Siegen. Für Wohncontainer am Leimbachstadion gibt‘s wohl keine „Wiedergutmachung“: Verwahrloster Spielplatz wird für Martinshardt II und Hochwasserschutz benötigt.

Der Bolzplatz in der Minnerbach soll komplett aufgegeben werden. Faktisch ist er das bereits, das Gelände ist ziemlich heruntergekommen und im Grunde unbespielbar - mittendrauf hat jemand zum Beispiel eine Feuerstelle angelegt. Mit dem Vorschlag der Verwaltung, über den der Jugendhilfeausschuss am 29. August erstmals berät, wäre die Idee der Bürgerinitiative Leimbachtal, den Platz als „Wiedergutmachung“ für den Schotterplatz am Leimbachstadion herzurichten, vom Tisch.

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Die Anwohner hatten nach der Diskussion um die Wohncontainer für Obdachlose auf der Brachfläche gefordert, hier neue Freizeitmöglichkeiten zu planen. Als Grund wurde maßgeblich die Containeranlage genannt - Kinder und Jugendliche aus der Gegend könnten auf dem Schotterplatz nun nicht mehr spielen, andere Flächen und Möglichkeiten gebe es hier nicht. Die Stadt weist das nun zurück: Die gebe es sehr wohl - und außerdem würden auch nicht gerade viele Kinder im „spielplatzrelevanten Alter“ in dem Bereich leben.

Siegener Gewerbegebiet braucht Regenbecken, dafür brauchts Reitverein-Grundstück

Nachdem in der Minnerbach in den 80er und 90er Jahren Leichtathletik betrieben, Fußball gespielt, Gottesdienste und Feste gefeiert wurden, hatte die Stadt das knapp 4500 Quadratmeter große Grundstück 2017 gekauft - da wurde es schon nicht mehr genutzt und war bereits zunehmen überwuchert. Ziel war es seinerzeit, hier ein Regenrückhaltebecken für das neue Gewerbegebiet Martinshardt II zu errichten, das direkt angrenzend auf der Bergkuppe entstehen soll.

Bolzplatz Minnerbach
Stillgelegter Bolzplatz Minnerbach oberhalb der Leimbachstraße in Siegen © privat | Bürgerinitiative Leimbachtal

Jedenfalls haben sich die Planungen fürs Gewerbegebiet inzwischen konkretisiert, teilt die Stadt in ihrer Vorlage mit: Das Becken soll auf dem benachbarten Grundstück errichtet werden, das die Stadt im Erbbaurecht an den Siegener Reitverein ausgegeben hat. Dessen Anlagen befinden sich weiter unten im Minnerbachtal, näher zur Leimbachstraße hin. In dem Bereich, wo die Stadt das Becken plant, befinden sich demnach Lager- und Stellflächen: Hier soll das Gelände modelliert, eine Böschung angeschüttet werden. Während der Bauzeit werde der Reitverein „an der Ausübung seiner Betriebsabläufe gehindert“, heißt es weiter - die Stadt muss also eine nahe Ausweichfläche für eine Pferdekoppel zur Verfügung stellen - den Bolzplatz.

Neues Siegener Gewerbegebiet Martinshardt II braucht Anlagen zum Schutz vor Hochwasser

Das Rückhaltebecken sei grundlegend für den Schutz der Menschen und Gebäude unten im Tal, sollte es zu einem Hochwasser kommen. Die Stadt weist auch auf die Bedeutung des riesigen Gewerbegebiets für die Stadt hin: Hier würden neue Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen geschaffen. Allerorten in der Region mangelt es an Gewerbeflächen - ein Standortvorteil, der maßgeblich sei für die Zukunftsfähigkeit Siegens.

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Gleichwohl ist der Bolzplatz offiziell noch ein Spielplatz; die Abteilung Stadtentwicklung hat sich daher bei der Kinder- und Jugendförderung nach den Bedarfen vor Ort erkundigt. Ergebnis: Es gebe keine - man habe keine Kinder und Jugendlichen ausfindig machen können, die den Platz nutzen. Auch der Stadtjugendring weiß demnach nichts von irgendwelchen Gruppen oder Vereinen, die hier aktiv sind. Laut einer Rückmeldung aus der Nachbarschaft auf einen Aushang vor Ort sehe der Platz seit zehn Jahren so verwahrlost aus. Ab und zu würden sich Jugendliche dorthin zurückziehen.

Als „spielplatzrelevant“ gelten Kinder bis zu einem Alter von 14 Jahren. Wie viele von ihnen im Umkreis von 400 Metern um einen Spielplatz herum wohnen, gebe Anhaltspunkte über Bedarf und mögliche Nutzung. Ein Bolzplatz, auch das sei eine übliche „Bemessungsgröße“, werde dabei eher von Kindern zwischen 7 und 14 Jahren genutzt - in dieser Altersgruppe könne von einem Fußweg von maximal einem Kilometer von Zuhause bis zum Spielplatz ausgegangen werden.

Stadt Siegen: Im Leimbachtal gibt es durchaus erreichbare Sportplätze für Kinder

Im Umkreis von 1000 Metern zum Minnerbach-Bolzplatz wohnen aktuellen Angaben der Statistikstelle zufolge 80 Kinder dieser Altersgruppe (22 im Umkreis von 400 Metern). Als Vergleich nennt die Stadt den Ballspielplatz an der Ypernstraße am Fischbacherberg: Dort leben im 1000-Meter-Umkreis 445 Kinder (400 Meter: 159). Eher wenig. Die Zahl potenzieller Nutzer müsse berücksichtigt werden, wenn es darum gehe, welche städtischen Spielplätze zuerst ausgebaut werden, heißt es weiter.

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Der 1,3 Kilometer von der Minnerbach entfernt gelegene Ballspielplatz Hengsbachstraße/Wichernstraße hingegen werde „sehr intensiv“ genutzt, so die Stadt. Und das obwohl der Belag in keinem guten Zustand mehr sei. Auch auf der anderen Seite des Leimbachtals gebe es entsprechende Angebote: Die Stiftung „Anstoß zum Leben“ ermögliche in ihrem „TeamSportPark“ zahlreiche Sportaktivitäten insbesondere für Kinder und Jugendliche. Auf die Anregung der Bürgerinitiative hin, den Bolzplatz zu einem Generationenpark umzugestalten, seien keine weiteren Rückmeldungen gekommen.