Hilchenbach. Auf der letzten Strecke legt die Bauaufsicht die Baustelle still: Kreis will Brandschutzgutachten für Bauteile aus dem Ausland.
Die Bauaufsicht des Kreises Siegen-Wittgenstein hat den Erweiterungsbau für die Florenburgschule gestoppt: „Die Container stammen aus dem Ausland und für die Bauteile fehlt ein nach den Regelungen der Bauordnung zwingend vorzulegendes Prüfzeugnis einer Materialprüfanstalt, das bescheinigt, dass die Bauteile ausreichend feuerhemmend sind und die vorgeschriebene Feuerwiderstandsfähigkeit aufweisen“, bestätigt die Kreisverwaltung auf Anfrage, „zudem weist das bislang vorliegende Brandschutzkonzept Mängel auf, die nachzubessern sind.“
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Aufnahmestopp für offenen Ganztag
Ursprünglich wollte die Schule die vier Räume zum Schuljahresbeginn in Betrieb nehmen, zuletzt war der 5. Oktober als Fertigstellungstermin verabredet worden. Drei Räume sollen als Klassenräume genutzt werden, einer für den offenen Ganztag (OGS). Nun sind eine erste und eine zweite Klasse in den alten, auf den unteren Schulhof umgesetzten Containern untergebracht, die ursprünglich nur für Gruppenarbeit vorgesehen waren ohne Flur und ohne Garderobe. 26 Kinder werden dort nun unterrichtet. „Da geht kein Stuhl und kein Tisch mehr rein“, berichtet Schulleiterin Anja Koch. Eine weitere 1. Klasse ist im Hauptgebäude untergebracht, wo nun Nebenräume fehlen. Zwei Nebenräume wurden ohnehin für aus Brandschutzgründen erforderliche Notausgänge geopfert, ein weiterer Raum ist wegen Pilzbefalls gesperrt.
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Überfüllt ist der Trakt für den offenen Ganztag, insgesamt 130 Kinder sind zu den Betreuungsangeboten angemeldet. „Manchmal sind um die 50 Kinder in einem Raum“, sagt Anja Koch, die die Lage als „große Katastrophe“ schildert. „Wir müssen sehen, wie wir den Winter überbrücken können“ – denn dann sind die Gelegenheiten zum Spiel im Freien knapper. Für die OGS wurde ein Aufnahmestopp verhängt.
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Ein Jahr Verzögerung durch neues Gutachten
Den Modulbau hat die Stadt Hilchenbach zum Preis von 1,4 Millionen Euro bestellt, insgesamt ist die Schulerweiterung mit 1,8 Millionen Euro veranschlagt. Für die Deumoba in Ense ist es nicht der erste Auftrag dieser Art – warum die Kreisverwaltung in Siegen das Brandschutzgutachten der von Deumoba beauftragten Firma akzeptiert, „das ist die große Frage“, sagt Hilchenbachs Stadtrat Christoph Ermert dieser Zeitung auf Nachfrage. Der Kreis bestehe, anders als die ebenfalls von Deumoba bediente Stadt Münster, auf einer Begutachtung durch die Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig (MFPA). Das werde die Fertigstellung des Gebäudes um ein Jahr verzögern.
Nach Prüfung muss neuer Bauantrag gestellt werden
„Trotz unserer intensiven Bemühungen in den vergangenen Wochen, in vermittelnder Position eine Lösung herbeizuführen, konnte noch kein Erfolg erzielt werden“, heißt es in einer nicht öffentlichen Mitteilung der Verwaltung an den Hilchenbacher Schulausschuss. Am Dienstag aber doch: Der Kreis habe eine auf die zwei Klassenräume im Erdgeschoss begrenzte Nutzung des Gebäudes in Aussicht gestellt, teilte die Kreisverwaltung dieser Zeitung mit. Dazu seien neue Bauantragsunterlagen einschließlich eines überarbeiteten Brandschutzkonzeptes erforderlich. „Dazu muss zugesichert werden, dass die Bauarbeiten im Obergeschoss nicht fortgeführt werden und durch geeignete Maßnahmen eine Nutzung des Obergeschosses ausgeschlossen wird. Erst nach Erteilung einer eventuellen Baugenehmigung können die Bauarbeiten frei gegeben und das Erdgeschoss fertiggestellt werden. Sobald für die Containerbauweise ein positives Prüfzeugnis vorliegt, ist für das Gesamtgebäude ein neuer Bauantrag zu stellen.“
„Ich möchte, dass das so schnell wie möglich umgesetzt wird“, sagt Stadtrat Christoph Ermert, „an der Schule pressiert’s.“ Vorbild für das deutschlandweit propagierte beschleunigte Bauen werde Hilchenbach so wohl aber nicht mehr: „Ein Paradebeispiel, wie es nicht geht.“
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