Siegerland. Die Siegener Straßennamen-Debatte schwappt über: Zumindest die Friedrich-Flick-Straße müsste Burbach loswerden.

Die Straßennamen-Debatte in Siegen wird in den Nachbarkommunen zur Kenntnis genommen. Zumindest in Burbach – dort hat Bürgermeister Christoph Ewers im Rat vorgeschlagen, in der Runde der Fraktionsvorsitzenden ebenfalls über den Umgang mit belasteten Straßennamen zu sprechen. Die kleine Gemeinde ist damit reichlich bedient: Sie hat eine Stöcker-, eine Friedrich-Flick-, eine Graf-Luckner und eine Hindenburgstraße.

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Hier ist der Überblick über den Rest des Siegerlandes:

Stöckerstraße: Hofprediger Adolph Stoecker war Reichstagsmitglied der Deutschkonservativen Partei, „vertrat einen radikalen Antisemitismus“, wie der Siegener Straßennamen-Arbeitskreis feststellte. In Siegen behält die Straße ihren Namen, gemeint ist aber nun die Frauenrechtlerin Helene Stöcker. Weitere Stöckerstraßen gibt es in Burbach und Freudenberg.

Graf-Luckner-Straße: Der Weltkriegs-„Seeteufel“ und Hitler-Günstling hat Kinder sexuell missbraucht. In Siegen künftig Edith-Langner-Straße (nach der CDU-Landtagsabgeordneten), wenn der Rat dabei bleibt. In Burbach gibt es die Graf-Luckner-Straße noch.

Hindenburgstraße: In Siegen wird daraus die Europastraße. In Burbach und Hilchenbach sind noch Straßen nach dem Reichspräsidenten benannt, der Hitlers Machtübernahme unterstützte. In Hilchenbach sind Versuche zur Umbenennung zwei Mal gescheitert. In Neunkirchen gibt es einen Hindenburgplatz.

Friedrich-Flick-Straße: Der Schwerindustrielle aus Kreuztal war verurteilter Kriegsverbrecher. In Kreuztal wurde das nach ihm benannte Gymnasium umbenannt. Die Straße in Burbach dürfte auf die dort ansässige Dynamit Nobel zurückzuführen sein, die auch einmal zum Flick-Imperium gehörte.

Bernhard-Weiss-Platz: Der Neffe von Friedrich Flick war dessen Generalbevollmächtigter und wurde im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess wegen Sklavenarbeit verurteilt. Ihm gehörte die Hilchenbacher Siemag, die heutige SMS group. Die Stadt Hilchenbach wagt sich an eine Umbenennnung des Platzes vor dem Busch-Theater in Dahlbruch nicht heran. Die IHK Siegen hat den nach ihrem ehemaligen Präsidenten benannten Saal erst vor kurzem in Südwestfalensaal umbenannt – zugleich aber auch alle anderen Saal-Benennnungen getilgt. Das ehemalige Kredenbacher Krankenhaus verlor seinen Beinamen „Bernhard-Weiss-Klinik“, nachdem sich die SMS group mit der Diakonie Südwestfalen überworfen hatte – wegen des Krankenhauses.

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Jakob-Henrich-Straße: Die Straße im Kreuztaler Stadtteil Krombach erinnert an den Lehrer, der dort von 1889 bis 1924 tätig war. Der vom Siegener Rat eingesetzte Arbeitskreis: „Henrich war extremer Antisemit und verbreitete sein aggressiv antisemitisches Gedankengut über Jahre hinweg über Publikationen in der Gesellschaft. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg behielt er diese Ansichten bei, so dass keine Reue oder Selbstreflektion zu erkennen sind.“ Der nach seinem Pseudonym benannte in Henrichs Geburtsort Eisern „Bergfriederweg“ wird umbenannt.

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