Hilchenbach. Die Baugenehmigung für die Florenburgschule ist da. An der seit zwei Jahren gesperrten Baustelle wird nun zügig weitergearbeitet.

Die Bauaufsicht des Kreises Siegen-Wittgenstein hat den Erweiterungsbau für die Florenburgschule genehmigt. Das hat Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis dieser Zeitung auf Anfrage bestätigt. Jetzt fehlt noch die „Zustimmung im Einzelfall“ für verwendete Bauteile, die von der obersten Bauaufsicht – das ist das NRW-Bauministerium – zu erteilen ist. Grundlage dafür ist ein Gutachten der Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig (MFPA), das inzwischen auch vorliegt.

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Der Bürgermeister ist nun zuversichtlich: Die vom Kreis verlangte Anpassung an Brandschutzbestimmungen werde für die Deumoba aus Ense, die den Modulbau errichtet, „kein Problem“ sein, sagte Kaioglidis. „Wir sind jetzt im Gespräch mit dem Unternehmen, den Weiterbau so schnell wie möglich zu veranlassen.“ Ziel sei ein Einzug zum Ende des ersten Schulhalbjahrs. „Spätestens“ aber zum Beginn des Schuljahrs 2025/26 sollen die Räume genutzt werden können. Das wären dann zwei Jahre nach dem geplanten Einzug.

Modulbau sollte im Sommer 2023 bezogen werden

Dabei sollte es eigentlich besonders schnell gehen. Deshalb hatte sich die Stadt im Spätsommer 2022 für einen Modulbau mit zunächst vier Klassenräumen auf zwei Etagen zu errichten, der in weiteren Bauabschnitten auf sieben Klassenräume (plus Sanitärcontainer) erweitert werden kann. Nach den Sommerferien 2023, genau am 9. August, sollte die Schule einziehen können. Drei 1. Klassen sollten dort untergebracht werden und eine Gruppe des offenen Ganztags. 1,8 Millionen Euro stellte die Stadt bereit. Realisiert werden konnte aber nur Umbau der ehemaligen Hausmeisterwohnung für Elternsprechzimmer, zusätzliche Lehrerarbeitsplätze, Schulsozialarbeit und Gemeinsames Lernen für Kinder mit Förderbedarf.

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Florenburgschule braucht drei satt zwei Klassen pro Jahrgang

Reguläre Klassenräume hat die Florenburgschule für acht Klassen. Schon 2022/23 wurden aber elf Klassen unterrichtet, mittlerweile ist die Schule durchgängig dreizügig, also mit drei statt zwei Klassen je Jahrgang. Die beiden in den bisherigen Containern vorhandenen Räume für Gruppenarbeit wurden in reguläre Klassenräume umgewandelt, im Hauptgebäude wurden Bibliothek und Nebenräume umgenutzt. Für den offenen Ganztag verhängte die Schule einen Aufnahmestopp.

Der auf den unteren Schulhof umgesetzte Container muss weiter genutzt werden.
Der auf den unteren Schulhof umgesetzte Container muss weiter genutzt werden. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Die schlechte Nachricht wurde im September 2023 öffentlich – und damit die Erklärung, warum in den längst aufgestellten Modulen keine Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden und warum ein Bauzaun das Gelände abriegelt: Die Kreisverwaltung hatte einen Baustopp verhängt. „Die Container stammen aus dem Ausland und für die Bauteile fehlt ein nach den Regelungen der Bauordnung zwingend vorzulegendes Prüfzeugnis einer Materialprüfanstalt, das bescheinigt, dass die Bauteile ausreichend feuerhemmend sind und die vorgeschriebene Feuerwiderstandsfähigkeit aufweisen.“ Die Frage, warum keine der anderen Kommunen, die ebenfalls von Deumoba mit baugleichen Modulen versorgt wurden, Anstoß genommen hat, wurde gestellt, aber nie beantwortet. Es könnte, so Spekulationen, daran liegen, dass die größeren Städte ihre eigenen Baugenehmigungsbehörden und somit kurze Dienstwege haben, während in Hilchenbach erstmals eine Kreisverwaltung mit ins Spiel kam.

Kreis beanstandet Brandschutz und fordert Gutachten aus Leipzig

Bei der Kreisverwaltung biss die Stadt zunächst auf Granit, „trotz unserer intensiven Bemühungen“, wie die Verwaltung die Hilchenbacher Gremien im September 2023 informierte. Kurz darauf stellte der Kreis eine auf die zwei Klassenräume im Erdgeschoss begrenzte Nutzung des Gebäudes in Aussicht. Dazu seien neue Bauantragsunterlagen einschließlich eines überarbeiteten Brandschutzkonzeptes erforderlich. „Dazu muss zugesichert werden, dass die Bauarbeiten im Obergeschoss nicht fortgeführt werden und durch geeignete Maßnahmen eine Nutzung des Obergeschosses ausgeschlossen wird. Erst nach Erteilung einer eventuellen Baugenehmigung können die Bauarbeiten frei gegeben und das Erdgeschoss fertiggestellt werden. Sobald für die Containerbauweise ein positives Prüfzeugnis vorliegt, ist für das Gesamtgebäude ein neuer Bauantrag zu stellen.“

„Wir sind jetzt im Gespräch mit dem Unternehmen, den Weiterbau so schnell wie möglich zu veranlassen.“

Kyrillos Kaioglidis, Bürgermeister

Bereits im Oktober 2023 zeichnet sich ab, dass die Schule auch nach den Sommerferien 2024 nicht wird einziehen können. Denn mit dem vom Kreis gewünschten Gutachten aus Leipzig sei frühestens 2024 zu rechnen. Die Containerklassen waren mittlerweile auf den unteren Schulhof umgezogen, wo sie seitdem dem offenen Ganztag Außenspielflächen wegnehmen. Während auf dem bisherigen Standort der gesperrte Modulbau Staub ansetzte, wurde die Stimmung in Hilchenbach gereizter – zumal auch noch ein weiterer Klassenraum wegen eines Wasserschadens ausfiel und die betroffene Klasse nach nebenan in die Carl-Kraemer-Realschule umziehen musste. Sogar den Martinszug sagte die Schulleitung schließlich ab, der aber dann doch noch verkürzt stattfand, ohne das ramponierte Schulgelände zu berühren.

Zusätzlicher Pavillon wird nicht mehr gebraucht

Im Januar 2024 erfuhr der Bauausschuss, dass sich die Deumoba einen Anwalt genommen hat und auch das Bau- und Kommunalministerium nun eingeschaltet sei. In Hilchenbach beginnen Überlegungen, wie der Florenburgschule mit einem weiteren Provisorium geholfen werden kann. Eine Fläche über dem Parkplatz zwischen Real- und Grundschule wird für weitere Pavillons in den Blick genommen. Dazu wird es nun nicht mehr kommen, die Schule will noch ein weiteres halbes Jahr durchhalten.

Der Stadt bliebe so auch ein komplizierter Rechtsstreit erspart: Denn die Kosten für den Ersatz-Behelfsbau hätte die Stadt von den Generalunternehmer zurückverlangt, der den Fertigstellungstermin nicht eingehalten hat. Versäumt hat es die Stadt allerdings, eine Vertragsstrafe zu vereinbaren, die fällig geworden wäre, wenn die Schule nicht rechtzeitig fertig wird.

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