Siegen. Das St. Marien-Krankenhaus Siegen ist als Onkologisches Spitzenzentrum ausgewiesen worden. Was das für Krebspatientinnen und -patienten bedeutet.

Das Onkologische Zentrum am St. Marien-Krankenhaus ist offiziell als „medizinisches Spitzenzentrum für Onkologie“ ausgewiesen worden. Für Patientinnen und Patientinnen bedeutet das, „dass sie hier genau so gut versorgt werden wie an der Charité oder in Heidelberg“, sagt Zentrumsleiter Prof. Dr. Ralph Naumann.

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Bei aller Relevanz, die Zertifizierungen medizinischer Einrichtungen haben: „Hierbei geht es nicht um eine Zertifizierung“, betont Hans-Jürgen Winkelmann, Hauptgeschäftsführer der Marien Gesellschaft Siegen. Tatsächlich gehe der neue Titel darüber deutlich hinaus. Um den neuen Status im Krankenhausplan des Landes Nordrhein-Westfalen zu erhalten, mussten Kriterien des Gemeinsamen Bundesausschusses, höchstes Gremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen, erfüllt werden.

Das Lenkungsgremium des Onkologischen Spitzenzentrums Südwestfalen am St. Marien-Krankenhaus Siegen ist interdisziplinär zusammengesetzt. Mit dabei sind unter anderem (von links): Dr. René Baumann (Klinik für Radioonkologie), Prof. Dr. Frank Willeke (stellvertretender Leiter des Zentrums), Oksana Kurz (Koordinatorin) und Prof. Dr. Ralph Naumann (Leiter des Zentrums). Rechts: Hans-Jürgen Winkelmann, Hauptgeschäftsführer der Marien Gesellschaft Siegen.
Das Lenkungsgremium des Onkologischen Spitzenzentrums Südwestfalen am St. Marien-Krankenhaus Siegen ist interdisziplinär zusammengesetzt. Mit dabei sind unter anderem (von links): Dr. René Baumann (Klinik für Radioonkologie), Prof. Dr. Frank Willeke (stellvertretender Leiter des Zentrums), Oksana Kurz (Koordinatorin) und Prof. Dr. Ralph Naumann (Leiter des Zentrums). Rechts: Hans-Jürgen Winkelmann, Hauptgeschäftsführer der Marien Gesellschaft Siegen. © WP | Florian Adam

Siegen: St. Marien-Krankenhaus bietet Krebsbehandlung „mit allen Möglichkeiten“

Die Ausweisung der Zentren sei vom Land gewünscht worden, um die Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten in der Fläche zu verbessern. Bisher gab es sieben solcher Standorte, allesamt an Uni-Kliniken angesiedelt. Nun gibt es 22, wobei der in Siegen der einzige in Südwestfalen ist. Dass die Zahl nun höher sei, ändere nichts am Aufwand, der für die Anerkennung nötig gewesen sei, unterstreicht Hans-Jürgen Winkelmann. Anderthalb Jahre habe das Verfahren gedauert, dessen Ergebnis „onkologische Spitzenmedizin mit allen Möglichkeiten, die Medizin heute bietet“ belege. Das St. Marien-Krankenhaus sei auf diesem Gebiet seit Jahrzehnten engagiert, und „das ist die Krönung dieses Weges“.

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Krebs, sagt Prof. Ralph Naumann, sei (nach Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems) „die zweithäufigste Todesursache in Industrieländern“, auch wenn die Fortschritte im Kampf gegen die Krankheit „extrem“ seien. Mit den Entwicklungen müssen die Behandelnden einerseits Schritt halten, andererseits sind die Behandlungen komplex und kompliziert. All dem soll die Arbeit am Spitzenzentrum Rechnung tragen.

Im Onkologischen Zentrum Südwestfalen am St. Marien-Krankenhaus Siegen arbeiten viele Abteilungen zusammen. Bildgebende Verfahren beispielsweise sind direkt im Haus verfügbar. Doch auch die Kooperation mit zahlreichen externen Partnerinnen und Partnern ist ein wesentliches Charakteristikum.
Im Onkologischen Zentrum Südwestfalen am St. Marien-Krankenhaus Siegen arbeiten viele Abteilungen zusammen. Bildgebende Verfahren beispielsweise sind direkt im Haus verfügbar. Doch auch die Kooperation mit zahlreichen externen Partnerinnen und Partnern ist ein wesentliches Charakteristikum. © Unbekannt | St. Marien-Krankenhaus Siegen

Siegen: Onkologisches Zentrum am St. Marien-Krankenhaus arbeitet fachübergreifend

• Krebspatientinnen und Patienten müssen quasi immer von Expertinnen und Experten mehrerer Fachrichtungen behandelt werden, unter anderem Strahlentherapie, Radiologie, Chirurgie. Hinzu kommen Disziplinen wie Psychoonkologie und Onkologische Pflege. „Das ganze ist ein großes Netzwerk“, sagt Hans-Jürgen Winkelmann. Hausintern sind Abteilungen wie das Darmzentrum, das Gynäkologische Krebszentrum, das Brustzentrum und so ziemlich alle Abteilungen, die Berührung mit dem Thema haben, involviert, etwa auch die Immunologie.

Weit verbreitet

Statistisch gesehen muss jeder Vierte damit rechnen, im Laufe seines Lebens an Krebs zu erkranken, wie das St. Marien-Krankenhaus schreibt. In Deutschland erkranken pro Jahr mehr als 500.000 Menschen neu an Krebs. Etwa die Hälfte aller Krebserkrankungen könne geheilt werden, wobei die Zahlen je nach Krebsart variieren. Dabei gilt: Je früher das Stadium, in dem die Krankheit erkannt wird, desto besser die Ausgangslage.Studien, das erwähnt Marien-Geschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann, deuten darauf hin, dass es „einen signifikanten Unterschied“ mache, ob Betroffene sich zur Behandlung in ein zertifiziertes Zentrum begeben oder nicht.

„Wir sind hier in einem sehr starken Team unterwegs“, sagt Prof. Dr. Frank Willeke, Medizinischer Direktor des St. Marien-Krankenhauses und stellvertretender Leiter des Onkologischen Zentrums. „Kurze Wege eröffnen eine sehr effektive Behandlung.“ Es mache für Betroffene einen Unterschied, ob sie von einem Arzt zum anderen in der Gegend herumfahren müssen, oder ob ihr Arzt gerade zum Telefon greift und den kurzen Draht zu den Kolleginnen und den Kollegen hat und nutzt. Entscheidungen seien sorgsam zu treffen, aber „ein Anruf, und die Schiene ist klar“, beschreibt Frank Willeke die Vorteile der Struktur.

Onkologisches Zentrum Südwestfalen in Siegen ist auch wissenschaftlich aktiv

• Je nach Erkrankung finden wöchentliche Tumorkonferenzen statt, in denen für jeden Patienten und jede Patientin fachübergreifend Diagnostik und Behandlung besprochen werden.

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• Der Status als Spitzenzentrum bedeutet nicht nur, die Erkenntnisse von Forschung und Entwicklung immer auf dem neuesten Stand zu verfolgen, sondern selbst auch dazu beizutragen. „Man muss wissenschaftlich aktiv sein und regelmäßig veröffentlichen“, sagt Ralph Naumann. Dies schließt für Patientinnen und Patienten auch das Angebot zur Teilnahme an klinischen Studien ein. Außerdem obliegt es dem Zentrum, Qualitätsmaßstäbe für die Krebsbehandlung innerhalb des Verbunds zu definieren.

St. Marien-Krankenhaus Siegen: Onkologisches Zentrum berät in allen Fragen zum Krebs

• Es gibt eine Vielzahl sogenannter Supportiver (also unterstützender) Bereiche. Dazu zählt beispielsweise die „Integrative Onkologie“, wie Ralph Naumann erläutert. 40 bis 50 Prozent der Krebspatientinnen und - patienten würden sich mit alternativen oder zusätzlichen Behandlungsmethoden befassen, und hier biete das Zentrum intensive Beratung an – etwa, wenn es um die Einnahme von Vitaminpräparaten oder um die Bedeutung von Sport und Ernährung gehe. Natürlich seien dabei auch umstrittene Ansätze und die damit verbundenen Risiken ein Thema: Als Beispiel nennt der Experte den Einsatz von Methadon in der Krebsbehandlung (und formuliert dazu schon im Pressegespräch die klare Empfehlung: „Lass es.“).

Mehr Infos gibt es auf www.onko-zentrum.de

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