klimaschutz und Klimaschutzbeauftragter. „Fakt ist: Wir dürfen nicht aufgeben, wir müssen weitermachen. Und vor allem müssen wir alle weitermachen. Da ist jeder Bürger einzeln gefragt.“ Was hinter diesem Appell steht, wird beim Blick auf die Systematik klar: Es handelt sich um eine sogenannte Territorialbilanz, die sich auf das Stadtgebiet von Siegen bezieht und die Bereiche Industrie, Private Haushalte, Verkehr, Kommunale Einrichtungen sowie – als Block – Gewerbe, Handel und Dienstleistungen umfasst (siehe Infobox).
Siegen: Treibhausgas-Emissionen pro Kopf klar über dem Bundesdurchschnitt
Die Treibhausgasemissionen insgesamt gingen von von rund 1,67 Millionen Tonnen im Jahr 1990 (dem allgemein zugrundegelegten zeitlichen Bezugspunkt für solche Statistiken) auf etwa 1,17 Tonnen in 2019 zurück. Daran haben kommunale Einrichtungen – also Gebäude und Beleuchtung – einen Anteil von 1,14 Prozent.
Die Entwicklung
47,3 Prozent Rückgang der Emissionen seit 1990 weist die Siegener Treibhausgasbilanz 2019 für den Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen aus.
33,8 Prozent beträgt der Rückgang in der Industrie.
26,1 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 stießen 2019 die privaten Haushalte in Siegen aus.
10,4 Prozent zurückgegangen sind im Vergleichszeitraum die Emissionen im Bereich Verkehr.
35,6 Prozent niedriger fallen die Treibhausgasemissionen kommunaler Einrichtungen aus. Allerdings ist das Basisjahr in diesem Fall nicht – wie in den anderen Bereichen – 1990, sondern 2013. Insgesamt machen die kommunalen Einrichtungen in der Bilanz mit nur 1,14 Prozent (2019) den kleinsten Posten aus.
Im bundesweiten Vergleich steht Siegen nicht so gut da. Um ausrechnen zu können, welchen Anteil jeder einzelne Mensch in einer Region an den Emissionen hat, wird die Kennzahl „CO2-Äquivalente pro Kopf“ herangezogen. Die liegt laut Erik Berge von der Stabsstelle Klimaschutz für 2019 in Siegen bei 11,36 Tonnen und damit über dem Bundesschnitt von 8,88 Tonnen.
Siegen: Anteil an fossilen Energien ist noch immer sehr hoch
Nach wie vor sei der Anteil an fossilen Energien in Siegen sehr hoch, wie Erik Berge erläuterte. Das führt nicht nur zu hohen Emissionen, wie es in der Vorlage heißt, „sondern vor allem zu einem Verlust an regionaler Wertschöpfung durch Mittelabflüsse und unerwünschte Abhängigkeiten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, erneuerbare Energien vor Ort stark auszubauen.“ Das wäre allerdings nur ein Schritt von vielen.
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Die Komplexität des Themas macht es quasi unmöglich, durch Drehen einer großen Stellschraube den einen großen Erfolg zu generieren. Stattdessen brauche es ein dickes Bündel von „Effizienzmaßnahmen“, um die Bilanz positiv zu beeinflussen, wie Erik Berge betonte: Unter anderem Ausbau von Radverkehr und ÖPNV, bessere Gebäude-Dämmung, Umstellung auf LED-Beleuchtung, auf städtischer Seite eine Fuhrparkoptimierung.
Fridays for Future: Siegen wird „gerechten Beitrag“ zum 1,5-Grad-Ziel verfehlen
„Siegen kann seinen gerechten Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel nicht mehr erreichen“, konstatierte Lorenz van Overloop, für Fridays for Future als beratendes Mitglied im Ausschuss. Es sei „simpler Dreisatz“ auszurechnen, wie viel CO2-Restbudget Siegen noch zustünden – nämlich 1,08 Millionen Tonnen. Diese allerdings dürften, auf Grundlage der Bilanzen der vergangenen Jahre geschätzt, spätestens 2021 aufgebraucht worden sein. „Wir müssen trotzdem weiter das Beste geben“, sagte Lorenz van Overloop. „Wir stehen voll hinter den Vorschlägen der Stabsstelle Klimaschutz.“
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