Helberhausen. Weiter Himmel, offenes Tal: Der Löffelpfad bietet von allen Seiten wunderschöne Aussichten auf Helberhausen, wo die „Leutschen“ voller Genie sind
Den Löffelschnitzern von Helberhausen widmet das Stadtmuseum in der Hilchenbacher Wilhelmsburg eine eigene Station, die mit der Nummer elf. Dort ist zu sehen, wie aus einem Holzscheit ein Holzlöffel wird: Auf den Rohling kommt die gezeichnete Form, dann wird geschnitzt und geschabt, bis der Löffel zum Rühren, Abschmecken, Essen taugt. 60 solcher Löffel, ist zu lesen, konnte ein Helberhäuser Schnitzer am Tag herstellen, einen sogenannten „Schock“ an Löffeln.
Eine Million Löffel entstanden zur Hochzeit des Gewerbes im ausgehenden 18. Jahrhundert – und sie gingen in alle Welt. Der Exportschlager aus dem oberen Ferndorftal wurde zunächst aus Ahorn-, später aus Birkenholz gefertigt, doch zunehmender Holzmangel und wachsende Konkurrenz machten das aus einem Zeitvertreib entstandene Geschäft wieder zur Liebhaberei. Geblieben ist Helberhausen der Beiname „Löffelstadt“. Der „Löffelweg“ führt einmal um den Ort herum, mehr noch, er bindet auch die benachbarten Dörfer mit ein: Oberndorf im Osten und Hadem im Westen, dazu gibt es eine schöne Aussicht bis zum Hilchenbacher Markt – kurz: wer eine landschaftliche Perle entdecken möchte, ist mit diesem Weg bestens beraten.
Der Löffelpfad – mit weißem L – beginnt in der Dorfmitte von Helberhausen
Der zuverlässig mit einem weißem L auf schwarzem Grund markierte Weg beginnt in der Dorfmitte von Helberhausen, unweit der 1863 errichteten Kapellenschule. Er folgt der Straße In der Bäche zunächst auf Teer in ein kleines Seitental mit Wiesen, Wald und Weiden. Wer Kühe liebt, findet Milch- und Rindvieh zuhauf auf dieser Runde – immer wieder anders, so dass ein Kuh-Führer fast ratsam wäre…
Rund um Helberhausen
Helberhausen ist einer der zwölf Ortsteile der Stadt Hilchenbach. Gelegen im oberen Ferndorftal besticht das Dorf mit seiner wunderschönen Lage. Als „Helmerinchusin“ wurde Helberhausen im Jahr 1318 erstmals urkundlich erwähnt. Aus Anlass der 700-Jahr-Feier wurde 2018 der „Löffelpfad“ als Themenwanderweg rund um den Ort eröffnet (www.loeffelstadt.de). Den Flyer zum Weg gibt es bei der Hilchenbacher Touristinfo, auch zum Download (https://www.hilchenbach.de/Tourismus/Wandern/Loeffelpfad/).
Start/Ziel: Helberhausen, Dorfmitte. Parkmöglichkeiten und Bushaltestelle.
Distanz/Gehzeit: 9 km (ohne den Schlenker zur Hilchenbacher Stadtmitte, das wären 2 km mehr), 2,5 Stunden, bergauf-bergab: 180 m.
Markierung: durchweg mit einem „L“.
Charakter: Eine Wanderung wie ein Spaziergang durch eine ländliche Idylle – gute Wege, herrliche Aussichten, viele Ruhebänke.
Einkehr: keine, im Anschluss viele Möglichkeiten rund um den Hilchenbacher Marktplatz.
Nach gut 500 Metern weist unsere Runde nach links, ein Stück durch Wald bergan, dann erneut links und nun auf halber Höhe immer am Hang entlang talaufwärts Richtung Oberndorf. Das Wandern ist hier tatsächlich eine Lust, das Auge freut sich an immer wieder neuen Ausblicken, die Landschaftsformen wirken fast alpenländisch. Die „Leutschen“, die hier zu Hause sind, erinnerten den Grunder Gelehrten Jung-Stilling übrigens gleichfalls an Gebirgsmenschen, wie er 1781 in einem Text „Über die Nassau-Siegensche Löffelmanufaktur zu Helberhausen“ schrieb: Sie seien „voller Genie, haben sehr gute Schulen, sind daher voller Erkenntnis, redlich und freinatürlich wie die Bewohner der Alpen, und über das ziemlich wohlhabend nach ihrer Art“. Was für ein Zeugnis aus alter Zeit!
Hier entspringt die Ferndorf – ein Bach, der die Industrie der Region antrieb
In Oberndorf quert der „Löffelpfad“ die über die Oberndorfer Höhe ins nahe Sauerland führende Landstraße und auch die Ferndorf, die am Helberhauser Schlag entspringt. Ein „Kraftpaket“, das in früheren Zeiten talabwärts vieles in Bewegung gesetzt hat: Eisenhütten und Hammerschmieden – und damit im Verbund mit Littfe und Sieg eine ganze Industrieregion. Wir begegnen dem Ferndorfbach bei Hadem erneut, freuen uns ab Oberndorf aber erst einmal an einem Streckenteil, der durch Misch- und durch Haubergswald führt. Gerade an sonnig-heißen Tagen eine Wohltat und im Herbst in bezaubernd bunten Farben.
Unterhalb des Rauhen Bergs (547 m) wandern wir auf Hadem zu. Dabei passiert unser Weg auch das kleine Landwirtschaftsmuseum, in dem Henning Moll alte Landmaschinen und Ackergeräte zeigt, die „gute Stube“ und eine Küche aus Uromas Zeiten sowie, mit Verweis aufs benachbarte „Löffeldorf“ auch Holzlöffel und Schnitzwerkzeuge. Geöffnet hat die Ausstellung im Alten Dreschschuppen von Mai bis September jeden zweiten Sonntag im Monat ab 14 Uhr sowie auf Anfrage unter 02733/128169.
Die Qual der Wahl: Schlenker nach Hilchenbach mit Einkehr? Zurück nach Helberhausen?
An der Ferndorfstraße haben wir die Wahl: Machen wir einen Schlenker zur Hilchenbacher Stadtmitte (vielleicht mit einer Erfrischung am Wassertretbecken des Barfußpfads nahe der Neurologischen Fachklinik) oder wenden wir uns jenseits von Straße und Ferndorfbach nach links und wandern sogleich auf Helberhausen zu? Unsere, damit zwei Kilometer kürzere Runde entscheidet sich für den unmittelbaren Rückweg. Wir gehen rechts vom Bach talaufwärts, stoßen bald wieder auf unser Wegzeichen „L“ und haben bald schon das weiße Türmchen der Kapellenschule wieder im Blick.
Gerne noch einmal! Das wäre ein Fazit dieser Runde. Vielleicht passt es irgendwann sogar zu einer kulinarischen Wanderung, wie sie im Juni dieses Jahres stattgefunden hat. Damals war die „Einkehr“ an 13 Stationen möglich: mit Bratwurst und Backschinken, Blechkuchen und Backesbrot, Kaffee und Saft, „Dicken Duffeln“ und – natürlich – „Riewekooche“.
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