Hilchenbach. Vor zehn Jahren hatte Hilchenbach befürchtet, nur noch drei Grundschulklassen je Jahrgang zusammenzubekommen. Nun sind es schon wieder sechs.

1,8 Millionen Euro hat die Stadt Hilchenbach bisher für die Erweiterung der Florenburgschule ausgegeben – den Modulbau, den die Schule wegen eines durch die Kreisverwaltung verhängten Baustopps nicht nutzen darf. 450.000 Euro kostete der Umbau der ehemaligen Hausmeisterwohnung für die Nutzung durch die Schule. Hinzu kommen Kosten für den Brandschutz in Höhe von rund 24.000 Euro. Und 450.000 Euro für eine Erweiterung des Modulbaus. Parallel dazu kommt Müsen an die Reihe: Auch dort wird mit Kosten von zwei Millionen Euro für einen Anbau an die Stahlberg-Grundschule kalkuliert.

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Schließung der Grundschule Allenbach wird nun bereut

61 Kinder wurden für die nächsten 1. Klassen in Hilchenbach angemeldet, 75 Kinder werden in Müsen eingeschult, berichtete Fachdienstleiterin Anja Weyand jetzt im Schulausschuss. Beide Grundschulen werden wieder drei 1. Klassen bilden, eingerichtet sind sie für einen zweizügigen Betrieb. Dass die Schließung der Grundschule Allenbach im Jahr 2015, die der Stadt von der Schulaufsicht nahegelegt worden war, ein Fehler war, sei unbestritten, fand Olaf Kemper (CDU): „Wir hatten alle Bauchschmerzen.“ Vor noch nicht einmal zehn Jahren stand die Sorge im Raum, in Hilchenbach könne die Schülerzahl nur noch für drei 1. Klassen insgesamt reichen - nun sind es sechs. Wobei die Hilchenbacher Kinder dazuzurechnen sind, die die private b school besuchen, die in das Allenbacher Schulgebäude eingezogen ist.

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Baustopp für Erweiterungsbau – kein Ende in Sicht

Ob es für die ganzen Klassen auch Lehrkräfte gibt, steht auf einem anderen Blatt. „Im Moment ist das nicht der beliebteste Beruf“, sagte Stadtrat Christoph Ermert. Womöglich liege es aber auch an Hilchenbach, wandte Olaf Kemper (CDU) ein. „Ich weiß nicht, ob jeder gern nach Hilchenbach kommen möchte.“ Nicht nur wegen der Verkehrsferne, sondern auch wegen der speziellen Bedingungen: Die Florenburgschule platzt aus den Nähten, die Verwaltung bereitet das Aufstellen weiterer Container vor, für die über dem Lehrerparkplatz zwischen Grund- und Realschule Platz ist. Denn die Verhandlungen über die Freigabe des Erweiterungsbaus, an der neben der Baufirma die Kreisverwaltung und das Bauministerium beteiligt sind, stehen anscheinend längst nicht vor dem Abschluss. „Das zieht sich hin“, sagte Stadtrat Ermert.

Die Schule weiß nicht, wie es weitergehen soll.
Annette Czarski-Nüs, Grüne

„Das sagt alles und nichts“, ärgerte sich Annette Czarski-Nüs (Grüne), „die Schule weiß nicht, wie es weitergehen soll.“ „So eine Situation möchte ich nicht noch einmal erleben“, schimpfte Renate Becker (UWG). Als der Bau im September 2023 gestoppt wurde, hatte die Schule sofort einen Aufnahmestopp für den offenen Ganztag verhängt, weil in dem alten Pavillon nun zwei Klassen unterrichet werden müssen. „Für uns ist es auch äußerst ärgerlich, dass es so gekommen ist“, räumte Christoph Ermert ein.

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Kurz vor der Fertigstellung des Gebäudes hatte die Bauaufsicht des Kreises den Baustopp verfügt, weil für die im Ausland hergestellten Bauelemente das Prüfzeugnis einer Materialprüfungsanstalt vorgelegt werden sollte – warum keiner der früheren Kunden der Baufirma dasselbe Problem bekam, wird zumindest hinter vorgehaltener Hand so erklärt: Die anderen Städte haben alle mindestens 25.000 Einwohner und somit eine eigene Baugenehmigungsbehörde, die den Schulbau für die eigene Stadt durchgewunken hat. Erst in Hilchenbach kam mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein eine übergeordnete Behörde ins Spiel, die ihre Aufgabe offensichtlich sehr genau nimmt. Jetzt wird auf eine „vorhabenbezogene Baugenehmigung“ gewartet, die direkt durch das Düsseldorfer Bauministerium erteilt wird.

Schulwegpläne ab 2025

Auch wenn es in den Schulen eng ist: Zumindest der Weg dorthin soll sicherer werden. Das „schulische Mobilitätsmanagement“ hat begonnen. Drei Jahre lang wird das beauftragte Fachbüro die Schulen in Hilchenbach, Allenbach und Müsen begleiten. Nach den Sommerferien soll mit der Erkundung von Gefahrenstellen begonnen werden. Anfang 2025 werden Schulwegpläne erarbeitet, die im übernächsten Schuljahr erstmals angewendet werden sollen. Bisher ergebnislos debattiert die Hilchenbacher Politik über eine Hol- und Bringzone für den Schulberg, für die es Planungen im Bereich der Bushaltestelle an der Rothenberger Straße und auf dem alten Friedhof gab. Im Gespräch sind stattdessen „Park-and-Go“Zonen zum Beispiel im Gerberpark und eine zeitweise Sperrung der Jung-Stilling-Allee zu Schulbeginn und Schulschluss. Eine solche Regelung für „Schulstraßen“ hat das NRW-Verkehrsministerium seit Beginn dieses Jahres in einem Erlass ermöglicht.

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